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Pictet rechnet bei Unternehmen mit einem Innovationsschock und Margendruck

Montag, 21.12.2015

Im Jahr 2016 fällt das Wirtschafts- und Gewinnwachstum eher verhalten aus, prognostiziert die Privatbank Pictet. Hinzu kommt eine Zentralbankpolitik, die je nach Währungsraum auseinanderdriftet. Die Volatilität an den Finanzmärkten dürfte steigen.

Das Wachstum in den Industrieländern stabilisiert sich 2016 nach Ansicht von Alfred Roelli, Chefanalytiker der Bank Pictet. Für die USA rechnet Pictet mit einem Wirtschaftswachstum von 2.4%, vor allem durch die Binnennachfrage getrieben. Auch in der Eurozone dürfte das Wachstum mit rund 1.8% erfreulich ausfallen. Für die Eurozone sieht Pictet Potenzial für eine positive Überraschung, insbesondere wenn eine Erhöhung der Bankkredite und der Staatsausgaben die Investitionsausgaben ankurbeln.

Die Risiko-Wahrnehmung von China ist übertrieben

China befindet sich laut Roelli in einer Übergangsphase zu einem neuen Wirtschaftsmodell. Pictet rechnet für 2016 mit einem Wirtschaftswachstum von 6.5-7%. Laut Roelli ist die Risiko-Wahrnehmung übertrieben. Dennoch – der Privatkonsum steigt im Verhältnis zum Bruttoinlandprodukt (BIP) zwar stetig an, macht aber immer noch erst 38% der Wirtschaft aus, während es in den Industrienationen 70% und mehr sind.

Die Investitionen schlagen in der chinesischen Wirtschaft jedoch nach wie vor mit etwa 45% des BIP zu Buche, während die Erfahrung anderer Länder, die eine ähnliche Entwicklung durchliefen (Japan und Korea), eine nachhaltige Investitionsquote von höchstens 30% erreichten. Das Wachstum wurde in den letzten Jahren zwar durch Kredite getrieben, was gefährliche Ungleichgewichte verursachte. Die chinesischen Behörden haben jedoch bis auf weiteres die Ressourcen, um das Wachstum zu unterstützen, gibt sich Roelli überzeugt. Für 2016 rechnet Pictet damit, dass die chinesische Zentralbank die Zinsen weiter senken und Liquidität soweit nötig bereitstellen wird.

Die US-Zentralbank treibt Zinserhöhungen voran

Die US-Zentralbank Fed dürfte die Zinsen nach Ansicht von Pictet bis Ende 2016 um 0.75% erhöhen. Die Europäische Zentralbank (EZB) dagegen hat ihr Programm der quantitativen Lockerung um sechs Monate verlängert und die Einlagezinsen weiter in den Negativbereich gesenkt, um den Euro zu schwächen. Die Geldpolitik der grossen Zentralbanken ist somit zunehmend unkoordiniert, was die Finanzmärkte verunsichern könnte, mahnt Roelli.

US-Dollar dürfte sich weiter auf- der Euro abwerten

Der mehrjährige Aufwertungstrend des US-Dollar dürfte vorerst anhalten, so Roelli, wobei im historischen Vergleich bereits etwa 2/3 des Anstiegs stattgefunden hätten. Der Euro dürfte sich gegenüber dem US-Dollar abschwächen und sich vorübergehend in Richtung Parität bewegen. Der Yuan könnte zum US-Dollar etwas nachgeben und sich gegenüber den anderen G10-Währungen leicht festigen. Die Wechselkurse werden weiterhin stark schwanken, ist Roelli überzeugt, und er sieht Potenzial für grössere Ausschläge. Aus diesem Grund empfiehlt Pictet weiterhin ein minimales Währungsexposure.

Aktienbewertungen sind relativ hoch, zu erwartende Erträge niedrig

In einem solchen Umfeld seien eine aktive taktische Asset-Allokation und Einzeltitel-Auswahl von entscheidender Bedeutung, erläutert Roelli, da die Bewertungen bereits relativ hoch und die mit einer Buy-and-Hold-Strategie zu erwartenden Erträge niedrig seien. Qualitätsaktien von innovativen Unternehmen und überdurchschnittlichem Umsatz- und Gewinnwachstum stünden dabei im Vordergrund.

Pictet bevorzugt hochinnovative Unternehmen

Die Bewertungen von Industrieländeraktien bewegten sich über historischen Durchschnittswerten. Angesichts der sich straffenden US-Geldpolitik erscheine eine weitere Ausweitung der Bewertungskennzahlen schwierig, solange es keine anziehende Konjunkturdynamik und keine Wende bei den Gewinnprognosen gebe, so Roelli weiter.

Pictet sieht erste Anzeichen für einen Innovationsschock mit Margendruck bei Unternehmen ausserhalb des TMT-Sektors. Sichtbares Wachstum – Aktien, die von Einnahmenausweitung, solider Rentabilität und guter Gewinnvisibilität profitierten – sei die beste Art, auf den Innovationsschock zu setzen. Angezeigt sei ein Aktienselektionsansatz. Dabei bevorzugt Pictet hochinnovative Unternehmen, die sich in vielen Fällen in den USA befinden.

Risiko-Ertrags-Profil für Schwellenmarktaktien ist ungünstig

Value-Aktien (dazu gehören insbesondere europäische Zykliker und Finanzwerte) sind in Roellis Augen kurzfristig interessant. Für Schwellenmarktaktien erachtet er das Risiko-Ertrags-Profil aus strategischer Sicht indes als ungünstig. Bei niedrigen Bewertungen könnten, wenn der Druck in gewissen Ländern vorübergehend nachlasse, taktische Anlagen im Jahresverlauf in Schwellenmarktaktien von Vorteil sein.

Investitionen in Anleihen mahnen zur Vorsicht

Die quantitative Lockerung der EZB wird den Kapitalmarktzinsen in der Peripherie der Euro-Zone laut Pictet zu einer Konvergenz Richtung Kernländer verhelfen. Schwellenländeranleihen würden attraktive Renditen aufweisen, aber Abwärtsrisiken für Schwellenländerwährungen erforderten Vorsicht. Daher bevorzugt Pictet Schwellenländeranleihen in Hartwährungen gegenüber Lokalwährungen.

Die Spread-Ausweitung bei US-Hochzinsunternehmensanleihen könnte 2016 eine gute Kaufgelegenheit bieten, erklärt Roelli. Noch aber sei der richtige Zeitpunkt für Anlagen nicht gekommen, da die Ausfallraten jüngst gestiegen seien und sich nun normalisierten. Die Erträge von Investment Grade-Unternehmensanleihen seien nicht üppig, aber zumindest nicht wie bei Cash negativ. Investment-Grade könnten daher taktisch eingesetzt werden, um das Engagement bei Industrieländeraktien zu reduzieren.

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