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Meinungen gehen bei Reformvorhaben für die schweizerische Altersvorsorge auseinander

Mittwoch, 21.11.2012

Der Bundesrat will die 1. und 2. Säule reformieren. Diesem Vorhaben stehen sowohl der Pensionskassenverband als auch der Versicherungsverband grundsätzlich positiv gegenüber. Die Gewerkschaften jedoch melden klare Kritik an.

Der Bundesrat hat die Leitlinien für eine zukunftsfähige Altersvorsorge definiert. Damit ist das Fundament für die umfassende Reform «Altersvorsorge 2020» gelegt. Grund für die Reform bei der AHV ist laut Bundesrat der Umstand, dass die Kapitalreserven etwa ab dem Jahr 2020 kontinuierlich abnehmen werden. Bei den Pensionskassen sind es die gesetzlich definierten Mindestleistungen, die nicht ausreichend finanziert sind.

ASIP fordert rascheres Handeln

Der Pensionskassenverband ASIP begrüsst die Vorschläge des Bundesrats für Reformen bei der Altersvorsorge grundsätzlich. Die Stossrichtung stimme. Auch würden die richtigen Themen behandelt. Im Rahmen der vorgesehenen Gesamtbetrachtung sei an einer starken beruflichen Vorsorge festzuhalten. Eine Stärkung der AHV zulasten der berufliche Vorsorge lehnt der ASIP aber ab.

Der ASIP unterstützt sowohl eine Erhöhung als auch eine Flexibilisierung des Rentenalters. Der Umwandlungssatz müsse, begleitet von flankierenden Massnahmen, gesenkt werden, wobei noch offen sei, welche flankierenden Massnahmen die beste Wahl seien. Die längere Lebenserwartung mache es notwendig, für eine längere Bezugsdauer der Renten zu planen und der Quersubventionierung durch jüngere Generationen entgegenzuwirken.

Dem ASIP dauert der Reformprozess jedoch zu lange. Es gebe dadurch kaum Handlungsspielraum für Versicherte mit BVG-Minimalplänen und die Umverteilung dauere weiterhin an. Der ASIP fordert deshalb ein rascheres Handeln.

Lebensversicherer bieten Bundesrat zur Rettung der Altersvorsorge die Hand

Auch der Schweizerische Versicherungsverband SVV begrüsst das Reformvorhaben, um das bewährte Schweizer Vorsorgesystem langfristig zu sichern und die Probleme der 1. und 2. Säule integral anzugehen.
Die Vorschläge zur Reform der Altersvorsorge deuten laut SVV in die richtige Richtung. Die Gesamtbetrachtung von AHV und beruflicher Vorsorge sei angesichts der gegenseitigen Abhängigkeiten notwendig und sinnvoll.

Dies dürfe aber nicht zu zeitlichen Verzögerungen bei den dringlichen Massnahmen führen. Eine langfristig gesicherte und damit nachhaltige Finanzierung der Altersvorsorge bedinge nämlich, dass die relevanten Parameter den aktuellen Realitäten entsprächen. Zudem müsse die Balance zwischen staatlicher, beruflicher und privater Vorsorge beibehalten werden.

Der Bundesrat spreche explizit davon, Anreize für einen Verbleib im Erwerbsprozess bis mindestens zum Rücktrittsalter oder sogar darüber hinaus zu schaffen. Damit nehme er richtigerweise alle an der Entwicklung des Arbeitsmarktes und der Altersvorsorge Beteiligten gleichermassen und langfristig in die Pflicht: die Arbeitgeber, die Arbeitnehmer, die Anbieter in der Altersvorsorge, aber auch die Politik. Sie alle stünden gemeinsam in der Verantwortung für die langfristige Stabilität des Vorsorgesystems.

Wie der SVV weiter versichert, böten die Lebensversicherer als Anbieter von Vorsorgelösungen für über 140‘000 KMUs mit rund einer Million Mitarbeitenden Hand für die gemeinsame Bewältigung der anstehenden Herausforderungen der Altersvorsorge.

Erhöhung des Rentenalters ist für Gewerkschaften keine Option

Selbst Travail.Suisse, der unabhängige Dachverband von 170'000 Arbeitnehmenden, begrüsst, dass der Bundesrat ein Gesamtpaket zur Altersvorsorge vorlegen wolle. Nur so könnten ausgleichende Massnahmen zu einer mehrheitsfähigen Vorlage führen. Ein Vorpreschen mit einzelnen Themen führe hingegen unweigerlich in die politische Blockade, warnt der Verband.

Er fordert einen Automatismus, der Mehreinahmen generiert, sollte die AHV in finanzielle Engpässe kommen. Er fordert weiter, dass der Umwandlungssatz in der 2. Säule nur dann gesenkt werde, wenn die Rentenhöhen mittels Kompensationsmassnahmen gesichert würden. Zudem müssten die überhöhten Gewinne der privaten Lebensversicherungsgesellschaften in der 2. Säule deutlich reduziert werden.

Die Erhöhung des Rentenalters ist für Travail.Suisse keine Option, zumal der Arbeitsmarkt ältere Arbeitnehmende benachteilige. Für den Verband liegt die wahre Herausforderung darin, dass möglichst viele Arbeitnehmende unter guten Bedingungen bis zum aktuellen ordentlichen Rentenalter arbeiten könnten.

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