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«Die Umwandlungssätze dürften weiter auf 5.3% reduziert werden»

Mittwoch, 16.05.2018

Die Lebenserwartung von Schweizer Rentnern nimmt zu. Die Renditeerwartungen bleiben aber auf tiefem Niveau. Für Neurentner bedeutet das Leistungsanpassung nach unten – ihre Vorsorgekapitalien werden im Schnitt aktuell mit 5.8% gewandelt.

2017 bescherte Pensionskassen mit 7.5% Rendite ein hervorragendes Ergebnis, das letztmalig 2009 übertroffen wurde. Arbeitnehmer erhielten 2017 eine durchschnittliche Verzinsung von 1.9%. Gegenüber dem gesetzlich vorgegebenen BVG-Mindestzins (1.0%) ist das Plus von 0.9% so hoch wie nie zuvor. Doch das wird kaum so bleiben, warnt das Beratungsunternehmen Complementa in ihrem Risiko Check-up 2018. Denn das Anlagejahr 2018 kann in den ersten vier Monaten nicht an das erfolgreiche Vorjahr anknüpfen, im Gegenteil: Die durchschnittliche Rendite ist mit -0.5% negativ, wodurch der Deckungsgrad von 108.4% auf 107.0% schmilzt.

Mindestumwandlungssätze dürften weiter reduziert werden

Nach dem Nein zur Rentenreform bleibe der gesetzliche Mindestumwandlungssatz bei einem versicherungstechnisch deutlich zu hohen Wert von 6.8%, mahnt Complementa. Die Pensionskassen würden sich aber der neuen Realität stellen. Während die Lebenserwartung der Schweizer Rentnerinnen und Rentner zunehme, blieben die Renditeerwartungen auf tiefem Niveau.

Für Neurentner bedeute das Leistungsanpassung nach unten, warnt Complementa. Ihre angesparten Vorsorgekapitalien würden im Schnitt aktuell mit 5.8% gewandelt, einen Zehntel tiefer als noch 2017. Laut Umfrage dürften die Umwandlungssätze über die nächsten 5 Jahre zudem weiter auf 5.3% reduziert werden.

Gesunkenes Renditeniveau dürfte sich auf alle Anlagekategorien niederschlagen

Pensionskassen seien im Vergleich zum Modell der Vollversicherung in der Lage, höhere Anlagerisiken einzugehen. Dieser Umstand habe 2017 erneut zu hohen Erträgen geführt, da risikobehaftete Anlagen wie Aktien gut rentiert hätten. Das allgemeine Zinsniveau bleibe hingegen weiterhin auf sehr tiefem Niveau. Anleger von 10-jährigen Bundesanleihen müssten sich aktuell mit einer Rendite von 0.1% begnügen. Die Anlagen der Pensionskassen hätten über die letzten fünf Jahre hingegen mit hohen 5.1% rentiert. Langfristig dürfte sich das allgemein gesunkene Renditeniveau auf alle Anlagekategorien niederschlagen.

Anlagemix wird risikoreicher

Im Anlagemix der zweiten Säule setzen sich die Trends der Vorjahre fort: Der Anteil festverzinslicher Anlagen sinkt von 37% weiter auf ein historisches Tief von 35%. Ende 2011 lag die Obligationenquote noch bei 44%. Gleichzeitig steigen die Aktienquote (von 31% auf 32%) und der Anteil alternativer Anlagen (plus 0.5% auf rund 10%) weiter an. In risikoreichere Anlagen zu investieren heisse aber auch mit höheren Verlusten rechnen zu müssen, sowie diese auch tragen zu können, betont Complementa.

Pensionskassen müssen weiterhin Reserven aufbauen

Trotz der guten Anlagejahre habe nur etwa ein Drittel aller Pensionskassen in ausreichendem Umfang Wertschwankungsreserven geäufnet. Meist seien dies kleine Kassen, die gesamthaft nur 6% der Versicherten vereinen. Alle übrigen Kassen, insbesondere viele grosse, müssten weiterhin in erster Linie bestrebt sein, Reserven aufzubauen, rät Complementa. Erfreulich findet das Beratungsunternehmen, dass per Ende 2017 der Anteil Kassen in Unterdeckung bei unter einem Prozent gelegen habe.

Umverteilung zulasten der Arbeitnehmer reduziert sich

Angesichts der gestiegenen Lebenserwartung und der gesunkenen Renditeaussichten müssten Pensionskassen die Umwandlungssätze und damit die Leistungen für Neurentner reduzieren, da andernfalls die Umverteilung von den Arbeitnehmern zu den Rentenbezügern dauerhaft bliebe, mahnt Complementa.

Trotz abgelehnter Rentenreform 2020, die unter anderem eine Reduktion des gesetzlichen Mindestumwandlungssatzes von 6.8% auf 6.0% vorsah, liege der tatsächliche Umwandlungssatz mit aktuell 5.8% aber bereits heute tiefer. Möglich mache dies der Spielraum, welchen die meisten Kassen durch überobligatorische Vorsorgekapitalien besitzen würden.

Versicherungsmathematisch korrekte Verzinsung liegt bei 4.9%

Bis 2023 planten die Kassen im Schnitt eine schrittweise Reduktion auf einen Wert von 5.3%, weiss Complementa. Damit verkleinere sich die Differenz zu dem versicherungsmathematisch korrekten Wert von 4.9%, der auf Basis aktueller Daten zur Sterblichkeit und einem durchschnittlichen Vermögensertrag (technischer Zinssatz) von 2.0% errechnet wurde.

Gegenüber dem gesetzlichen Umwandlungssatz lägen die gesprochene Renten 2018 um 15% tiefer und die geplanten Reduktionen bedeuteten eine weitere Reduktion von knapp 10% über die nächsten 5 Jahre.

Es braucht höhere Sparbeiträge und ein höheres Rentenalter

Der aktuelle Vermögensmix der zweiten Säule impliziere eine durch Complementa berechnete Renditeperspektive von 2.3%. Um die aktuellen Umwandlungssätze zu realisieren, müssten deutlich höhere und den Reserven nicht angemessene Risiken eingegangen werden. Um das zukünftige Rentenniveau zu stabilisieren, müssten höhere Sparbeiträge und ein höheres Rentenalter diskutiert werden, so das Fazit.

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