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Die Schweizer Wirtschaft schrammt an einer Rezession vorbei

Freitag, 28.08.2015

Nachdem die Schweizer Wirtschaft im ersten Quartal 2015 um 0.2% geschrumpft ist, hat sie sich im zweiten Quartal mit 0.2% Wachstum etwas stabilisiert. Insgesamt ergibt sich für 2015 bisher aber ein Null-Wachstum.

Das reale Bruttoinlandprodukt (BIP) der Schweiz hat im 2. Quartal 2015 gegenüber dem Vorquartal um 0.2% zugenommen. Im ersten Quartal war das BIP noch um 0.2% geschrumpft. Analysten hatten spekuliert, dass das Wirtschaftswachstum auch im zweiten Quartal zurückgehen würde. Damit hätte sich die Schweiz in einer Rezession befunden. Im Vergleich zum Vorjahresquartal wuchs das BIP um 1.2%. Die Handelsbilanz mit Waren lieferte einen positiven Beitrag zur BIP-Entwicklung, da die Importe stärker zurückgingen als die Exporte. Die Handelsbilanz mit Dienstleistungen lieferte hingegen negative Impulse, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) mitteilt.

Konsumentenausgaben sind nur leicht gestiegen

Private Haushalte und private Organisationen ohne Erwerbszwecke haben im zweiten Quartal etwas mehr konsumiert (+0.3%). Insbesondere Nahrungsmittel und Getränke, Gesundheit, Bekleidung und Schuhe, Kommunikation, Verkehr sowie Freizeit und Kultur schlugen positiv zu Buche.

Reduziert haben sie hingegen die Ausgaben in den Bereichen Wohnen und Energie sowie Restaurant und Hotel. Die Konsumausgaben des Staates stiegen um 0.2% an.

Die Ausrüstungsinvestitionen (inkl. Forschung & Entwicklung sowie Militärinvestitionen) legten nach einem Rückgang im 1. Quartal mit +1.5% im 2. Quartal und die Bauinvestitionen mit +0.1% wieder zu.

Die Warenimporte sind stark zurückgegangen

Die Warenexporte (ohne nicht monetäres Gold, Wertsachen und Transithandel) zogen leicht an (+0.5%), nachdem sie in den ersten drei Monaten des Jahres nachgegeben hatten. Positive Impulse gingen von den Branchen Uhren, Bijouterie und Präzisionsinstrumente sowie Chemie und Pharma aus.

Die Warenimporte (ohne nicht monetäres Gold und Wertsachen) verminderten sich hingegen um 3.6%; einen so deutlichen Rückgang in einem Quartal gäbe es in dieser Rubrik selten, wie das Seco anmerkt. Bei den Dienstleistungen erhöhten sich die Exporte um 0.9% und die Importe um 3.0%.

Wertschöpfung im Gross- und Detailhandel sowie im Finanzsektor ging zurück

Auf der Produktionsseite wurde in der verarbeitenden Industrie nach einem Rückgang im 1. Quartal ein leichter Zuwachs der Wertschöpfung verbucht (+0.8%). In den Bereichen Energie (+2.2%), Verkehr und Kommunikation (+0.3%) sowie sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen (+0.4%) und öffentliche Verwaltung (+0.4%) nahm die Wertschöpfung ebenfalls zu, während sie im Gross- und Detailhandel (-0.4%) sowie im Finanzsektor (-2.4%) zurückging.

Es resultiert ein Null-Wachstum

Durch das Plus im zweiten Quartal entging die Schweiz technisch gesehen einer Rezession. Von einer Rezession spricht man, wenn das BIP während zwei Quartalen in Folge sinkt. Mit dem Minus von 0.2% im ersten und dem Plus von ebenfalls 0.2% im zweiten Quartal ergibt sich allerdings ein Null-Wachstum. Die Schweizer Wirtschaft tritt somit auf der Stelle.

Preise bilden sich weiter zurück

Im Jahr 2014 verzeichneten viele der im Rahmen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung ermittelten impliziten Preisindizes (Deflatoren) einen Rückgang. Diese Tendenz hat sich auch im 1. Halbjahr 2015 fortgesetzt. Der Rückgang des BIP-Deflators betrug im 2. Quartal 2015 1.1% (gegenüber dem 2. Quartal 2014). Beim privaten Konsum sank der Deflator um 1.0%. Der Preisrückgang im Bereich Ausrüstungsinvestitionen fiel mit -2.9% so deutlich aus wie noch nie seit Ende 2009, als die Preissenkungsphase in dieser Rubrik begonnen hatte. Der Deflator der Exporte (Waren und Dienstleistungen ohne Wertsachen) gab um 4.5% und jener der Importe (Waren und Dienstleistungen ohne Wertsachen) um 7.3% nach.

Im Sommer 2015 wurde die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung der Schweiz revidiert. Es handelt sich hierbei um eine regelmässige Revision der BIP-Jahreszahlen durch das Bundesamt für Statistik (BFS), welche jährlich stattfindet. Die Berücksichtigung der aktuellen Jahreswerte bei der Berechnung der Quartalsdaten hatte kaum Einfluss auf die Auslegung der Aggregate, mit Ausnahme von zwei Bereichen. Die Bauinvestitionen der letzten beiden Jahre wurden nach oben revidiert. Der Zuwachs der Wertschöpfung im Finanzsektor wurde 2014 nach unten korrigiert. Ausserdem wurden im Rahmen der Revision vom Sommer 2015 die impliziten Preisindizes für 2014 grösstenteils nach unten korrigiert.

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