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Die EZB belässt den Leitzins unverändert und stellt mögliche Senkung in Aussicht

Freitag, 09.05.2014

Die Europäische Zentralbank belässt den für die Eurozone gültigen Leitzins unverändert bei 0,25%. Äusserungen von EZB-Präsident Mario Draghi lassen die Märkte jedoch auf eine weitere Zinssenkung Anfang Juni spekulieren.

Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) beschloss bei seiner gestrigen geldpolitischen Lagebeurteilung in Brüssel, den Leitzins unverändert bei 0,25% zu belassen. Im Anschluss an die Sitzung gab EZB-Präsident Mario Draghi den Märkten eine Art „Forward Guidance“, indem er äusserte, dass sich der EZB-Rat «wohl damit fühle, beim nächsten Mal zu handeln“. Zuvor wolle man jedoch noch die Prognosen der EZB-Volkswirte zu Inflation und Wachstum abwarten, die Anfang Juni veröffentlicht werden sollen.

Draghi äusserte gegenüber Medien weiter, dass die jüngsten Daten zur Konjunkturentwicklung im Rahmen dessen lägen, was die Notenbank erwartet habe. Die wirtschaftliche Erholung schreite sehr gemächlich voran und der Druck auf die Preise werde wohl noch für eine ganze Weile gering bleiben.

Euro ist zu stark und Inflation zu tief

Ökonomen interpretieren Draghis Worte dahingehend, dass die Aufwertung des Euro vis-à-vis der niedrigen Inflation der EZB Sorge bereitet. Draghi erklärte allerdings, dass der Wechselkurs an sich kein Ziel der EZB sei. Eine zu starke Währung könne aber das angestrebte Inflationsziel gefährden.

Analysten etwa der Credit Suisse gehen nun davon aus, die EZB könne den Hauptrefinanzierungssatz bei ihrer nächsten Sitzung am 5. Juni senken. Andere Marktbeobachter bringen sogar ein Programm zum Ankauf von Anleihen ins Gespräch, das die EZB starten könne, was sie der offenen Formulierung von Draghis Äusserungen entnehmen wollen.

Euro wertete sich in der Folge ab

Der Euro wertete sich gegenüber dem Dollar im Anschluss an Draghis Worte ab. Er fiel von 1.3990 auf 1.3840 Dollar. Der Euro wertete sich auch gegenüber anderen Währungen wie dem Britischen Pfund ab, blieb gegenüber dem Schweizerfranken mit 1.2180 aber relativ stabil.

Staatsanleihen erhielten Aufwind

Draghis Kommentare verliehen auch Staatsanleihen europäischer Peripherieländer Aufwind und erlaubten in diesen Ländern auch eine signifikante Outperformance der Aktienmärkte gegenüber dem paneuropäischen Index, wie die Credit Suisse analysiert. Banken, Immobilienunternehmen und Finanzdienstleister hätten eine besonders starke Performance gezeigt und hätten über Nacht zu den drei stärksten Sektoren in Europa gezählt.

US-Treasurys blieben unverändert

Draghis «dramatische Pressekonferenz» habe selbst den zweiten Anhörungstag der US-Notenbankchefin Janet Yellen überschattet, so die Credit Suisse weiter. Yellen habe indes bestätigt, dass die USA auf dem richtigen Weg seien, um im zweiten Quartal ein stärkeres Wachstum zu erreichen. Sie halte somit an ihrer «friedlichen» Haltung fest.

Die Renditen 2-jähriger und 5-jähriger Anleihen hätten deshalb über Nacht etwas tiefer geschlossen, während die Rendite 10-jähriger Treasurys bei 2.58% unverändert geblieben sei.

Globale Erholung erfolgt langsam

Die Credit Suisse schätzt die globale Erholung als den Erwartungen entsprechend ein, mahnt aber, dass diese «ein langer und langsamer Prozess» sei, da die US-Notenbank bei ihrer «friedlichen» Haltung und die EZB bei ihrer lockernden Tendenz mit stärkeren Anzeichen auf eine Aktion im Juni blieben.

Im Hinblick auf globale Aktien erwartet die Credit Suisse, dass das gute mittelfristige Potenzial angesichts der Politik des lockeren Geldes und der sich erholenden Wirtschaft bestehen bleibe. Die taktischen Indikatoren gäben allerdings keine klaren Hinweise, das geopolitische Umfeld sei unsicher, und das Investment Komitee bleibe vorerst bei einer neutralen Einschätzung zu globalen Aktien.

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