Sie befinden sich hier: Startseite » Aktuelle Themen » Artikel

Die Europäische Zentralbank öffnet die Geldschleusen weiter

Donnerstag, 04.09.2014

Die EZB hat den für die Eurozone gültigen Leitzins um weitere 10 Basispunkte auf 0.05% – und damit auf den historisch tiefsten Wert – gesenkt. Sie sorgt sich um die Preisstabilität in der Eurozone und fürchtet eine Deflation.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins im Euroraum um 0.1% auf 0.05% gesenkt, wie sie mitteilte. Banken, die Geld bei der Notenbank parkieren, statt es an die Wirtschaft in Form von Krediten weiterzugeben, werden künftig zudem einen noch höheren Strafzins von neu 0,2% zu bezahlen haben. Die EZB hat den Entscheid, den Leitzins ein weiteres Mal zu senken, allerdings nicht einstimmig getroffen, wie EZB-Präsident Mario Draghi vor Medien erklärte. Damit sei die EZB nun aber an der unteren Grenze, an der technische Anpassungen nicht länger möglich seien, reichte er nach. Die EZB hat ihr konventionelles Instrumentarium der Geldpolitik somit weitgehend ausgereizt.

EZB will nun Kreditverbriefungen und Pfandbriefe ankaufen

Im Kampf gegen eine drohende Deflation will die EZB nun aber mit einem grossangelegten Kaufprogramm von Kreditverbriefungen (ABS) und Pfandbriefen dafür sorgen, dass Banken mehr Kredite an die Wirtschaft vergeben und sie somit ankurbeln. Die EZB will bereits im Oktober mit den Pfandbrief-Käufen beginnen, wie Draghi ankündigte. Mit Verbriefungen können Banken ausstehende Forderungen aus Krediten an den Markt bringen und somit ihre Bilanzen entlasten. Damit haben sie mehr Spielraum für die Vergabe neuer Kredite.

Ein Quantitatives Easing scheint möglich

Sollte eine zu lange Phase «niedriger Inflation» drohen, sei der EZB-Rat auch zu weiteren unkonventionellen Massnahmen entschlossen, erklärte Draghi weiter. Damit zielte er auf ein sogenannt Quantitatives Easing ab, wobei die Zentralbank öffentliche Schuldtitel wie Staatsanleihen oder auch private Unternehmensanleihen in grossem Stil aufkaufen würde.

Euroländer sollten Wachstum ankurbeln

Draghi rief die Länder der Eurozone aber auch schon mehrmals zu mehr Reformen auf. Die Anstrengungen müssten verstärkt werden, sagte er. In einigen Staaten seien Veränderungen schon angegangen worden. In anderen aber nicht. Zugleich forderte der EZB-Chef «wachstumsfreundliche Massnahmen». Zunächst müsse man aber sehr ernsthaft über Strukturreformen reden.

Eurokurs sackt zeitweilig ab

Der Euro sackte im Verlauf von Draghis Rede zeitweilig unter die Marke von 1.30 US-Dollar. Diesen Werte erreichte die Einheitswährung im Vergleich zum Dollar letztmals im Juli 2013. Der Euro-Frankenkurs verharrte derweil bei 1.2050 Franken pro Euro. Damit wurde die Untergrenze der SNB nicht getestet.

Anzeige
 
Twitterdel.icio.usgoogle.comLinkaARENAlive.comMister Wong
Copyright © 2011-2024 vorsorgeexperten.ch. Alle Rechte vorbehalten.