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Die Credit Suisse verbucht den schlechtesten Jahresstart seit der Finanzkrise

Mittwoch, 11.05.2016

Die Credit Suisse hat im 1. Quartal 2016 nach einem bereits schlechten 4. Quartal einen Reinverlust von 302 Millionen Franken eingefahren. Im Vorjahreszeitraum erwirtschaftete sie noch einen Reingewinn von 1,054 Milliarden Franken.

Die zweitgrösste Schweizer Universalbank Credit Suisse hat im ersten Quartal 2016 einen Verlust von 302 Millionen Franken erlitten. Anfang Februar dieses Jahres rapportierte die CS für das vierte Quartal 2015 bereits einen Verlust von 5,8 Milliarden Franken und für das Gesamtjahr ein Minus von 2,9 Milliarden Franken. Um Kosten zu sparen, kündigte sie an, rund 5‘000 Stellen streichen zu wollen. Nach einem weiteren Verlust Anfang dieses Jahres sind daraus nun bereits 6‘000 Stellen geworden.

Schwieriges Marktumfeld mindert die Einnahmen

So wie andere Banken litt auch die CS unter dem schwierigen Marktumfeld zu Beginn dieses Jahres. Heftige Schwankungen an den Börsen und bei Rohstoffpreise haben vielen Anlegern die Lust auf Transaktionen verdorben. Hinzu kommen rekordtiefe Zinsen, die auf die Gewinne der Institute drücken. «Im ersten Quartal 2016, insbesondere im Januar und Februar, war die Situation an den Märkten so schwierig wie selten zuvor», erklärte die Credit Suisse. «Volumen und Kundenaktivität verzeichneten einen drastischen Einbruch.»

Abschreibungen belasteten das Ergebnis zusätzlich

Hinzu kommen hauseigene Probleme der Bank: CS-Chef Tidjane Thiam versucht seit Mitte des vergangenen Jahres, den Konzern stärker auf die Vermögensverwaltung für reiche Privatkunden zu Lasten des unrentablen Investmentbankings auszurichten. Abschreibungen auf notleidenden Krediten sowie auf anderen Bereichen des Anleihengeschäfts, aus denen das Institut ausstieg, sorgten für Zusatzbelastungen.

Weiterer Stellenabbau soll Kosten sparen

Durch Kosteneinsparungen, insbesondere beim Personal, versucht Thiam nun, die Auswirkungen der Ertragsschwäche auszugleichen. Bis Ende 2016 will die Bank weitere Stellen streichen, womit sich die Gesamtzahl der geplanten Stellenkürzungen auf 6000 erhöht. Davon seien bereits 3500 Stellen abgebaut worden, wie die CS mitteilt. Ein guter Teil der Arbeitsplätze wird in der Investmentbanksparte Global Markets gestrichen. Hier wurden bis zum 10. Mai bereits über 1000 Stellen abgebaut.

Schweizer Universalbank stagniert

Die Credit Suisse konnte den Vorsteuergewinn nur in der internationalen Vermögensverwaltung steigern; die Schweizer Universalbank dagegen stagnierte. Die Sparte Global Markets erlitt gar einen Vorsteuerverlust von 635 Millionen Franken, nach einem Gewinn von 842 Millionen Franken im Vorjahr.

Investmentbank rutschte in die Verlustzone

Die Sparte Investment Banking and Capital Markets weitete den Verlust von 47 Millionen Franken im Vorjahr auf 103 Millionen Franken aus. Und die strategische Abwicklungseinheit vergrösserte ihr Defizit von 383 Millionen auf 724 Millionen Franken.

Analyst Andreas Brun von der Zürcher Kantonalbank erachtet es als schwierig, das Investment Banking in einem äusserst schwierigen Marktumfeld restrukturieren zu müssen, um die Kapital- und Rentabilitätsschwäche der Gruppe lindern zu können. Die Aussagen des Managements deuten für ihn darauf hin, dass die CS auch in naher Zukunft eine Verbesserung ihrer Kapitalausstattung der operativen Gewinnsteigerung vorzieht.

Kapitalbasis ist ungenügend

Die Kapitaldecke der CS ist mit einer Kernkapitalquote von 11.4% – trotz einer milliardenschweren Kapitalerhöhung im vergangenen Herbst – nach wie vor ungenügend. Zum Vergleich: die UBS weist eine Quote von 14% aus. Mittels eines für das kommende Jahr geplanten Teil-Börsengangs des Schweiz-Geschäfts hofft Thiam, die Bilanz weiter aufpolstern zu können.

Die Credit Suisse befindet sich laut ZKB-Analyst Andreas Brun in einem Dilemma; denn es beisse sich, gleichzeitig die Kapitalausstattung verbessern, wachsen und die Investoren mit Dividendenausschüttungen bei Laune halten zu wollen. Da reiche es nicht aus, dass sich kurzfristig belastende Marktfaktoren wie Ölpreis, Kreditrisikoaufschläge und die asiatischen Börsenindizes leicht erholt bzw. auf höherem Niveau wieder stabilisiert hätten.

Die CS ist noch nicht am Wendepunkt angelangt

Brun findet zwar, das negative Quartalsergebnis dürfe nach der Gewinnwarnung vom 23. März nicht mehr überraschen. Er macht gegenüber den tiefen Erwartungen gar eine Verbesserung aus, wobei ihn vor allem das Corporate Center positiv überrascht hat. Insgesamt habe die CS dank der guten Kostenkontrolle den stärker als erwarteten Ertragsrückgang kompensieren können. Dennoch bleibt der Ausblick für ihn verhalten.

«Trotz erster sichtbarer Verbesserungstendenzen gehen wir nicht davon aus, dass die Credit Suisse in Bezug auf ihre Neuausrichtung und ihre Zielerreichung an einem Wendepunkt angelangt ist. Die vor zu grossem Optimismus mahnenden Aussagen des Managements, das anhaltend schwierige Marktumfeld, die jüngst sehr tief ausgefallenen Rückstellungen für Rechtsrisiken, die noch wenig konkreten Details zum wichtigen IPO, die noch ausstehenden hohen Kosten aus dem Abbau der Investmentbanking-Einheiten, der in den letzten Monaten erlittene Vertrauensverlust und vor allem die nach wie vor zu hohen Schätzungen in der Zukunft lassen uns vorläufig nicht zuversichtlicher werden», so Brun. Für die CS-Aktie hält die ZKB an ihrer Einstufung «Marktgewichten» fest.

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