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Der schwache Euro kostet die Schweiz 2015 Wirtschaftswachstum

Donnerstag, 27.08.2015

Der Aussenhandel war 2014 für mehr 50% des Schweizer Wirtschaftswachstums verantwortlich. Der sekundäre Sektor ist dafür sehr wichtig. Produktion und Umsatz in diesem Sektor haben im 2. Quartal 2015 aber stark abgenommen.

Die Schweizer Wirtschaft verzeichnete 2014 einen Anstieg des Bruttoinlandproduktes (BIP) zu Preisen des Vorjahres um 1.9% (2013: +1.8%). Angesichts der Abschwächung des allgemeinen Preisniveaus stieg das BIP zu laufenden Preisen um 1.2% (2013: +1.7%). Der Aussenhandel trug 2014 aufgrund des kräftigen Wachstums der Warenexporte wesentlich zum Anstieg des BIP bei. Der Saldo der Bilanz aus dem Waren- und Dienstleistungshandel nahm um 10.4% zu. Aufgrund dieser Zunahme erhöhte sich das BIP um 1.1%. Der Aussenhandel ist somit für mehr als die Hälfte des Schweizer Wirtschaftswachstums verantwortlich.

Die Produktion ist 2015 rückläufig

Im 2. Quartal 2015 hat die Produktion im sekundären Sektor verglichen zum Vorjahresquartal jedoch um 2.5% abgenommen, wie aus den provisorischen Ergebnissen des Bundesamts für Statistik (BFS) hervorgeht. Der Umsatz in diesem Sektor ist gar um 5.0% zurückgegangen. Zum sekundären Sektor zählen die Industrie, das Handwerk, die Energiewirtschaft, die Energie- und Wasserversorgung sowie auch das Baugewerbe.

In der Industrie ist die Produktion im Vergleich zum vergangenen Jahr im April um 1.4% gesunken, im Mai ist sie hingegen gewachsen (+6.6%) und im Juni wieder gefallen (-11.0%). Im Baugewerbe sank die Produktion gegenüber dem Vorjahresquartal um 2.5%. Der Hochbau erfuhr einen Produktionsrückgang von 0.1% und der Tiefbau verbuchte ebenfalls einen Rückgang (-3.8%). Beim sonstigen Baugewerbe sank die Produktion um 3.1%.

Der Umsatz bricht ein

Der Umsatz im sekundären Sektor sank im 2. Quartal 2015 im Vergleich zum Vorjahresquartal um 5.3%. In der Industrie sind die Umsätze im April im Vergleich zum Vorjahr um 4.0% gesunken, im Mai sind sie hingegen angewachsen (+3.6%) und im Juni wiederum gefallen (-13.9%). Insgesamt sind der Schweizer Industrie im zweiten Quartal weitere Aufträge weggebrochen. Der Auftragseingang ging gegenüber dem Vorjahr um 6.8% zurück. Im ersten Quartal waren die Bestellungen um 4.8% zurückgegangen. 

Im Baugewerbe nahm der Umsatz um 3.2% ab. Der Umsatz im Hochbau sank um 1.6% und auch der Tiefbau erfuhr ein Minus (-4.1%). Das sonstige Baugewerbe registrierte einen Umsatzrückgang von 3.6%.

Aufgrund der gedrosselten Produktionsleistung schrumpften die Auftragsbestände des sekundären Sektors insgesamt um 1.7% gegenüber dem Vorjahr (Vorquartal: -2.4%).

Der Euro ist die wichtigste Rechnungswährung

Der Euro ist sowohl import- als auch exportseitig die bedeutendste Rechnungswährung. Dabei zeigte sich für das Jahr 2014, dass die Exporteure 36% der wertmässigen Ausfuhren in Euro, 34% in Schweizer Franken und 18% in US-Dollar fakturierten. Gesamthaft deckten diese drei Währungen 88% des Handels ab. Die restlichen 1 % entfielen auf andere innerhalb der EU verwendete Währungen sowie auf weitere Währungen wie etwa den japanischen Yen und den chinesischen Renminbi.

Bei den Importen überwog im Jahr 2014 mit 55% – wie in den Vorjahren – der Euro als Fakturawährung. In Schweizer Franken wurden 32% der eingeführten Waren verrechnet, gefolgt von US-Dollar mit 11%.

Branchen die in Euro fakturieren nehmen Risiken auf sich

Im Jahr 2014 verrechneten 3 der 11 Branchen hauptsächlich in Euro, gefolgt von Schweizer Franken und US-Dollar. Am deutlichsten zeigte sich dies in der Papier- und Grafischen Industrie sowie der Kunststoffindustrie. So verrechneten diese Branchen 67% bzw. 64% ihrer Exporte in Euro. Dieses Ergebnis überrascht nicht, zumal sie vier Fünftel ihrer Exporte in der EU absetzen. Ferner überwog in der Metallindustrie die Fakturierung in Euro mit 57%, während 33% der Verrechnung auf Schweizer Franken entfielen.

In den Ein- und Ausfuhranmeldungen muss seit 1. Januar 2012 die Währung, die in Rechnung gestellt wird, angegeben werden. Diese Regelung geht auf das Statistikabkommen im Rahmen der Bilateralen Abkommen II zurück, in dem sich die Schweiz verpflichtet hat, ihre Statistik mit jener der EU zu harmonisieren. Mit diesen Daten kann analysiert werden, welche Bedeutung einer Währung im Aussenhandel zukommt. Zudem kann untersucht werden, wie intensiv die Branchen auf Währungsschwankungen reagieren.

Branchen, die ihre Rechnungen in Euro ausstellen, müssen ihre Preise aufgrund der Kursschwankungen seltener anpassen, wodurch Kosten vermieden werden können. Gleichzeitig gehen sie jedoch das Risiko fallender Wechselkurse ein.

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