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Das konjunkturelle Umfeld der Schweiz hat sich verbessert, doch der Franken bleibt hart

Mittwoch, 18.11.2015

Viele Finanzanalysten erwarten für die Schweiz in den kommenden sechs Monaten weder eine konjunkturelle Verbesserung noch eine Verschlechterung. Sie rechnen eher mit einer Frankenaufwertung und keiner Veränderung der kurzfristigen Zinsen.

Der Credit Suisse ZEW Indikator, der die Erwartungen von Finanzanalysten für die Schweizer Konjunktur in den kommenden sechs Monaten misst, ging im November um 18.3 Punkte auf 0 Punkte zurück. Für die kommenden sechs Monate wird also weder eine Verbesserung noch eine Verschlechterung der Konjunktur erwartet. Die Einschätzung der aktuellen Wirtschaftslage hat sich gleichzeitig um 6.9 Punkte auf -12.2 Punkte verschlechtert.

Die Erwartungen für die Konjunkturentwicklung in der Eurozone haben sich mit einem Anstieg um 4.2 Punkte leicht verbessert und stehen neu bei 37.5 Zählern. Auch die Konjunkturerwartungen in den USA verbesserten sich im November: Nach dem Rückgang im September haben sich die Aussichten für die USA damit wieder aufgehellt.

Inflationserwartungen liegen weiterhin im positiven Bereich

Die Differenz zwischen dem Anteil der Analysten, die eine steigende Inflationsrate in der Schweiz erwarten, und jenen, die von einer sinkenden Inflationsrate ausgehen (ein Mass für die Inflationserwartungen der Finanzanalysten), sank im November um 5.4 Punkte auf 15.6 Punkte. Die Analysten rechnen also auch weiterhin eher mit einer steigenden Inflationsrate (gegenüber zurzeit -1.4%, gemessen am Landesindex der Konsumentenpreise).

Für die Eurozone und die USA sind die Inflationserwartungen mit 28.0 und 31.2 Punkten praktisch unverändert geblieben.

Zweidrittel erwarten für die USA einen Zinsanstieg in den nächsten 6 Monaten

Sowohl für die Schweiz als auch für die Eurozone rechnet die überwiegende Mehrheit der Befragten mit unveränderten kurzfristigen Zinsen. Der Anteil der Analysten, die in den kommenden sechs Monaten fallende kurzfristige Zinsen in der Eurozone erwarten, ist zwar um 10 Prozentpunkte gestiegen, er bleibt mit 13% aber gering. Für die USA gehen 65% der Analysten von einem Zinsanstieg in den kommenden sechs Monaten aus. Bei den langfristigen Zinsen wird für keine Region mit einem Rückgang gerechnet.

Erwartung einer Frankenaufwertung ist gestiegen

Gegenüber der Oktober-Umfrage ist der Anteil der Finanzanalysten, die mit einer Aufwertung des Frankens gegenüber dem Euro rechnen, von 21% auf 30% gestiegen. Mit 6.1 Punkten deutet auch der Saldo darauf hin, dass die Finanzanalysten eher mit einer Frankenaufwertung rechnen. Dies könnte mit den Erwartungen einer Ausweitung der expansiven Geldpolitik durch die Europäische Zentralbank (EZB) im Dezember zusammenhängen. 

Gegenüber dem Dollar erwarten die befragten Analysten mit einem Saldo von -30.3 hingegen überwiegend eine Abwertung des Frankens. An dieser Einschätzung hat sich im November auch kaum etwas geändert.

Erwartungen an die Aktienmärkte haben sich eingetrübt

Zwar gehen die Finanzanalysten sowohl für den Schweizer Aktienmarkt als auch für den Aktienmarkt der Eurozone und denjenigen der USA weiterhin von steigenden Kursen aus; das Bild hat sich jedoch gegenüber der Oktober-Umfrage etwas eingetrübt. Die meisten Analysten erwarten einen Anstieg des EURO STOXX 50. Dies könnte ebenso auf die Erwartung einer Lockerung der Geldpolitik durch die EZB zurückzuführen sein.

Anleihen und Immobilien gelten als überbewertet

Im November haben die Forscher Analysten gefragt, wie sie die Bewertungen verschiedener Anlageklassen einschätzen. Die grösste Veränderung gegenüber der August-Umfrage, als sie dieselbe Frage zuletzt gestellt haben, war bei der Einschätzung der Schweizer Immobilienfonds zu beobachten.

Während im August noch über 81% der befragten Analysten schweizerische Immobilienfonds für überbewertet hielten, ist dieser Anteil im November auf 67% gesunken. Unverändert geblieben ist die Einschätzung, dass Schweizer Wohnimmobilien, Unternehmensanleihen und Staatsanleihen zurzeit überbewertet sind. Besonders deutlich ist die Einschätzung der befragten Analysten für Staatsanleihen, die sogar von knapp der Hälfte für deutlich überbewertet erachtet werden. Leicht gestiegen ist der Anteil jener Analysten, die Gold und Schweizer Aktien für unterbewertet halten.

Fairer Wert des Frankens dürfte höher liegen

Weiter haben die Forscher die Finanzanalysten gebeten, verschiedenen Spannen für den Fair Value des EUR/CHF-Wechselkurses jeweils eine Wahrscheinlichkeit zuzuweisen. Gegenüber der August-Umfrage, als sie dieselbe Frage zuletzt gestellt hatten, haben sich die Antworten nur leicht zu höheren Fair-Value-Werten verschoben. Nun wird die grösste Wahrscheinlichkeit für einen fairen Wert des EUR/CHF-Wechselkurses in den Spannen zwischen 1.00 und 1.10 sowie zwischen 1.10 und 1.20 gesehen. Eine Wahrscheinlichkeit von etwa einem Viertel wird einem fairen Wert von über 1.20 zugeordnet.

Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim (ZEW) und die Credit Suisse führen seit Juni 2006 den Finanzmarkttest Schweiz, eine monatliche Befragung von Finanzanalysten durch.

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