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Credit Suisse gibt sich für 2013 optimistisch

Donnerstag, 06.09.2012

Die Schweizer Wirtschaft soll im nächsten Jahr schneller als in diesem wachsen. Für 2013 prognostiziert Credit Suisse gar ein Wirtschaftswachstum von 1,5%. Dazu sollen tiefe Zinsen, rege Zuwanderung und der robuste Arbeitsmarkt beitragen.

Neben weiterhin tiefen Zinsen sollen die Zuwanderung von Arbeitskräften sowie die stabile Arbeitsmarktlage nächstes Jahr zu solidem wirtschaftlichem Wachstum in der Schweiz führen, erklärten die Ökonomen der Credit Suisse in ihrem Ausblick für 2013. Die Schweizerische Nationalbank leiste dazu die währungspolitische Schützenhilfe. Dennoch sollen Unsicherheit und Nervosität auch im nächsten Jahr ständige Wegbegleiter bleiben. Auch könnten nicht alle Branchen gleichermassen vom leichten, aber holprigen Aufschwung profitieren, wie sie relativieren. Die Teuerung sehen sie 2013 bei durchschnittlich 1%.

Weltwirtschaft könnte sich abkühlen

Die Weltwirtschaft werde sich 2013 durch moderates Wachstum, grosse regionale Unterschiede sowie zahlreiche Unsicherheiten auszeichnen. Schwächste Region bleibe die südliche "Peripherie" Europas, die in der Rezession verharre, wie die Ökonomen glauben.

Sparmassnahmen, hohe Risikoprämien sowie Engpässe in der Kreditvergabe liessen auch 2013 keine robuste Konjunktur erwarten. Die Realwirtschaft in "Kerneuropa" profitiere jedoch von der äusserst lockeren Geldpolitik, weshalb hier mit einem höheren Wachstum zu rechnen sei, so die Ökonomen weiter.

In den USA sehen sie den Immobiliensektor und den Arbeitsmarkt zwar auf Erholungskurs. Die Unsicherheit über anstehende finanzpolitische Änderungen ("Fiscal Cliff") sei jedoch ein Wachstumshemmnis, sind die Ökonomen überzeugt. Nach den Wahlen im November werde aber wohl ein Kompromiss gefunden, der Steuererhöhungen und Ausgabensenkungen in Grenzen halte.

Auch in zahlreichen Schwellenländern, insbesondere in China, werde sich das Wachstum 2013 wohl kaum merklich beschleunigen. Zu stark würden diese Länder die Schwäche der Handelspartner in Europa spüren. Angesichts weiter bestehender Inflationsrisiken seien geld- und fiskalpolitische Stimulus-Massnahmen zudem nur in begrenztem Masse zu erwarten.

Gibt es ein «Wirtschaftswunder» Schweiz?

Gegenüber dem Krisenumfeld im Ausland präsentiere sich die Wirtschaft in der Schweiz äusserst robust, betonten die Ökonomen weiter. Dies würde etwa das Bruttoinlandprodukt (BIP) vom zweiten Quartal 2012 belegen, das laut Staatssekretariat für Wirtschaft Seco um 0,5% über seinem Vorjahresstand gelegen habe.

Der Arbeitsmarkt erweise sich als robust: Die Arbeitslosenquote sei mit unter 3% eine der tiefsten weltweit und allein in den vergangenen zwölf Monaten seien netto knapp 50'000 Stellen geschaffen worden. Zudem sei die vielerorts befürchtete Konsumflaute ausgeblieben und allen Unkenrufen zum Trotz habe das Exportvolumen gehalten werden können.

Der SNB sei Dank...

Dank der Stabilisierung des Wechselkurses vor einem Jahr sei der Margentiefpunkt im Exportgeschäft wohl durchschritten. Die Exporteure hätten seither Preissteigerungen von bis zu 10% durchsetzen und ihre Kosten dank gefallenen Importpreisen senken können.

Strukturelle Vorteile stützen Schweizer Wirtschaft

Strukturelle Vorteile würden der Schweizer Wirtschaft auch 2013 eine gute Ausgangslage verschaffen, sind die Ökonomen weiter überzeugt. Dank dem Status als "Sicherer Hafen" und der tiefen Staatsverschuldung sei Kapital so günstig wie nie. Die tiefen Zinsen würden die Nachfrage nach Bauinvestitionen stützen und Haushalten und Unternehmen sowie dem Staat namhafte finanzielle Entlastungen verschaffen. Der flexibel ausgestaltete Arbeitsmarkt bleibe attraktiv – auch für Zuwanderer. Entsprechend werde die Migration rege bleiben.

Privater Konsum soll zunehmen

Das dadurch höhere Wachstumspotenzial schlage sich insbesondere in einer Zunahme des privaten Konsums nieder. Gleichzeitig werde die Nationalbank durch die Verteidigung der Frankenuntergrenze weiterhin währungspolitische Schützenhilfe leisten, womit sich die Lage für die Schweizer Exporteure weiter verbessern werde. In Anbetracht dieser Faktoren halten die Ökonomen der Credit Suisse an ihrer Prognose vom 5. März 2012 fest, wonach die Schweizer Wirtschaft 2013 um 1,5% expandieren wird.

Branchen zeigen hohe Volatilität und grosse Unterschiede

Trotz intakter Aussichten sollen Unsicherheit und Nervosität 2013 ständige Wegbegleiter bleiben. Das Jahreswachstum verberge die zu erwartende hohe Volatilität. Von Monat zu Monat seien grosse Schwankungen zu erwarten. Auch versperre das Durchschnittswachstum den Blick auf "Einzelschicksale". So könnten sich beispielsweise nicht alle Exportbranchen gleich gut behaupten. Die positive Umsatzentwicklung sei stark durch die Uhren- und die Nahrungsmittelindustrie getrieben worden, während andere Branchen – wie die Maschinenindustrie – einen Rückgang im zweistelligen Prozentbereich hätten hinnehmen müssen.

Auch das Beschäftigungswachstum sei alles andere als breit abgestützt. Der Stellenzuwachs sei nur wenigen Branchen zu verdanken, namentlich dem Gesundheitswesen, dem Bau und damit verbundenen Branchen, der Verwaltung und der Uhrenindustrie.

Es gibt auch 2013 grosse Risiken…

Aufgrund des nunmehr fünf Jahre dauernden ständigen Krisenmodus türmten sich allerdings zahlreiche Risiken auf, legen die Ökonomen nach. So etwa die Geldschwemme, welche die Nationalbank zur Verteidigung der Wechselkursuntergrenze von CHF 1.20 pro Euro schaffe. Sie berge ein hohes Inflationspotenzial.

Geld muss rechtzeitig abgeschöpft werden

Die Liquidität werde derzeit zwar gehortet und entsprechend gering sei ihr Einfluss auf die Realwirtschaft. Im Zuge einer allfälligen Erholung der Weltwirtschaft allerdings müsse die Geldmenge zweifellos rasch wieder abgeschöpft werden. Die Kunst bestehe wohl darin, den richtigen Zeitpunkt zu treffen.

Immobilienmarkt ist nachfragegetrieben überbewertet

Gleichzeitig nehme mit steigenden Immobilienpreisen die Sorge vor einer Immobilienblase zu. Dabei seien die Preissteigerungen Folge einer nachfragegetriebenen Überbewertung, und keine spekulative Preisblase.

Zuwanderung gerät politisch unter Druck

Einer der wichtigsten Wachstumspfeiler der letzten Jahre gerate zudem unter Druck, weil die Zuwanderung mehr und mehr zu einem Politikum werde. Darüber hinaus nehme der internationale politische Druck auf die Schweiz zu, was dem Land ebenso viel Diplomatie wie auch Standfestigkeit abverlange.

Preisniveau soll 2013 wieder steigen

Gemäss Credit Suisse wird die Teuerung 2013 im Jahresdurchschnitt 1% über dem Vorjahreswert zu liegen kommen, nach einem Rückgang von 0,3% in diesem Jahr. Die derzeit negative Teuerungsrate ist laut den Ökonomen eine verzögerte Auswirkung der Frankenaufwertung bis zur Einführung des Mindestkurses vor einem Jahr sowie das Resultat der Preiseinbrüche auf den Rohstoffmärkten – namentlich von Erdöl – im Frühling.

Durch die Stabilisierung des Wechselkurses habe der Franken an preissenkender Wirkung verloren. Die Zeit starker Preisrückgänge auf Importprodukten nähere sich demnach ihrem Ende. Die Rohstoffpreise hätten sich zudem wieder erholt, was das Preisniveau in der Schweiz in die Höhe treiben werde.

Zinsstraffung wird nicht erwartet

Selbst wenn die Teuerungsraten wieder positive Vorzeichen aufweisen würden, werde sich das milde Teuerungsklima noch eine ganze Weile halten, sind die Ökonomen überzeugt. Dies allein deshalb, weil sich die wiederholten Zinssenkungen aufgrund der expansiven Geldpolitik der Nationalbank über den träge reagierenden Referenzzinssatz mietpreissenkend auswirken würden. Mit einer Zinsstraffung in den nächsten zwölf Monaten rechnen die Ökonomen nicht.

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