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Die Schweiz bleibt eine Hochpreisinsel

Freitag, 19.05.2017

Der Schweizer Detailhandel hat gegenüber seinen ausländischen Konkurrenten, deren Kosten um rund 35% tiefer liegen, massive Kostennachteile. Zwei Drittel der Differenz können mit den Unterschieden in der Warenbeschaffung erklärt werden.

Seit der Jahrtausendwende ist das Preisniveau im Schweizer Detailhandel um 8% gesunken und liegt aktuell auf dem gleichen Stand wie vor rund 25 Jahren. Gleichzeitig haben sich andere Konsumgüter und Detailhandelswaren in den Nachbarländern verteuert. Allerdings haben Wechselkursentwicklungen die Anpassungen der relativen Preise stark überlagert. Die Schweiz ist weiterhin eine Hochpreisinsel, das zeigen zahlreiche Konsumentenpreisvergleiche zwischen der Schweiz und dem Ausland.

Kostennachteile bestehen in allen wichtigen Aufwandpositionen

Im Rahmen einer neuen BAK-Studie im Auftrag der Swiss Retail Federation wurde systematisch verglichen, wie hoch die Kosten bei den wichtigsten Aufwandspositionen des Schweizer Detailhandels und in den vier Nachbarländern Deutschland, Frankreich, Italien und Österreich ausfallen. Das Ergebnis zeigt, dass die Detailhändler in den Nachbarländern bei den Warenbeschaffungs-, Vorleistungs- und Arbeitskosten im Durchschnitt einen Kostenvorteil von 35% haben. Aus der Perspektive des Schweizer Detailhandels heisst das: Die Kosten sind rund 50% höher als in den vier Nachbarländern. Überdurchschnittlich gross ist der Nachteil gegenüber dem deutschen Einzelhandel. Die Frankenaufwertung hat die Kosten im Detailhandel zwar vergünstigt, doch diese Wirkung zeigt sich im Unterschied zu den Preisen auf der Kostenseite nur partiell und zeitlich verzögert.

Warenbeschaffung im Schweizer Detailhandel kommt die grösste Bedeutung zu

Aufgrund des hohen Gewichts der Warenbeschaffung in der Aufwandstruktur des Schweizer Detailhandels ist diesem Faktor die grösste Bedeutung bei der Erklärung der Differenz beizumessen. Von den 35% Gesamtdifferenz fallen 21% auf die Warenbeschaffung, rund hälftig auf die Beschaffung im Inland und die Beschaffung im Ausland. Weitere 10% sind auf die Vorleistungskosten (Mietkosten, Transportkosten, Energiekosten, etc.) zurückzuführen. Zusätzlich tragen höhere Arbeitskosten 4% zur gesamten Kostendifferenz bei.

MWST-Vorteil kommt im Grenzeinkaufstourismus nicht effektiv zum Tragen

Für die verbleibenden Kostenfaktoren (Abschreibungen, Unternehmensgewinne, Unternehmenssteuern, etc.), die noch rund 8% des Gesamtaufwands ausmachen, lässt die Datenlage keine fundierte Analyse zu. Eine grobe Schätzung deutet an, dass deren Bedeutung eine untergeordnete Rolle spielt. Wird zudem die Mehrwertsteuer als zusätzlicher preistreibender Faktor in die Analyse miteinbezogen, sinkt der Vorteil der vier Nachbarländer 31%.

Geringe Nachteile bei den übrigbleibenden Aufwandpositionen werden durch eine vergleichsweise tiefe Mehrwertsteuer in der Schweiz überlagert. Der Vorteil der niedrigeren Mehrwertsteuersätze kommt allerdings im Grenzeinkaufstourismus nicht effektiv zum Tragen, denn bis zu einem Betrag von 300 Franken pro Person sind Einkäufe im Ausland mehrwertsteuerbefreit.

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