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Das Schweizer Vorsorgesystem steht weiterhin unter Druck

Freitag, 29.09.2023

Der UBS-Vorsorgeindex Schweiz verblieb im 1. Halbjahr 2023 im negativen Bereich. Die demografischen Faktoren lasten weiterhin auf dem Index. Die BVG-Reform gleicht die konjunkturelle Abschwächung aus, sofern das Referendum abgelehnt wird.

Der UBS-Vorsorgeindex Schweiz blieb im ersten Halbjahr 2023 negativ, erholte sich aber vom Tiefpunkt. Obwohl sich die finanzielle Situation der drei Säulen erholte, zogen die wirtschaftliche Lage und vor allem die demografische Entwicklung den Index nach unten. Die Migration und die Geburtenrate waren nicht hoch genug, um die Alterung der Bevölkerung auszugleichen. Aus zyklischer Sicht verlangsamte sich das Schweizer Wirtschaftswachstum. Schliesslich ist die finanzielle Situation der drei Säulen, die durch die Erholung der Finanzmärkte unterstützt wurde, die einzige wirklich positive Nachricht.

Wirtschaftsentwicklung ist negativ

Die Dynamik des wirtschaftlichen Subindex ist negativ. Dies ist unter anderem den rückläufigen Vorlaufindikatoren geschuldet, die auf eine künftige Konjunkturabschwächung hindeuten. Des Weiteren sind die Reallöhne nicht gestiegen, obwohl der Arbeitsmarkt mit einer Arbeitslosenquote von 1.9% (SECO) nach wie vor sehr stark ist. Zudem erklärt sich die Verschlechterung des Wettbewerbsindikators durch die Stärke des Schweizer Frankens, in einem Umfeld, in dem sich der Inflationsunterschied zu den Handelspartnern der Schweiz verringert. Schliesslich ist die Staatsverschuldung nicht gesunken und verharrt in der Nähe des Niveaus zu Beginn der Pandemie, was sich im Nachhaltigkeitsindikator widerspiegelt. Der einzige Lichtblick sind die Immobilien, deren Preise trotz höherer Zinsen weiter steigen.

Demografie nimmt eine für das Vorsorgesystem ungünstige Entwicklung

Die Alterung der Bevölkerung schreitet unaufhaltsam voran und beschleunigt sich gar. Auf 100 Personen zwischen 20 und 64 Jahren kommen bereits mehr als 30 Personen über 65 Jahre. Dieser Abhängigkeitsquotient könnte sich laut Prognosen des BFS bis Ende des Jahrzehnts einem Wert von 40 annähern. Auch die Geburtenrate stagniert; 2022 gab es die niedrigste Anzahl von Geburten seit zehn Jahren. Bisher sieht 2023 nicht nach einem besseren Jahrgang aus und selbst die Migration vermag die Bevölkerung nicht zu verjüngen. Der Einbruch des Subindex widerspiegelt die für das Schweizer Vorsorgesystem ungünstige demografische Entwicklung.

Finanzen haben sich etwas erholt

Der Subindex Finanzen erfuhr in der ersten Hälfte des Jahres 2023 eine spektakuläre Erholung. Alle drei Säulen zeigten eine positive Dynamik. Erstens war das Umlageergebnis der 1. Säule im Jahr 2022 positiv und der AHV-Ausgleichsfonds hat sich nach den Turbulenzen von 2022 in den letzten zwölf Monaten positiv entwickelt. Die Marktentwicklung stützte auch die Finanzen der 2. Säule und die Höhe der Einlagen in der Säule 3a nahm ebenfalls zu. Schliesslich stieg die Erwerbsquote leicht an.

Reformen hängen vom Referendum gegen die BVG-Reform ab

In der ersten Jahreshälfte 2023 gab es einige Wendungen. Am 17. März verabschiedete das Parlament die «Reform der beruflichen Vorsorge (BVG-Reform)». Ziel ist es, niedrige Löhne besser zu sichern und die Umverteilung zwischen den Generationen zu verringern. Dazu sollen bestimmte Parameter der obligatorischen Vorsorge angepasst werden, wie die Eintrittsschwelle, die Beitragssätze, der Koordinationsabzug und der Umwandlungssatz. Um das Rentenniveau nicht zu senken, will man zudem Rentenzuschläge einführen.

Die Finanzierung dieser Ausgleichsmassnahmen könnte die Generationenumverteilung ausweiten und ihre Bedeutung vergrössern. Bisher fand eine Umverteilung zwischen den Versicherten derselben Kasse statt. Die Ausgleichsmassnahmen führen dazu, dass eine Umverteilung künftig zwischen allen aktiven Versicherten und neuen Rentnern besteht. Deshalb stieg der Subindex Reformen trotz der BVG-Reform nur leicht an. In jedem Fall wird das Volk im Jahr 2024 zu einem Entscheid an der Abstimmungsurne aufgerufen sein, da am 27. Juni ein Referendum gegen diese BVG-Reform erfolgreich eingereicht wurde.

 

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