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Um innovative Unternehmen anzuziehen, muss die Schweiz die Rahmenbedingungen verbessern

Donnerstag, 28.04.2016

Die Schweizer Wirtschaft vollzog in den letzten Jahren einen Wechsel von einer exportorientierten hin zu einer binnenorientierten Wirtschaft. Das ist nicht nachhaltig, warnen Experten. Sie fordern die Förderung innovativer High-Tech-Branchen.

Das Schweizer Wirtschaftswachstum basierte in den vergangenen Jahren primär auf Einwanderung und stärkerer Binnennachfrage sowie auf höheren Ausgaben in Verwaltung und im Gesundheitswesen. Der Wechsel von einem exportorientierten zu einem binnenorientierten Wachstum ist nicht nachhaltig, wie Lukas Gähwiler, President UBS Switzerland, erklärt. Er ist überzeugt, dass der Wohlstand in der Schweiz langfristig nur mit Wachstum durch Innovation und unternehmerischer Wertschöpfung gesichert werden kann. 

High-Tech-Branchen generieren Wertschöpfung und Arbeitsplätze

Besondere Bedeutung misst Gähwiler den High-Tech-Clustern wie Pharma, Uhren und Medtech zu. Eine Untersuchung des UBS Chief Investment Office Wealth Management zeige, dass die Wertschöpfung der High-Tech-Branchen im Vergleich zu anderen Industriebranchen am schnellsten wachse und diese die meisten Arbeitsplätze schaffen würden.

Demnach generieren die 20 innovativsten Schweizer Firmen (mit den meisten Patentanmeldungen 2014) unter Einbezug der indirekten Effekte (inklusive Zulieferer) 9.6% des nominalen Bruttoinlandprodukts und 7.6% aller Schweizer Arbeitsplätze (270‘000 Arbeitsplätze). Sie sind deutlich produktiver und wachsen schneller als andere Industriebranchen. Zudem investieren sie überproportional in Forschung & Entwicklung in der Schweiz. Laut Gähwiler droht der Standort Schweiz allerdings an Innovationskraft zu verlieren.

Rahmenbedingungen müssen verbessert werden

Um forschungsintensive, innovative und produktive Unternehmen in der Schweiz zu halten und weiterhin neue aus dem Ausland anzuziehen, müssten die Rahmenbedingungen gezielt auf allen Ebenen verbessert werden, plädiert Gähwiler. Er zählt dazu den Abbau von Bürokratie und innovationshemmenden Regulierungsvorschriften. Aber auch steuerliche Anreize für forschungsintensive Unternehmen und Start-ups, die gezielte Stärkung der MINT-Fächer (Unterrichts- und Studienfächer aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) sowie der Zugang zu ausländischen Fachkräften und hochqualifiziertem Forschungspersonal würden den Standort Schweiz stärken.

UBS rechnet für 2016 mit verhaltenem Wirtschaftswachstum

Tatsächlich spürt die Schweizer Wirtschaft auch ein Jahr nach Aufgabe der Euro-Franken-Untergrenze durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) deren Folgen. Die UBS-Ökonomen gehen davon aus, dass sich der Anpassungsprozess in diesem Jahr fortsetzen wird. Sie rechnen nur mit einer leichten Beschleunigung des Wirtschaftswachstums um 1%.

Dämpfend auf das Wachstum dürften sich die Investitionen auswirken. Der starke Franken sowie die hohe politische Unsicherheit, unter anderem wegen der Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative, hemmten und verzögerten Investitionsentscheide der Unternehmen, warnen die Ökonomen. Nicht zuletzt seien auch die Aussichten für Bauinvestitionen durchwachsen; dies weil die starke Bautätigkeit der letzten Jahre sowie die verlangsamte Einwanderung die Leerstandsquoten ansteigen liessen.

Negativzinsen werden wohl nicht weiter verschärft

Kann die SNB den Euro-Franken- Wechselkurs weiterhin über 1.07 halten, ohne dass sie hierfür Interventionen in nicht nachhaltiger Höhe tätigen muss, dürften die Negativzinsen in der Schweiz nicht weiter verschärft werden, nehmen die Ökonomen an. Bereits jetzt bringe der Negativzins unerwünschte Nebenwirkungen für das Schweizer Finanz- und Vorsorgesystem mit sich. Sollte das Anleihenkaufprogramm der Europäischen Zentralbank im Frühjahr 2017 zu Ende gehen, böte sich für die SNB im Herbst 2017 die Gelegenheit eines Zinsschrittes, spekulieren die Ökonomen.

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