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Gezieltes De-Risking der Vorsorgepläne hilft Unternehmen die Vorsorgeverpflichtungen zu kontrollieren

Dienstag, 04.07.2017

Schweizer Unternehmen haben höhere Vorsorgeverpflichtungen 2016 durch eine gute Performance ausgeglichen. Die Deckungsgrade blieben konstant. Änderungen bei der Rechnungslegung und gezieltes De-Risking der Vorsorgepläne trugen auch dazu bei.

Der Rückgang der Zinsen hat den Wert der Vorsorgeverpflichtungen der grössten börsenkotierten Schweizer Unternehmen 2016 spürbar erhöht. Dank guter Performance auf den Anlagen ist der Wert der Vorsorgevermögen jedoch gestiegen, weshalb die Deckungsgrade gemäss internationalen Rechnungslegungsstandards konstant blieben. Dazu beigetragen haben auch Änderungen bei der Rechnungslegung der Pensionskassen sowie gezieltes De-Risking der Vorsorgepläne, wie die Pension Risk Studie von Willis Towers Watson zeigt.

Dargestellter Deckungsgrad unterscheidet sich vom regulatorischen Deckungsgrad

Die Studie analysiert bei den führenden börsenkotierten Unternehmen in der Schweiz die Deckungssituation der Vorsorgeverpflichtungen in den Bilanzen sämtlicher leistungsorientierter Vorsorgepläne gemäss den internationalen Rechnungslegungsstandards IFRS und US-GAAP, in- und ausserhalb der Schweiz.

Willis Towers Watson wählt diese Vorgehensweise, um die in der Schweiz ansässigen Unternehmen nach internationalen Standards besser vergleichbar zu machen. «Der dargestellte Deckungsgrad unterscheidet sich folglich deutlich vom regulatorischen Deckungsgrad nach Swiss GAAP», erklärt Stephan Wildner, Leiter Retirement bei Willis Towers Watson in Zürich.

Vorsorgeverpflichtungen sind zu über 80% durch die Planvermögen gedeckt

Die Vorsorgeverpflichtungen der analysierten SLI-Unternehmen sind im Vergleich zum Vorjahr um 1,7 Milliarden Franken (+0.8%) und bei den SMI-Unternehmen um 1,2 Milliarden Franken (+0.6%) gewachsen. Diesen Anstieg konnte das den Vorsorgeverpflichtungen exklusiv zugeordnete Planvermögen im gleichen Zeitraum durch entsprechende Wertzuwächse kompensieren. Der durchschnittliche Deckungsgrad bei den SMI-Unternehmen und den SLI-Unternehmen blieb daher stabil. Demnach waren die Vorsorgeverpflichtungen 2016 wie schon im Vorjahr zu 83% (SMI) bzw. zu 80% (SLI) durch die entsprechenden Planvermögen gedeckt.

Anlagestrategie für Planvermögen ist trotz Niedrigzinsumfeld unverändert geblieben

Wildner betont, dass die Anlagestrategie für diese Planvermögen in den letzten Jahren trotz des Niedrigzinsumfelds vergleichsweise unverändert geblieben ist: SLI-Unternehmen haben etwa 33% in Aktien, 40% in Anleihen und 27% in Grundbesitz und alternative Anlageklassen investiert.

«Trotz einer Senkung des durchschnittlich verwendeten Zinssatzes um etwa 40 Basispunkte, welche den Barwert der Vorsorgeverpflichtungen folglich erhöht, scheinen sich die Vorsorgeverpflichtungen stabilisiert zu haben», sagt auch Peter Zanella, Pensionskassenexperte bei Willis Towers Watson in Zürich. Sie schliessen daraus, dass manche Firmen Massnahmen getroffen hätten, die Vorsorgeverpflichtungen besser zu kontrollieren.

Unternehmen kontrollieren ihre Vorsorgeverpflichtungen heute besser

Typische Beispiele für solche De-Risking Massnahmen sind laut Zanella die Reduktion von Umwandlungssätzen oder die Begrenzung des Betrages, der als Rente bezogen werden kann. Ausserdem seien 2016 in einigen Unternehmen sogenannte Risk-Sharing-Ansätze bei der Bilanzierung von Pensionsverpflichtungen in der Schweiz angewendet worden, welche ebenfalls zur Reduktion auf der Verpflichtungsseite geführt hätten.

Rückläufige Diskontierungsätze erhöhen Verpflichtungen im ersten Quartal

Trotz des bereits sehr niedrigen Zinsniveaus ist die durchschnittliche Rendite von Unternehmensanleihen in der Schweiz in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres, abhängig von der Laufzeit, um nochmals bis zu 6 Basispunkte gefallen. Vergleichbare Rückgänge wurden in den USA und Grossbritannien verzeichnet. Bei Vorsorgeplänen mit einer 15-jährigen Laufzeit (wie bei einem typischen Schweizer Vorsorgeplan) haben sich die Vorsorgeverpflichtungen infolge des Rückgangs des Diskontierungssatzes um rund 1% erhöht. Da die Märkte unterschiedlich und zögerlich auf die steigenden Leitzinssätze der Zentralbanken reagieren, zeichnen sich noch keine klaren Trends ab. Zanella rechnet in nächster Zeit aber weiterhin mit tiefen Zinsen.

Bilanzvolatilität bei den Vorsorgeverpflichtungen ist mit IAS 19 gestiegen

Die Bilanzierung gemäss IAS 19 setzte Firmen in den letzten Jahren einer hohe Bilanzvolatilität bei den Vorsorgeverpflichtungen aus. Es empfehle sich Wege zu suchen, um die mit den Vorsorgeverpflichtungen verbundenen Finanzierungsrisiken zu kontrollieren, erklärt Eileen Long, Pensionsversicherungsexpertin bei Willis Towers Watson. Anlagestrategien könnten so zur Verringerung der Bilanzvolatilität beitragen, indem sie sich an der jeweiligen Verpflichtungsstruktur ausrichteten, rät Long.

Schweiz ist auf vergleichbarem Niveau mit den USA und liegt vor Deutschland

Die Deckungsgrade im internationalen Umfeld waren 2016 stabil, mitunter sogar leicht steigend. US-Firmen, zusammengefasst im Willis Towers Watson Pension 100 Index, verfügen über einen unveränderten Deckungsgrad von durchschnittlich 82%. Bei Unternehmen des DAX reduzierte sich der Deckungsgrad von 65% in 2015 auf 63% in 2016. Somit liegen die SMI- und SLI-Unternehmen mit unverändert 80% weiterhin auf einem vergleichbaren Niveau mit den USA und deutlich vor Deutschland.

Über die Studie

Die Pension Risk Studie von Willis Towers Watson untersucht die Vorsorgeverpflichtungen sowie die Höhe und Entwicklung des Vorsorgeaufwands der Unternehmen des Swiss Leader Index (SLI). Dieser Index setzt sich aus den 19 SMI-Unternehmen und den zehn grössten Werten der 30 SMI Mid Cap Titel zusammen. Der SLI enthält damit die 29 wichtigsten Werte des Schweizer Aktienmarkts und umfasst die führenden börsenkotierten Unternehmen des Landes. 

Willis Towers Watson hat 2016 die offengelegten Verpflichtungen aus der beruflichen Vorsorge der SMI- und SLI-Firmen gemäss den internationalen Rechnungslegungsstandards IFRS und US GAAP analysiert. Die Ergebnisse unterscheiden sich daher grundlegend von den Daten, wie sie schweizerische Vorsorgeeinrichtungen nach Swiss GAAP FER26 publizieren.

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