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Eine bessere Asset-Allokation würde den Pensionskassen mehr Performance bescheren

Freitag, 19.05.2017

Die Politik nahm bisher wenig Einfluss auf die Anlageentscheide der Pensionskassen. Dabei beeinflussen Anlageerträge die Höhe der Renten signifikant. Soll es so bleiben, ist die Branche gefordert, mahnt Avenir Suisse.

Die Diskussion um die Vorsorgereform 2020 drehte sich primär um die Leistungshöhe (den ominösen AHV-Zuschlag von 70 Franken pro Monat für Neurentner), die Zusatzfinanzierung via Mehrwertsteuer oder Lohnbeiträge und die Erhöhung des Frauenrentenalters. Die Optimierung der Renditenmöglichkeiten am Kapitalmarkt, des «dritten Beitragszahlers», wurde jedoch aus dem politischen Diskurs ausgeblendet, wie Jérôme Cosandey, Senior Fellow und Forschungsleiter Finanzierbarere Sozialpolitik von Avenir Suisse, schreibt.

Politik hinkt Tendenzen oft hinterher

«Vielleicht ist es besser so», findet Cosandey. Gute Anlageentscheide brauchten kühle Köpfe, die schnell auf Veränderungen am Kapitalmarkt reagieren könnten. Die Politik hinke Tendenzen hingegen oftmals hinterher und entscheide eher auf der Basis von wahltaktischem Kalkül statt von ökonomischen Analysen. Trotzdem sollte dem Kapitalmarkt mehr Achtung geschenkt werden, findet Cosandey. Die Rentenhöhe werde, mindestens in der zweiten Säule, signifikant von den Anlageerträgen der Vorsorgewerke beeinflusst.

Anlageerträge beeinflussen die Rentenhöhe signifikant

In der ersten Säule verwalte der AHV-Fonds zwar stolze 41 Milliarden Franken (2015); die durchschnittlichen Erträge aus diesem Vermögen würden jedoch nur 3% der AHV-Einnahmen zwischen 2011 und 2015 entsprechen, rechnet Cosandey vor. Ganz anders in der beruflichen Vorsorge: Dort würden die laufenden Erträge (ohne Wertschwankungen) der Pensionskassenvermögen im Fünfjahresdurchschnitt 23% der Einnahmen betragen. Der der Beitrag des Kapitalmarkts reduziere sich allerdings infolge sinkender Renditen stetig, von 27% der jährlichen Einnahmen im Jahr 2008 auf 22% im Jahr 2014. Die sinkenden Erträge sollten jedoch nicht fatalistisch hingenommen werden. Es existiere Raum für Optimierung, ist Cosandey überzeugt.

Pensionskassen könnten mit besserer Asset-Allokation mehr Performance erzielen

Cosandey zitiert die Studie der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg), wonach die durchschnittliche Anlagestrategie der Schweizer Pensionskassen deutlich unter der Effizienzkurve von Markowitz liegt. Diese Kurve beschreibt das optimale Renditen-Risikoprofil für ein perfekt diversifiziertes Anlageportfolio. Pensionskassen könnten mit einer besseren Asset-Allokation im Schnitt rund einen Prozentpunkt mehr Performance bei gleichbleibendem Risiko realisieren, oder bei gleicher Rendite das Risiko signifikant reduzieren, so das Fazit. Dies gilt selbst unter Beachtung der Anlagevorschriften der BVV2-Verordnung.

Vermögensverwaltung könnte effizienter sein

Nebst der strategischen Asset-Allokation bestehe auch Optimierungspotenzial in der Effizienz der Vermögensverwaltung, etwa durch die Realisierung von Skaleneffekten, kritisiert Cosandey. Die Vermögen der Pensionskassen seien zwar bereits stark konzentriert.

Die 190 grössten Pensionskassen (10% aller Vorsorgeeinrichtungen) hätten im Jahr 2014 83% des verwalteten BVG-Vermögens kumuliert. Die übrigen, kleineren Pensionskassen hätten eine schlechtere Verhandlungsposition gegenüber Asset-Managern, weiss Cosandey. Gemäss einer Studie des Bundesamts für Sozialversicherungen würden sie ca. 35 Basispunkte mehr Vermögensverwaltungskosten zahlen. Dies entspreche etwa 600 Millionen Franken pro Jahr.

Konsolidierung der Pensionskassen ermöglicht weitere Synergieeffekte

Für kleinere Pensionskassen sei das Poolen von Ressourcen in kollektiven Anlagestiftungen oder die Bündelung einzelner Prozesse mit anderen Mitbewerbern besonders wichtig. Zudem werde die Konsolidierung der Pensionskassen weitere Synergieeffekte ermöglichen. Tatsächlich würden jährlich etwa 4% der Vorsorgeeinrichtungen verschwinden. Wachsende Konkurrenz, zum Beispiel durch die Einführung der freien Pensionskassenwahl, könnte diesen Konzentrationsprozess beschleunigen, propagiert Cosandey.

Branche ist gefordert

Die Realisierung des Optimierungspotenzials ist laut Cosandey keine leichte Sache. Entsprechend stark sei die Branche gefordert: Gelinge es ihr nicht, die Renten dank besserer Rendite und Effizienz zu erhöhen, könne sich die Politik künftig sehr wohl in Anlageentscheiden einmischen.

Dieser Beitrag ist in der Zeitschrift «Schweizer Versicherung» vom Mai 2017 erschienen.

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