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Die US-Zentralbank hebt die Zinsen weiter an

Donnerstag, 15.06.2017

Die US-Notenbank erhöht das Leitzinsband um 25 Basispunkte auf 1.0% bis 1.25%. Der Fed-Entscheid war von den Finanzmärkten erwartet worden, spricht aber für eine weitere geldpolitische Abweichung gegenüber Europa.

Die amerikanische Zentralbank Federal Reserve (Fed) hat ihren Leitzins zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate um 25 Basispunkte in die Zone zwischen 1% und 1.25% angehoben. Dies obwohl die Inflation jüngst nachgegeben hat und auch weniger neue Arbeitsplätze geschaffen wurden als im Vorjahr. Fed-Chefin Janet Yellen machte in der Pressekonferenz jedoch deutlich, dass sie das Nachgeben der Inflation auf Sonderentwicklungen zurückführt. Die US-Fed geht vielmehr von einem stetigen Wachstum der US-Wirtschaft aus. Nach dem Fed-Entscheid wertete der US-Dollar wieder auf.

Weitere Zinserhöhung wird für Dezember erwartet

Noch immer deutet die Zentralbank eine dritte Zinserhöhung um 25 Basispunkte im zweiten Halbjahr 2017 an. Analysten erwarten diese im Dezember. Die Fed tastet ihren bisherigen Zinsausblick für 2017 somit nicht an. Auch für 2018 gehen die Notenbanker unverändert von drei weiteren Zinserhöhungen aus. Der Leitzins käme Ende 2018 dann auf 2.125% zu liegen, wobei der langfristige Median der Leitzinserwartung etwa für Analysten der Credit Suisse bei 3% liegt. Die Fed hat ihre Forward Guidance für die Leitzinsen also kaum geändert.

Inflationsprognose bleibt unverändert

Die Notenbank fügte aber an, den Inflationsverlauf genau beobachten zu wollen. Dies umso mehr, als es in den letzten Monaten zu einem überraschenden Rückgang der Teuerung kam. Die Fed erachtet diesen Rückgang aber als temporär und beliess ihre Inflationsprognose für 2018 und 2019 unverändert verglichen zur Prognose vom März. Sie blieb bei ihrer Äusserung, dass der starke Arbeitsmarkt die Inflation mittelfristig wieder auf 2% YoY anheben sollte. Janet Yellen wiederholte auch, dass die Fed schnellere Leitzinserhöhungen vermeiden möchte, falls die Inflation stärker als gegenwärtig erwartet steigen sollte.

Fed könnte mit der neuen Bilanzpolitik im Oktober beginnen

Konkreter wurde die Fed beim Abbau der Notenbankbilanz und lieferte vergleichsweise viele Einzelheiten, wie Analysten der Credit Suisse und der Zürcher Kantonalbank anmerken. Entsprechend dem Protokoll der Sitzung vom Mai gehe daraus hervor, dass die Fed den maximal abzubauenden Betrag auf eine maximale monatliche Obergrenze beschränken wolle. Auslaufende Anleihen würden dann nicht mehr reinvestiert. Anfänglich werde dieser Betrag auf 10 Milliarden Dollar festgesetzt (6 Mrd Treasury-Anleihen, 4 Mrd Hypothekarpapiere) und dann alle drei Monate um 10 Milliarden Dollar erhöht, bis die Schwelle von 50 Milliarden Dollar erreicht sei (30 Mrd Treasury-Anleihen, 20 Mrd Hypothekarpapiere).

Fed-Bilanzsumme dürfte um Hunderte von Milliarden Dollar schrumpfen

Anders ausgedrückt und unter der Annahme, dass die Drosselung der Wiederanlagen im Oktober 2017 beginnt, könnte die Bilanzsumme im Jahr 2017 um maximal 30 Milliarden Dollar, 2018 um höchstens 420 Milliarden und 2019 sowie in den folgenden Jahren um maximal 600 Milliarden Dollar sinken, wie die CS-Analysten vorrechnen. In Bezug auf das Timing lesen sie in der Stellungnahme, dass die Fed eine «Umsetzung in diesem Jahr» beabsichtige. Janet Yellen habe in der Pressekonferenz hinzugefügt, dass es «recht bald» dazu kommen könne. Die CS-Analysten betrachten dies als einen deutlichen Hinweis, dass die Fed die Ankündigung ihrer neuen Bilanzpolitik bereits im September beabsichtige und wahrscheinlich im Oktober starten werde.

Geldpolitik in den USA und in Europa weicht immer mehr ab

Insgesamt gehen die CS-Analysten nach dieser Juni-Sitzung davon aus, dass die Fed ihre Forward Guidance für 2017 einhalten kann, indem sie also in diesem Jahr eine weitere Zinsanhebung vornimmt und die Bilanznormalisierung beginnt. Der Fed-Entscheid kehre frühere Marktbewegungen nicht um, spreche jedoch für eine weitere geldpolitische Abweichung gegenüber Europa, merkten die Analysten weiter an.

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