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«Die Folgen der Finanzmarktkrise sind überwunden»

Freitag, 09.06.2017

Die globale Konjunktur zeigt gemäss Pictet Asset Management Zeichen der Stärke. Erstmals seit Ausbruch der Finanzmarktkrise wachsen sowohl die USA als auch Europa, Japan und China über ihrem Potenzial. Die Märkte profitieren davon.

«Die weltweiten Wachstumskräfte sind stark», sagt Anastassios Frangulidis, Head of Swiss Balanced bei Pictet Asset Management in Zürich. So halte der weltweite Anstieg der Stimmungsindikatoren an. In der Eurozone etwa soll die konjunkturelle Erholung weitergehen. Als besonders erfreulich wertet Frangulidis die Tatsache, dass die Kreditvergabe für Haushalte und Unternehmen wieder wachse. Einzig im Süden Europas und insbesondere in Italien und Griechenland frage der private Sektor weniger Kredite nach. Allerdings habe die Entschuldungsdynamik dort etwas nachgelassen.

Stimmung in Japan hat sich aufgehellt

Viele positive Nachrichten kamen in den letzten Monaten aus Japan. «Die stark fallende Arbeitslosenrate, welche mittlerweile bei unter 3% und somit so tief wie nie zuvor in den letzten 20 Jahren liegt, hat unter den japanischen Haushalten zu einer deutlichen Stimmungsaufhellung geführt. Als Folge geben diese endlich mehr aus», erläutert Frangulidis. Die Autoverkäufe etwa haben in einem Jahr um 15% zugelegt. So komme der für lange Zeit verflogene Optimismus in Japan zunehmend wieder auf.

US-Aufschwung ist je länger je mehr investitionsgetrieben

In den USA lässt die Konsumdynamik etwas nach. Pictet prognostiziert gar einen leichten Rückgang des Privatkonsums; dieser sei aber nicht besorgniserregend, beruhigt Frangulidis. Dafür werde der US-Aufschwung zunehmend investitionsgetrieben. Anders als in Europa, würden die meisten Konjunkturzyklen in den USA in einer frühen Phase vom starken Konsum geprägt. Sei der Konjunkturzyklus aber in einer „reifen“ Phase angekommen, wachse der Anteil der Investitionen am Bruttoinlandprodukt – insbesondere Anlageinvestitionen – deutlich. Dies scheine auch heute, acht Jahre nach dem Ende der letzten US-Rezession, der Fall zu sein.

Nach dem schwachen ersten Quartal 2017 rechnet Frangulidis im Verlauf des Jahres mit einer anziehenden Wachstumsdynamik. Für das gesamte Jahr rechnet Pictet mit einem Wirtschaftswachstum von etwa 2.5%.

US-Fed dürfte eine zunehmend restriktive Geldpolitik verfolgen

Eine Begleiterscheinung der zunehmenden Investitionstätigkeit ist die restriktivere Geldpolitik. Frangulidis rechnet noch im Juni mit einer weiteren Anhebung des Fed-Leitzinssatzes um 25 Basispunkte. Eine weitere Zinserhöhung dürfte im Verlauf dieses Jahres erfolgen. «Darüber hinaus wird die Fed vor Ende des Jahres beginnen, die im Zuge der Finanzmarktkrise stark ausgeweitete Zentralbankbilanz zurückzufahren», wie Frangulidis annimmt. Der Prozess der Bilanzreduktion werde aber sehr behutsam erfolgen.

Zeit der Überperformance des US-Aktienmarkts geht zu Ende

Da die Geldpolitik in den USA etwas restriktiver wird, während in der Eurozone und in Japan die Notenbanken ihren aktuellen geldpolitischen Kurs trotz besserer Konjunkturdaten vorerst beibehalten wollen, geht Pictet davon aus, dass die Zeit der Überperformance des US-Aktienmarktes zu Ende geht, während der europäische und der japanische Aktienmarkt besser laufen sollten.

Der Kapitalisierungsanteil des US-amerikanischen Aktienmarktes beträgt heute etwa 60% am gesamten MSCI World. So etwas habe es in den letzten 50 Jahren noch nie gegeben, wie Frangulidis erklärt. Damit werde auch klar, dass der US-amerikanische Aktienmarkt deutlich höher bewertet sei als die anderen Aktienmärkte. Auch den US-Dollar hält er für klar überbewertet. Gegenüber den meisten Währungen bleibe der Dollar aber vorerst stark.

Aktienbewertungen in Europa und Japan sind moderat

Insgesamt gehe die Erholung der Unternehmensgewinne aber weiter, ist Frangulidis überzeugt. Die Bewertungen in den USA seien zwar hoch, in der Eurozone und Japan aber moderat. Die europäische Gewinn- und Aktienpreisentwicklung berge daher Überraschungspotenzial. Der japanische Aktienmarkt sei jedoch auf eine Yen-Abwertung angewiesen.

Emerging Markets sind weiterhin interessant

Innerhalb der Anlageklasse Obligationen findet Frangulidis die Emerging Markets trotz der exzellenten Performance der letzten Monate weiterhin interessant. Für Staatsanleihen generell sieht er aber hohe Risiken, insbesondere in Europa und der Schweiz.

Der Schweizer Franken sollte gegenüber dem Euro jedoch stabil bleiben – Pictet rechnet für den Euro mit einem Kurs von 1.06 bis 1.10 Franken in den nächsten sechs Monaten.

Rohstoffe könnten künftig wieder besser performen

Rohstoffe sind laut Frangulidis als eine der wenigen Anlageklassen nicht hoch bewertet. Sobald die US- und die globale Konjunktur Anzeichen einer Überhitzung zeigten, würden sie wieder besser performen.

Die Anlageklasse Gold wiederum biete eine vernünftige Absicherung gegenüber steigenden inflationären Risiken, sollte der US-Präsident die angepeilten Steuersenkungen weitgehend durch den Kongress bringen können und bei der US-Notenbank sogenannte „dovishe“ Vertreter zur Nominierung vorschlagen.

Zyklische Sektoren bergen Potenzial

Vor dem Hintergrund beginnender Inflation sind Festverzinsliche in den Portefeuilles mit Vorsicht einzusetzen, warnt Frangulidis. Die Aktienrally hingegen sei noch nicht zu Ende. Pictet verschiebt Aktienpositionen weg von defensiven hin zu zyklischen und wertorientierten Sektoren, so das Fazit von Frangulidis.

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