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Die EZB lässt die Märkte weiter warten

Freitag, 21.07.2017

Die Europäische Zentralbank behält die niedrigen Leitzinsen und ihre Anleihenkaufprogramme zunächst unverändert bei. Sie will jedoch «im Herbst» einen Entscheid über das Programm fällen. Das könnte somit auch im 4. Quartal sein.

«Die Europäische Zentralbank gab sich an ihrer gestrigen Sitzung insgesamt etwas dovisher als von den Märkten erwartet worden war», kommentieren Analysten der Credit Suisse die gestrigen Entscheidungen der EZB. Die geldpolitische Stellungnahme hat die Analysten überrascht, da der Passus über die lockere Geldpolitik bezüglich des Anleihenkaufprogramms beibehalten worden sei, und auch die restlichen Formulierungen kaum geändert worden seien, so die Analysten.

Ankündigung einer Reduzierung könnte bis ins 4. Quartal verschoben werden

Sowohl in der geldpolitischen Stellungnahme als auch der Pressekonferenz kam von EZB-Präsident Mario Draghi offenbar kein stärkeres Signal, das eine Ankündigung zur Reduzierung der Anleihenkäufe («Tapering») bereits per 7. September vermuten lässt. «Herr Draghi sagte aber, dass ein Entscheid im Herbst getroffen werde, was im Grunde die Sitzungen am 7. September, am 26. Oktober und sogar noch am 14. Dezember umfassen könnte», so das Fazit der CS-Analysten. Damit steige das Risiko, dass die Ankündigung einer Reduzierung bis nach September verschoben werde.

Anleihenkäufe dürften ab Januar 2018 reduziert werden

Damit, dass ein starkes Signal über den Zeitpunkt eines Entscheids über den weiteren Verlauf des QE-Programms (quantitative Lockerung) ausblieb, lässt sich die EZB alle Optionen offen. «Die nächste Sitzung am 7. September bietet natürlich eine gute Möglichkeit, eine Reduzierung der Anleihenkäufe ab Januar 2018 anzukündigen; bis dahin liegen die makroökonomischen Stabsprognosen vor. Da sich Herr Draghi aber recht vage zum Zeitpunkt des Entscheids geäussert hat, ist auch ein späterer Zeitpunkt für die Ankündigung möglich», so die CS-Analysten weiter.

Die nächsten Reden von EZB-Vertretern und insbesondere von Mario Draghi könnten weitere Klarheit darüber bringen, was oder was nicht von der September-Sitzung zu erwarten ist. Die CS-Analysten halten es aber immer noch für wahrscheinlich, dass die EZB die Höhe der Anleihenkäufe ab Januar 2018 reduziert – egal, wann die Ankündigung dazu erfolgt.

Euro hat deutlich zugelegt

Zu den jüngsten Bewegungen der Wechselkurse und der Anleihenrenditen gab Mario Draghi offenbar keine direkten Kommentare ab, sondern merkte hauptsächlich an, dass der Anstieg des (Euro-Dollar) Wechselkurses «einige Aufmerksamkeit» auf sich gezogen habe. Draghi habe jedoch nicht versucht, den Euro «kleinzureden», so die CS-Analysten.

Die Dynamik dieser Kursbewegungen habe kritische Signale ausgelöst, sodass die Indikatoren für das technische Momentum von Negativ auf Positiv gedreht hätten, während der Euro die obere Grenze seiner mittelfristigen Handelsspanne getestet habe, erklären die CS-Analysten. Gleichzeitig sei es wegen der anhaltenden fundamentalen Abweichungen wesentlich weniger eindeutig, dass die nächste Veränderung der Zinsdifferenzen erneut zugunsten des US-Dollars ausfalle. Kurz gesagt habe die Wahrscheinlichkeit erheblich nachgelassen, dass der Euro-Dollar-Kurs seinen Abwärtstrend in den nächsten Monaten wiederaufnehmen werde.

Das Credit Suisse Anlagekomitee hat deshalb entschieden, von seiner negativen Euro-Dollar-Beurteilung abzurücken. Es schätzt den Euro-Dollar-Kurs nun neutral ein und rechnet mit unveränderten Notierungen von 1.15 in drei Monaten und von 1.12 in zwölf Monaten (bisher: 1.10 bzw. 1.05).

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