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Die Bank of England reagiert auf den Brexit und senkt den Leitzins

Freitag, 05.08.2016

Die Britische Zentralbank senkt den Leitzins von 0.50% auf 0.25%. Sie will damit einem drohenden Wirtschaftsabschwung begegnen, der sich infolge des anstehenden Austritts aus der EU einstellen könnte.

Die Bank of England hat an ihrer Sitzung am Donnerstag die Senkung des Leitzinses von 0.50% auf 0.25% beschlossen. Dies ist die erste Senkung seit März 2009. An ihrer letzten Sitzung Mitte Juli, nach dem Brexit-Votum, hatte sie sich – entgegen der Markterwartungen – noch dagegen ausgesprochen, da sie den Beobachtungszeitraum seit dem Brexit für zu kurz hielt. Notenbank-Chef Mark Carney kündigte ausserdem an, dass der Leitzins im weiteren Jahresverlauf auf nahe Null gesenkt werden könnte, sollten sich die Konjunkturdaten so schwach entwickeln wie erwartet.

Anleihenankaufprogramm wird ausgeweitet

Darüber hinaus kündigte die Zentralbank den Ankauf von 60 Milliarden Gilts innerhalb von sechs Monaten an. Die im Rahmen der Asset Purchase Facility seit 2012 gehaltenen Staatsanleihebestände steigen somit von bisher 375 auf 435 Milliarden Pfund an. Zusätzlich sollen in den kommenden eineinhalb Jahren Unternehmensanleihen im Wert von 10 Milliarden Pfund angekauft werden. 

Erweiterung des Quantitative Easing-Programms erfolgt in Uneinigkeit

Während die Leitzinssenkung vom Monetary Policy Committee einstimmig beschlossen wurde, fiel der Entscheid zur Ausweitung des Quantitative Easing-Programmes im Dissens. Die Währungshüter Weale, Forbes und McCafferty stimmten gegen die zusätzlichen Staatsanleihekäufe und Forbes gegen die Käufe von Unternehmensanleihen.

Einführung von Negativzinsen wird ausgeschlossen

Carney schloss die Einführung von Negativzinsen aus. So werde bei künftigen Zinsentscheidungen die Untergrenze über Null liegen, versicherte Carney auf einer Medienkonferenz im Anschluss an die Notenbanksitzung.

Wachstumsprognosen wurden nach unten revidiert

Im zusammen mit dem Zinsentscheid veröffentlichten Inflation Report nahm die Bank of England nach dem Brexit-Votum deutliche Revisionen an ihren Prognosen vor. Die Erwartung für das Wirtschaftswachstum 2017 wurde von 2.3% auf neu 0.8% nahezu gedrittelt.

Mit einer Rezession rechnen die Notenbanker allerdings auch in diesem Jahr nicht. Die Prognose für das Bruttoinlandprodukt (BIP) im Jahr 2016 wurde bei 2% belassen und für das laufende 3. Quartal wird ein BIP-Wachstum von 0.1% gegenüber dem Vorquartal erwartet.

Die Inflationsrate dürfte nach Einschätzung der Notenbank Ende nächsten Jahres bis auf 2% klettern.

BoE stellt sich der Brexit-Unsicherheit entgegen

«Die Bank of England stellt sich mit einem Massnahmenbündel entschlossen der Brexit-Unsicherheit entgegen und versucht damit, einen allzu starken Abschwung der britischen Wirtschaft zu verhindern», kommentieren Analysten der Zürcher Kantonalbank (ZKB) den Entscheid.

Ihrer Meinung nach wurden die Markterwartungen insbesondere bei den Wertpapierkäufen übertroffen, was zu einer weiteren Schwächung des Pfundes geführt habe. Die Stabilisierung der Wirtschaft dürfe also vor allem zulasten des Inflationsausblicks gehen (höhere Inflation infolge der Pfundabwertung).

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