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Der Referenzzinssatz Libor soll bis Ende 2021 abgelöst werden

Freitag, 11.08.2017

Der Bankenzins Libor soll abgeschafft werden. Er dient als Basis für die Kalkulation der Kosten von Krediten, Hypotheken und Finanzinstrumenten mit variablem Zins. Noch ist unklar, wie der Ersatz aussehen wird. Die SNB sucht nach Alternativen.

Die britische Finanzaufsicht FCA, in deren Einflussbereich der Libor liegt, will den Referenzzinssatz bis Ende 2021 durch ein «zuverlässigeres System» ablösen. Die London Interbank Offered Rate, kurz Libor, bildet den Durchschnittszinssatz der Brief-Sätze von diversen ausgewählten internationalen Geschäftsbanken in London. Der Libor ist in Verruf geraten, nachdem einer der grössten Manipulationsskandale der Bankengeschichte bekanntgeworden ist. Der Zinssatz wurde früher täglich durch eine Umfrage unter Banken festgelegt, die melden mussten, zu welchem Zinssatz sie sich von anderen Banken über Nacht Geld leihen konnten. Dabei wurde offenbar über Jahre manipuliert. Weltweit sollen Finanzprodukte im Wert von mehr als 500 Billionen Euro am Libor hängen. Eine Reihe von Grossbanken mussten wegen Manipulationsvorwürfen Milliardenstrafen zahlen, wobei es auch Verurteilungen einzelner Banker gab.

Ersatz des Libors steht noch nicht fest

Noch ist unklar, wie der Libor ersetzt werden soll und was mit Finanzprodukten passiert, die noch am Libor hängen. Laut FCA-Chef Andrew Bailey müssen die Planung und die Überleitung jetzt beginnen, berichten Medien. Als eine denkbare Alternative werde zurzeit der Zinssatz „Sonia“ (Sterling Overnight Index Average) gehandelt, ein Geldmarkt-Zinssatz für Über-Nacht-Ausleihungen.

SNB sucht eine Alternative zum Franken-Libor

Auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) muss einen neuen Referenzzins suchen. Sie verwendet den 3-Monats-Libor als Richtschnur für ihre Geldpolitik. Laut einem SNB-Mediensprecher werde die SNB für ihr geldpolitisches Konzept rechtzeitig eine Alternative zum Franken-Libor bekanntgeben, berichten Medien. Das absehbare Ende des Franken-Libors soll auf die geldpolitische Ausrichtung und die monetären Bedingungen jedoch keine Auswirkungen haben. Ein Migros-Bank Sprecher soll aber geäussert haben, dass die Abschaffung des Libors «weitreichende Konsequenzen für die gesamte Finanzbranche» haben werde.

Schweizer Banken haben milliardenhohe Libor-Hypotheken-Bestände

Schweizer Bankkunden könnte die Umstellung, insbesondere bei den Libor-Hypotheken, eine jahrelange Phase der Verunsicherung bereiten, wie Beobachter befürchten. In einer Umfrage des Tages-Anzeigers hätten die angefragten Banken nicht sagen wollen, wie viele Libor-Hypotheken sie hätten. Eine Grafik im Geschäftsbericht 2016 von Raiffeisen zeige indes, dass allein Raiffeisen Ende Jahr einen Bestand an Libor-Hypotheken von rund 25 Milliarden Franken gehabt habe. Anfragen bei Banken wie der UBS haben offenbar weiter ergeben, dass sie ihr Angebot an Libor-Hypotheken nicht geändert und die Vertragsdauer nicht reduziert haben. So könnten Kunden weiterhin Libor-Hypotheken mit einer Laufzeit über 2021 hinaus abschliessen. Schriftlich habe dies etwa die UBS dem Tages-Anzeiger jedoch nicht bestätigen wollen.

Libor-Hypotheken stehen weiterhin im Angebot

Auch die Migros-Bank führe Libor-Hypotheken weiter im Angebot. Und die Credit Suisse wolle sich auf die Bedürfnisse ihrer Kunden konzentrieren. Raiffeisen biete ebenfalls weiter Libor-Hypotheken an. Vage sei die Zürcher Kantonalbank(ZKB) geblieben, mit mehreren Milliarden Franken an Libor-Hypotheken. Die Bank wolle die Situation analysieren. Dazu gehöre auch die Kommunikation gegenüber Kunden.

Die ZKB ist gemäss Medienberichten eine der wenigen Banken mit einer entsprechenden Klausel in den Verträgen: Ihre Kunden könnten sich entweder mit der Bank auf einen neuen Basiszins einigen oder ohne Kostenfolge zu einem anderen Hypothekarmodell wechseln. Andere Banken könnten ihren Kunden ein ähnliches Vorgehen vorschlagen. Sie versicherten derzeit aber, Libor-Hypotheken auch weiterhin anzubieten.

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