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Der AHV-Ausgleichsfonds warnt vor einem Nein zur Altersvorsorge-Reform

Mittwoch, 09.08.2017

Compenswiss propagiert die Annahme der Vorlage zur «Altersvorsorge 2020», weil die Finanzen damit für 10 bis 12 Jahre stabilisiert werden könnten. Ohne Reformen sei der Fonds bis 2030 leer; auch deshalb, weil man risikolos anlegen müsse.

AHV, IV und EO verfügen über ein Vermögen von etwa 35 Milliarden Franken. Verwaltet wird es vom Ausgleichsfonds Compenswiss. Dessen Präsident Manuel Leuthold zeigt sich in einem Interview mit der Zeitung «Le Temps» äusserst besorgt um die finanzielle Lage des Fonds. Ohne Reformen sei dieser bis 2030 leer, weil mit den laufenden Einnahmen bei gleichzeitig steigender Zahl von Bezügern die Renten nicht mehr bezahlt werden könnten. Diese Aussicht und der hohe Liquiditätsbedarf von 3 bis 4 Milliarden Franken zwängen Compenswiss zu einer defensiven Anlagestrategie, was die Rendite wiederum schmälere. Diese lag in den letzten Jahren meist unter jener von grösseren Vorsorgeeinrichtungen.

Die Annahme der Reformvorlage würde risikoreichere Investitionen begünstigen

Wird die Vorlage vom Volk am 24. September angenommen, würde das Compenswiss auch ermöglichen in Anlageklassen zu investieren, die weniger liquid sind, wie Leuthold weiter erklärt. Konkret nennt er Private Equity, ausländische Immobilien oder die Finanzierung von Start-ups. Damit käme Compenswiss der Forderung nach, Vorsorgeeinrichtungen sollten vermehrt in Jungunternehmen investieren. Wenn Compenswiss jedoch davon ausgehen müsse, mangels politischer Reformen in 10 bis 12 Jahren kein Geld mehr zu haben, könne der Fonds keine langfristigen Investitionen tätigen, so Leuthold.

Das Risikobudget des AHV-Fonds beträgt heute 4%, ein tiefer Wert im Vergleich zu Vorsorgeeinrichtungen der zweiten Säule. Gehe es so weiter, müsse das Risiko in den nächsten 3 bis 5 Jahren weiter reduziert werden, sagt Leuthold, der früher bei der UBS und der Privatbank Edmond de Rothschild tätig war.

Kritiker sehen in der Reform eine «Scheinlösung»

Martin Kaiser, beim Schweizerischen Arbeitgeberverband zuständig für Sozialversicherungen und früher Vizedirektor des Bundesamts für Sozialversicherungen, beurteilt die Situation anders, wie er gegenüber der «Neuen Zürcher Zeitung» äussert. Das Argument, man solle der Rentenreform zustimmen, damit Compenswiss risikoreichere Investitionen tätigen könne, lässt er nicht gelten. Die Altersvorsorge 2020 sei ein AHV-Ausbau und damit eine Scheinlösung, mit der man bestenfalls eine paar Jahre Zeit gewinnen könne. Das Sozialwerk schreibe auch bei einer Annahme der Vorlage bereits 2027 wieder rote Zahlen und nach 2030 würde sich der Fonds innert weniger Jahre leeren. Ausserdem sei die AHV kein «Tummelfeld für extravagante Investitionen». Der Arbeitgeberverband plädiert dafür, bei einer Ablehnung der Reformvorlage das Frauenrentenalter rasch auf 65 Jahre anzuheben und die Mehrwertsteuer moderat zu erhöhen.

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