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Das tiefe Zinsniveau belastet die Schweizer Lebensversicherer stark

Mittwoch, 02.08.2017

Schweizer Direktversicherer erzielten 2016 aggregierte Jahresgewinne von 8,1 Mrd. Franken. Das sind 21% mehr als im Vorjahr. Die Prämien gingen jedoch um 3.5% zurück. Insbesondere Lebensversicherer leiden unter den tiefen Zinsen.

Das schweizerische Versicherungsgeschäft wurde 2016 sowohl von den anhaltend niedrigen Zinsen als auch von den politisch motivierten Auflagen im BVG-Geschäft geprägt. So weist die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht FINMA in ihrem Bericht zu den Leistungen der Schweizer Direktversicherer (ohne Rückversicherungen, aber mit Krankenzusatzversicherungen) einen Prämienrückgang von 3.5% auf 80,7 Milliarden Franken aus. Die aggregierten Jahresgewinne hingegen stiegen um 21% auf 8,1 Milliarden Franken an.

Kapitalbasis ist solide

Die Eigenkapitalbasis konnte gegenüber dem Vorjahr um 2.4% erhöht werden. Die erzielte Eigenkapitalrendite betrug 14.63%, eine Steigerung von 2,25 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Die Deckungsratio des gebundenen Vermögens blieb 2016 stabil. 

Die FINMA attestiert der Schweizer Versicherungsbranche insgesamt eine gute Verfassung. Die Minimalvorgabe gemäss Swiss Solvency Test (SST) von 100% wurde mit 194% gegenüber 172% im Jahr zuvor gut erfüllt, wobei dies hauptsächlich auf eine methodische Anpassung zurückzuführen ist. Ohne diesen Effekt hätte die SST-Quote 174% betragen.

Marktanteile haben sich verschoben

Bei den Schadenversicherungen nahmen die Prämienerträge um 2.1% auf 27,1 Milliarden Franken zu, wobei Krankenversicherungen (+3.7% auf 10,2 Mrd. Fr.) grössenmässig dominierten. Während AXA Winterthur und Helvetia nach der Integration von Nationale Suisse bruchteilig Marktanteile verloren haben, büsste die Zurich weiter klar an Boden ein. Die Mobiliar hat sich noch deutlicher auf die zweite Position vorgeschoben. Die Vaudoise-Versicherungen bauten ihren Marktanteil wie die Mobiliar um 0,2 Punkte aus. Die Waadtländer rangieren nun direkt hinter Baloise mit 4.9% auf Rang sieben.

Viele Versicherer bieten kaum noch Lebensversicherungen mit Kapitalgarantie an

Bei den Lebensversicherern brachen die Bruttoprämien um 5.7% auf 32,7 Milliarden Franken ein; ausbezahlte Leistungen nahmen hingegen um 4.4% auf 30,5 Milliarden Franken zu. Viele Versicherer bieten gemäss FINMA kaum noch Lebensversicherungen mit Kapitalgarantie an und üben auch bei der BVG-Vollversicherung Zurückhaltung. Sollte das Volk am 24. September für die «Altersvorsorge 2020» stimmen, hätte dies bei der Gewinnverteilung zudem weitere Einschränkungen zur Folge.

Neue Anbieter sind seit längerem keine mehr aufgetaucht, wie die FINMA konstatiert. Das Geschäft ist wohl zu wenig attraktiv. Das sei nicht nur für die Lebensversicherer problematisch, die im vergangenen Jahr 71% des gesamten Prämienvolumens mit BVG-Geschäften erwirtschaftet haben. Die FINMA sieht darin vor allem auch für viele KMU-Betriebe ein Problem.

Tiefzinsumfeld ist für die Lebensversicherer eine Bedrohung

Das Geschäft ist für Lebensversicherer aber weiterhin sehr anspruchsvoll. Wie die FINMA betont, sei die laufende Anlagerendite unter Druck. Obschon alte Versicherungsverträge mit hohen Zinsversprechen langsam ausliefen, würden die Marktzinsen schneller sinken als die in den Verbindlichkeiten steckenden Garantien. Im langfristig angelegten Geschäft mit Privatkunden sähen sich daher einige Versicherer gezwungen, Reserven zur Erfüllung abgegebener Leistungsverpflichtungen zu mobilisieren.

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