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Das Schweizer Vorsorgesystem bleibt angeschlagen

Mittwoch, 21.12.2016

Der Zustand des schweizerischen Vorsorgesystems hat sich im zweiten und dritten Quartal 2016 verschlechtert. Hauptfaktoren sind die sich beschleunigende Alterung der Gesellschaft sowie der abflauende Immobilienmarkt mit seinen Renditen.

Der UBS-Vorsorgeindex Schweiz verharrte im zweiten und dritten Quartal im negativen Bereich, was eine weitere Verschlechterung für das Vorsorgesystem bedeutet. Die Experten der UBS führen dies hauptsächlich auf zwei Faktoren zurück. So hat sich der demografische Wandel akzentuiert; im Vergleich zum Vorjahresquartal dürfte die Nettoeinwanderung im dritten Quartal 2016 geringer ausgefallen sein und mehr Erwerbstätige dürften das Rentenalter erreicht haben als junge Personen erstmals eine Arbeit aufgenommen haben. Zweitens drückt das gedämpfte Preiswachstum am Immobilienmarkt zunehmend auf den Subindex der die wirtschaftliche Entwicklung abbildet.

Positive Anlagerenditen der Vorsorgewerke sind nicht nachhaltig

Die Vorsorgewerke konnten indes positive Anlagerenditen verzeichnen, was den Subindex Finanzen ansteigen liess. Die positive Entwicklung könnte sich jedoch als kurzlebig erweisen, so die Experten, denn die Verbesserung fusse vorwiegend auf den Kapitalgewinnen erstklassiger Anleihen als Folge von weiter sinkenden Renditen nach dem Brexit-Votum in Grossbritannien. Eine Wiederholung solcher Kursgewinne ist ihrer Meinung nach einzig in einem stark deflationären Szenario mit weiter sinkenden Renditen möglich.

AHV und BVG bedürfen einer Reform um leistungsfähig zu bleiben

Noch ist das schweizerische Vorsorgesystem in der Lage, Rentenleistungen in voller Höhe auszuzahlen. Dies gilt jedoch nicht unbedingt für die Zukunft, warnen die Experten. Dank der Ablehnung der AHVplus-Initiative durch das Schweizer Stimmvolk am 25. September 2016 habe eine zusätzliche Belastung des Vorsorgesystems zwar vermieden werden können. Tiefgründige Reformen seien dennoch unumgänglich.

Die Vorlage zur Reform Altersvorsorge 2020, die frühestens im September 2017 zur Abstimmung kommt, wird derzeit noch beraten. Ein weiteres Verschleppen von Reformen wäre bedenklich, so die UBS-Experten. In der AHV klaffe ein implizites Finanzierungsloch von etwa 1‘000 Milliarden Franken, bzw. über 170% des Schweizer Bruttoinlandprodukts. Die Pensionskassen wiederum drohten zunehmend in eine finanzielle Schieflage zu geraten, weil die Umwandlungssätze infolge gestiegener Lebenserwartung zu hoch seien.

Über den UBS-Vorsorgeindex Schweiz

Der quartalsweise berechnete UBS-Vorsorgeindex Schweiz ist ein Pulsmesser für die Gesundheit des Schweizer Vorsorgesystems. Mit den vier Subindizes Wirtschaftsentwicklung, Demografie, Finanzen und Reformen umfasst der Index die für die Stabilität des Vorsorgesystems wichtigsten Faktoren. Ein negativer Wert des UBS Vorsorgeindex Schweiz stellt eine Verschlechterung der Dynamik im Vergleich zum Vorjahresquartal dar, ein positiver Wert eine Verbesserung. Dies jeweils in Relation zur Entwicklung der Reihe in der (für die Standardisierung verwendete) Referenzperiode erstes Quartal 2005 bis zweites Quartal 2016.

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