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Baloise Group weist für 2011 auf breiter Front Verluste aus

Donnerstag, 22.03.2012

«Unüblich viele Einflüsse aus dem Wirtschafts- und Finanzmarktumfeld» haben den Gewinn der Baloise Group 2011 um 86% einbrechen lassen. Wertberichtigungen auf griechischen Staatsanleihen sind aber nur Teil des Übels.

Die Baloise Versicherungsgruppe hat für 2011 ein überaus schlechtes Geschäftsergebnis ausgewiesen. «Natürlich sind wir mit dem Geschäftsergebnis nicht zufrieden. Dank ihrer robusten Verfassung konnte die Baloise aber die ungewöhnlich vielen Herausforderungen verkraften», wird Martin Strobel, CEO der Baloise Group, in einer Mitteilung zitiert.

Reingewinn bricht um 86% ein

Der Gewinn der Baloise Group ist 2011 gegenüber dem Vorjahr um 86,0% auf 61,3 Millionen Franken zurückgegangen. Die Gründe für diesen markanten Rückgang liegen laut Baloise hauptsächlich in den zahlreichen ausserordentlichen Einflüssen der Wirtschafts- und Finanzmarktkrise: Die sehr tiefen Zinsen und die schlechte Entwicklung an den Finanzmärkten hätten Wertberichtigungen auf Aktien und griechischen Staatsanleihen erfordert. Die negative Zinsentwicklung belaste die Ertragskraft der Lebensversicherungen. Der tiefere Durchschnittskurs des Euros habe das in Schweizer Franken ausgewiesene Ergebnis der Auslandeinheiten und der Kapitalanlagen geschmälert. Hinzu sei eine konjunkturbedingte Goodwill-Abschreibung bei der kroatischen Geschäftseinheit gekommen.

Geschäftsvolumen geht um rund 15% zurück

Wie Baloise weiter erklärt, habe sich das Versicherungsgeschäft im Gegensatz zu diesen «marktbedingten und weitgehend einmaligen buchhalterischen Belastungen» erfreulich entwickelt. Tatsächlich ist das Geschäftsvolumen aber um 14,6% auf 8,145 Milliarden Franken gesunken. Auffällig hier ist der Rückgang von Prämien mit Anlagecharakter – sie sanken um 50% auf 1,341 Milliarden Franken. Laut Baloise stammt der Haupteffekt von den anlagegebundenen Lebensversicherungen in Luxemburg und Liechtenstein, deren Volumen sich erwartungsgemäss halbiert habe. Hinzu seien Sondereffekte aus der italienischen Steueramnestie sowie der wider Erwarten nicht eingeführten EU-Zinsdirektive gekommen.

Bruttogewinn im Nichtleben-Bereich sinkt um rund 67%

Noch schlechter sieht es beim Geschäftsergebnis (Jahresgewinn/-verlust vor Finanzierungskosten und Steuern) für die einzelnen Sparten aus: Im Nichtleben-Bereich sank das Ergebnis um 66,6% auf 127 Millionen Franken. Den Rückgang bewirkten laut Baloise in erster Linie hohe Wertberichtigungen bei den Kapitalanlagen, insbesondere auf Aktien und griechischen Staatsanleihen. Der Vorjahresgewinn sei zudem durch Verkäufe aus Kapitalanlagen begünstigt gewesen. Als weiteren Grund nennt Baloise grosse Belastungen aus Unwetter- und Grossschäden in Höhe von 123 Millionen Franken. Dennoch sei der Schaden-Kostensatz (Combined Ratio) lediglich von 95,2% auf 95.5% angestiegen, wie Baloise hervorhebt. Das schreibt Baloise «gezielten Massnahmen zur Steigerung der Effizienz aus dem Programm "Baloise 2012"» zu, ebenso wie die verbesserte Kostensatz-Entwicklung. Der Kostensatz ging 2011 von 31.9% auf 31.4% zurück.

Bruttogewinn im Leben-Bereich verzeichnet Rückgang um rund 91%

Geradezu katastrophal präsentiert sich das Ergebnis im Leben-Bereich: Es brach 2011 um 91,3% auf 15,9 Millionen Franken ein. Dies schreibt Baloise in besonderem Masse dem Zinszerfall zu, vor allem im Schweizer Leben-Geschäft, sowie den negativen Entwicklungen an den Kapitalmärkten. So seien «signifikante» Wertberichtigungen auf griechischen Staatsanleihen nötig gewesen.

Baloise Bank-Ergebnis legt um 8% zu

Weit besser präsentiert sich dagegen das Ergebnis der Baloise Bank, das um 8% auf 73,3 Millionen Franken zulegte.

Nettoertrag aus Kapitalanlagen sinkt um rund 30%

Deutlich tiefer fiel auch das Anlageergebnis aus, was Baloise der europäischen Schuldenkrise zuschreibt. Während die wiederkehrenden Erträge mit 1,767 Milliarden Franken stabil geblieben seien, hätten Abschreibungen sowohl auf Eigenkapital- als auch auf Fremdkapitalinstrumenten vorgenommen werden müssen. Der Nettoertrag sei dadurch um 29.7% auf 1,359 Milliarden Franken gesunken, was einer Nettorendite von 2,5% entspreche.

Wertberichtigungen auf Finanzanlagen sind massiv

Nach Abzug der Legal Quote, der Überschussbeteiligung der Versicherten sowie Steuern fielen laut Baloise Wertberichtigungen von 78,3 Millionen Franken an. Sie seien fast vollständig auf die Anlagen in griechische Staatsanleihen zurückzuführen, welche auf 23% des Buchwerts abgeschrieben worden seien. Der Anteil von Staatsanleihen der GIIPS-Staaten (Griechenland, Irland, Italien, Portugal, Spanien) habe Ende 2011 lediglich noch 1,7% der Kapitalanlagen betragen. Die Baloise habe Ende Februar 2012 alle restlichen griechischen Staatsanleihen verkauft, weil das Umtauschangebot unattraktiv gewesen sei und damit hohe Restrisiken verbunden gewesen seien. Wegen der schlechten Schuldnerbonität seien auch alle portugiesischen Staatsanleihen verkauft worden. Aus den Verkäufen habe ein geringfügiger Verlust resultiert. Die Euro-Anleihen der Schweizer Gesellschaften seien zu durchschnittlich 85% währungsgesichert gewesen, wobei diese Quote im Jahresverlauf zwischen 80% und beinahe 100% geschwankt habe.

Verluste resultierten auch auf Aktienanlagen, welche im Rahmen der internen Risikovorgaben mit Derivaten laufend angepasst worden seien. Daraus sei ein Verlust von netto 47,9 Millionen Franken entstanden. Hedge Funds hätten eine leicht negative Performance verzeichnet, Private Equities dagegen hätten sich sehr erfreulich entwickelt. Die Wertberichtigungen für Finanzanlagen mit Eigenkapitalcharakter (wozu etwa Beteiligungen gehören) betrugen laut Baloise netto 119 Millionen Franken. Direkt gehaltene Liegenschaften hätten sich durch ihre Wert- und Ertragsstabilität ausgezeichnet. Auf hypothekarischen Ausleihungen seien keine Wertberichtigungen nötig gewesen.

Eigenkapital geht um rund 6% zurück

Das konsolidierte Eigenkapital (nach Minderheiten) der Baloise Group ist per 31. Dezember 2011 um 5,8% auf 3,894 Milliarden Franken zurückgegangen. Die Abnahme sei hauptsächlich durch die Dividende für das Geschäftsjahr 2010 verursacht worden, die durch den tiefen Gewinn nur teilweise habe kompensiert werden können.

Dennoch will die Baloise Group «die attraktive Dividendenpraxis» weiterführen; der Verwaltungsrat beantrage der Generalversammlung 2012 eine unverändert hohe Dividende von 4.50 Franken, wie Baloise erklärt.

Eigenkapitalrendite sinkt um rund 85%

Die Eigenkapitalrendite sei wegen des tieferen Ergebnisses und der nach wie vor starken Eigenkapitalbasis per Jahresende auf 1,6% gesunken, verglichen mit 10,4% im Vorjahr. Die Konzernsolvabilität belaufe sich aber weiterhin auf gute 203% – gegenüber 224% im Vorjahr.

Ausblick ist wenig optimistisch – eine fortgesetzte Gewinnwarnung?

Die Baloise Group hatte am 16. November 2011 eine Gewinnwarnung für das Geschäftsjahr 2011 ausgegeben. Wie sie damals erklärte, würden die «Ereignisse und Entwicklungen in Zusammenhang mit der aktuellen Wirtschaftslage das Geschäftsergebnis nach heutigem Kenntnisstand deutlich beeinträchtigen.» Doch auch für die kommenden Jahre gibt sich die Baloise wenig optimistisch: Sie rechnet weiterhin mit volatilen Finanzmärkten und einer unsicheren Wirtschafts- und Zinsentwicklung. Mit Prognosen ist sie deshalb zurückhaltend.

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