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Zurich Insurance Group: Der Markt zeigt sich vom Halbjahresabschluss enttäuscht

Freitag, 07.08.2015

Die Zurich Versicherungsgruppe hat im ersten Halbjahr 2015 einen um 15% tieferen Betriebsgewinn als in der Vorjahresperiode und einen um 3% tieferen Reingewinn erzielt. Massnahmen zu Kosten und Rentabilität sollen Verbesserungen bringen.

Die Zurich Insurance Group (Zurich) hat für das per 30. Juni 2015 abgeschlossene Halbjahr einen Gesamtumsatz von 36,008 Milliarden US-Dollar erwirtschaftet. Das sind 4% weniger als in der Vorjahresperiode. Der Betriebsgewinn lag bei 2,238 Milliarden Dollar, und somit 15% tiefer als im Vorjahr. Der den Aktionären zurechenbare Reingewinn belief sich auf 2,059 Milliarden Dollar, 3% weniger als im Vorjahr. Wie Zurich-Chef Martin Senn erklärt, habe die Zurich bezüglich der Kosten bereits Massnahmen angekündigt und weitere ergriffen, von denen sie erwarte, dass diese sich ab Anfang 2016 positiv auf das Ergebnis auswirken würden. Darüber hinaus habe die Zurich eine Reihe von Massnahmen zur Verbesserung der Rentabilität in Teilen des Geschäftsbereichs General Insurance eingeleitet.

Der Betriebsgewinn bei General Insurance brach um knapp einen Drittel ein

Die Bruttoprämien und Policengebühren im Schadenversicherungsgeschäft (General Insurance) sanken in US-Dollar um 7% auf 18,669 Milliarden; in Lokalwährung erhöhten sie sich um 3%. Dabei verzeichneten alle Regionen ein Wachstum. Das Prämienumfeld blieb stabil, mit Prämienerhöhungen von durchschnittlich 1.4%.

Der Betriebsgewinn fiel um 31% auf 1, 166 Milliarden Dollar. In Lokalwährung entspricht der Rückgang 27%. Als Grund nennt die Zurich die Zunahme von Grossschäden, insbesondere in Grossbritannien und im US-Geschäft von Global Corporate, den Anstieg von Katastrophen- und witterungsbedingten Schäden sowie höhere Kosten.

Die höheren Kosten seien weitgehend auf einmalige Effekte zurückzuführen, welche die Vorjahresperiode positiv beeinflusst hätten, sowie auf die Auswirkungen des Portfolio-Mix auf Provisionen. Ein Beispiel dafür sei das Garantieverlängerungsgeschäft in Brasilien. Der Schaden-Kosten-Satz verschlechterte sich um 2.6 Prozentpunkte auf 98.3%.

Global Life profitierte von Einmaleffekten

Die Bruttoprämien, Policengebühren und Beiträge mit Anlagecharakter des Lebensversicherungsgeschäfts (Global Life) erhöhten sich auf 14,833 Milliarden Dollar. Das ist ein Anstieg um 4% in US-Dollar und um 22% in Lokalwährung. Der Betriebsgewinn nahm um 6% in US-Dollar und um 21% in Lokalwährung auf 673 Millionen Dollar zu. 

Einmaleffekte aus den ersten beiden Quartalen 2015 würden sich vorteilhaft auf das Ergebnis auswirken, wie die Zurich erklärt. Das Resultat spiegle aber auch Wachstum im Bankvertrieb sowie in reifen Märkten wieder – und zeige einen positiven Effekt aus laufenden Initiativen im wertorientierten Führen des Bestandsportfolios von Global Life.

Der Fokus auf gebührenbasiertes und reines Risikogeschäft habe zu Verbesserungen bei den Prämienzuschlägen sowie bei der versicherungstechnischen Marge geführt. Die Prämienzuschläge und Einnahmen aus dem Provisionsgeschäft fielen jedoch um 6% in US-Dollar, erhöhten sich aber um 8% in Lokalwährung. Die versicherungstechnische Marge verbesserte sich um 23% in US-Dollar. Dies wurde teilweise ausgeglichen durch eine niedrigere Investitionsmarge.

Das US-Geschäft mit Farmers harzt

Der Betriebsgewinn von Farmers fiel um 5% auf 719 Millionen Dollar. Ein verbessertes Ergebnis bei Farmers Re wurde durch geringere Erträge und geringfügig höhere Kosten bei Farmers Management Services ausgeglichen.

Die Bruttoprämien bei den Farmers Exchanges, die sich im Eigentum ihrer Versicherungsnehmer befinden und von Farmers Group, Inc., einer 100-prozentigen Tochtergesellschaft der Gruppe, verwaltet werden, haben sich um etwa 2% erhöht. Die meisten Geschäftsbereiche verzeichneten ein Wachstum. Damit wurden sinkende Gewinne aus Bereichen, die wertorientiert weitergeführt werden, sowie aus Direct Auto und dem Bereich Business Insurance, dessen Policen durch unabhängige Agenten verkauft werden, mehr als ausgeglichen.

Non-Core Businesses haben markant zugelegt

Das Segment Non-Core Businesses wies einen Betriebsgewinn von 10 Millionen Dollar aus, verglichen mit einem Gewinn von 2 Millionen im Vorjahr. Das war vor allem auf Einmaleffekte im Vorjahreszeitraum zurückzuführen. Non-Core Businesses beinhalten Portfolios in Abwicklung, die mit dem Ziel verwaltet werden, aktiv Risiken zu reduzieren und Kapital freizusetzen.

Beim Segment Other Operating Businesses sank der Betriebsverlust des Holding- und Financing-Geschäfts um USD 122 Millionen auf USD 330 Millionen. Dies beruhte primär auf günstigen Wechselkursveränderungen und niedrigeren Zinsen auf Schulden, die in den Jahren 2014 und 2015 refinanziert wurden.

Die Gesamtrendite ist stark gesunken

Das Nettoanlageergebnis aus Kapitalanlagen der Gruppe (einschliesslich Nettokapitalerträge, realisierter Nettogewinne und -verluste aus Kapitalanlagen sowie Abschreibungen) trug in den ersten sechs Monaten 4 Milliarden Dollar zum Gesamtertrag der Gruppe bei. Dies entspricht einer Nettorendite von 2.0% (nicht annualisiert). Die Gesamtrendite aus Kapitalanlagen der Gruppe lag bei 0.1% (nicht annualisiert), gegenüber 4.8% im Vergleichszeitraum des Jahres 2014. Diese Gesamtrendite schliesst zusätzlich zum Nettoanlageergebnis die Veränderungen im Eigenkapital aus nicht realisierten Gewinnen/(Verlusten) ein, hauptsächlich aufgrund steigender Zinsen und höherer Credit Spreads.

Das Eigenkapital hat abgenommen

Das den Aktionären zurechenbare Eigenkapital sank um 8% auf 31,883 Milliarden Dollar. Die Eigenkapitalrendite basierend auf dem Betriebsgewinn nach Steuern erreichte 11.6%, gegenüber 12.5% in der ersten Jahreshälfte 2014.

Die Mittelzuflüsse sollen steigen

Wie die Zurich weiter erläutert, sei sie im Hinblick auf ihre anderen beiden strategischen Finanzziele (neben Kosten und Rentabilität) sehr gut unterwegs: So habe sich die Quote des Zurich Economic Capital Model zum Ende des ersten Quartals auf 120% belaufen und sich damit am oberen Ende des Zielbereichs befunden. Auch erwartet die Zurich, dass die Mittelzuflüsse für das Gesamtjahr 2015 bei über 3,5 Milliarden Dollar liegen werden. Für den Zeitraum 2014-2016 dürfte der Betrag bei über 10 Milliarden liegen, deutlich über ihrem Ziel von 9 Milliarden Dollar.

Zurich prüft Kauf von RSA Insurance Group

Weiter hat die Zurich den Markt vor kurzem darüber informiert, dass sie ein Angebot für den Kauf der britischen RSA Insurance Group plc prüfe. Wie Martin Senn weiter erläutert, seien sie überzeugt, dass eine Transaktion für sie und ihre Investoren erhebliche Vorteile mit sich bringen könne, da sich das Geschäft von RSA und das ihrige strategisch ideal ergänzten und es auch aus finanzieller Sicht attraktiv wäre. Allerdings müsse jeder Kapitaleinsatz die gleichen Kriterien erfüllen, die sie auch bei jeder anderen Investition anwendeten.

Die Markterwartungen wurden nicht erfüllt

Analysten etwa der Zürcher Kantonalbank zeigen sich ob des Halbjahresabschlusses der Zurich Insurance enttäuscht. Der 2Q15-Abschluss liege insgesamt unter den Erwartungen, dies vor allem infolge eines deutlich schlechter als erwarteten Nichtlebensgeschäfts (wichtigste Gewinnquelle). Aber auch Farmers habe die Erwartungen nicht erfüllt. Im Lebensgeschäft sei das Resultat vor allem infolge deutlicher Kapitalgewinne besser als erwartet; im Neugeschäft zeige sich vor allem eine deutliche Margenabschwächung.

Die Analysten der ZKB stufen die Zurich Insurance-Aktie auf «Marktgewichten» zurück; dies nicht nur infolge des schlechter als erwarteten 2Q15-Abschlusses, sondern auch weil eine überteuerte Akquisition drohe (mögliche Übernahme der englischen RSA), die den Aktienkurs weiter belasten könne.

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