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«Zur Erhaltung der finanziellen Stabilität werden die technischen Zinsen und die zukünftigen Rentenverpflichtungen weiter sinken»

Mittwoch, 17.05.2017

Schweizer Pensionskassen sind trotz der anhaltenden Tiefzinsphase gut aufgestellt. Die Kapitalrenditen fielen 2016 zufriedenstellend aus und die Deckungsgrade stabil. Die technischen Zinssätze und Umwandlungssätze sind weiter gesunken.

Schweizer Pensionskassen reagieren auf die demographische Entwicklung und die anspruchsvollen Märkte, indem sie auch 2016 ihre Anlagestrategie sowie die Umwandlungssätze und zukünftigen Rentenverpflichtungen angepasst haben. Um ihre langfristige Stabilität zu sichern, schöpfen die Pensionskassen ihren Handlungsspielraum aus. Ertragsseitig hat die Risikoneigung leicht zugenommen, Investitionen in Aktien und in alternative Anlagen wurden anteilsmässig erhöht. Dies geht aus den Rückmeldungen von 507 Pensionskassen bzw. aus der «Schweizer Pensionskassenstudie 2017» hervor.

Kapitalrenditen waren 2016 mit durchschnittlich 3.6% zufriedenstellend

Die Kapitalrenditen im Anlagejahr 2016 waren nach dem schwachen Vorjahr (1.1%) mit durchschnittlich 3.6% zufriedenstellend. Die Risikoneigung der Kassen im Anlagebereich hat leicht zugenommen. Während der Anteil der festverzinslichen Anlagen und liquiden Mittel zurückgegangen ist, haben Investitionen in Aktien und Immobilien zugelegt. Grosse Pensionskassen investierten zudem vermehrt in alternative Anlagen. Sie erzielten eine überdurchschnittliche Performance von 4.0%. Demgegenüber stehen kleine Pensionskassen mit einer Performance von 3.3%. Langfristig lässt sich die bessere Rendite auf die breitere Diversifikation zurückführen.

Grosse Pensionskassen sind häufiger von Negativzinsen betroffen

Im Unterschied zu den kleinen Pensionskassen waren die grossen Pensionskassen häufiger von Negativzinsen betroffen. So gaben 67% der Kassen mit über 500 Millionen Franken Vermögen an, Negativzinsen bezahlt zu haben. Bei den kleinen Pensionskassen beläuft sich der Anteil auf 52%. Gesamthaft entspricht dies einer Zunahme gegenüber dem Vorjahr von rund 3% (58% gegenüber 55% im Vorjahr).

Pensionskasse würden weniger starre BVV2-Richtlinien begrüssen

Die Pensionskassen haben ihre Vermögensallokation im letzten Jahr weiter optimiert. Dabei haben 44% der Vorsorgeeinrichtungen angegeben, die Möglichkeiten zur Überschreitung von Limiten der BVV2-Richtlinien genutzt zu haben. Vor allem grosse Pensionskassen haben anteilsmässig mehr Vorsorgegelder in alternative Anlagen investiert als im Rahmen der BVV2 Verordnung vorgesehen ist. Demgegenüber nutzten kleine Pensionskassen den Erweiterungsartikel vor allem, um ihre Immobilienquote zu erhöhen. Gemäss Studie würden es zwei Drittel der Pensionskassen begrüssen, wenn die Obergrenzen für die Kategorien aufgehoben würden.

Deckungsgrade bleiben stabil, technische Zinsen sinken

Der durchschnittliche Deckungsgrad der Pensionskassen ist im Jahr 2016 stabil geblieben. Bei den privatrechtlichen Kassen ist der Deckungsgrad trotz guter Anlageperformance leicht auf 109.7% gesunken (Vorjahr 110.4%). Der Deckungsgrad der öffentlich-rechtlichen Kassen verzeichnet dagegen eine leichte Zunahme auf 94.6% (Vorjahr 92.0%).

Die Entwicklung ist vor dem Hintergrund erneut gesunkener technischer Zinsen zu sehen, wobei die Anpassung der technischen Zinssätze im öffentlichen Sektor weniger stark vorangetrieben wurde. Die rückläufige Entwicklung bei den technischen Zinsen setzt sich seit 10 Jahren in Folge fort. Der technische Zinssatz gibt als Bewertungszinssatz an, wie hoch das zurückgestellte Vorsorgekapital erwartungsgemäss verzinst werden kann.

Bei den privaten Kassen liegt der technische Zins nun bei durchschnittlich 2.19%, bei den öffentlich-rechtlichen bei 2.55%. Im Vergleich dazu lagen die Werte im Jahr 2007 bei privatrechtlichen Pensionskassen noch bei 3.51% und bei öffentlich-rechtlichen bei 3.69%.

Umwandlungssatz liegt bereits heute bei 6.0%

Der Umwandlungssatz fällt im Gleichschritt mit dem technischen Zinssatz. Seit 2005 ist der Mittelwert des Umwandlungssatzes bei Männern im Rücktrittsalter von 65 Jahren von 6.9% auf 6.0% im Jahr 2017 gesunken. Damit liegen die Umwandlungssätze der meisten Pensionskassen deutlich tiefer als im BVG-Obligatorium vorgesehen. Grund dafür ist, dass die meisten Pensionskassen umhüllend organisiert sind und ihre Umwandlungssätze im überobligatorischen Bereich nach unten angepasst haben. Für 85% der Versicherten gilt der umhüllende Umwandlungssatz. Dieser ist bereits heute auf die Marke von 6.0% abgesunken. Dies entspricht dem in der «Altersvorsorge 2020» vorgesehenen Mindestumwandlungssatz. Zudem sehen rund 70% der Pensionskassen in einigen Jahren Umwandlungssätzen in der Grössenordnung zwischen 5% und 6% vor.

Zukünftige Rentenverpflichtungen werden weiter sinken

«Zur langfristigen Erhaltung der finanziellen Stabilität werden die technischen Zinsen und die zukünftigen Rentenverpflichtungen im aktuellen Niedrigzinsumfeld weiter sinken», ist Othmar Simeon, Geschäftsführer Swisscanto Vorsorge AG, überzeugt. 2016 konnten die Vorsorgegelder dank den freundlichen Kapitalmärkten aber nach wie vor gut verzinst werden. So betrug die durchschnittliche Verzinsung der Sparkapitalien über alle Kassen hinweg 1.72%, während die Minimalverzinsung deutlich tiefer auf 1.25% festgesetzt ist.

Über die Studie

An der «Schweizer Pensionskassenstudie 2017» haben 507 Vorsorgeeinrichtungen teilgenommen (Vorjahr 467). Das erfasste Vermögen der Teilnehmenden beläuft sich auf 650 Milliarden Franken. Gesamthaft sind damit 3,6 Millionen Destinatäre repräsentiert, davon 2,8 Millionen aktiv Versicherte und 0,8 Millionen Rentenbezüger. Gemessen an der Bilanzsumme bringen die Teilnehmenden gut 80% der in der Schweiz aufgeführten Vorsorgevermögen zusammen.

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