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Unkonventionelle geldpolitische Massnahmen geben einem Land mehr Spielraum

Mittwoch, 24.02.2016

Für kleine offene Volkswirtschaften ist es nicht leicht, in der Nachbarschaft von grossen Währungsräumen eine eigenständige Geldpolitik zu führen. Dennoch birgt diese viele Vorteile, wie SNB-Präsident Thomas Jordan aufzeigt.

Eine eigenständige Geldpolitik zu führen, ist in der Nachbarschaft der Eurozone und seit dem Ausbruch der Krise im Jahr 2008 schwieriger geworden, wie Thomas Jordan, Präsident des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank (SNB) in einem Referat in Frankfurt am Main gestern erklärte. Dies gelte insbesondere für kleine offene Volkswirtschaften wie die Schweiz, die über ihre Handelsbeziehungen eng mit der Eurozone verbunden seien, und gleichzeitig über Währungen verfügten, die in Krisenzeiten verstärktem Druck ausgesetzt sein könnten. Neben der Schweiz nannte Jordan auch Dänemark, Schweden und die Tschechische Republik als Beispiel. Mit Ausnahme von Dänemark hätten sich alle diese Länder entschieden, auch nach der Einführung des Euros an einer eigenständigen Geldpolitik festzuhalten.

Eigenständige Geldpolitik kann landesspezifischen Bedürfnissen Rechnung tragen

Vor dem Hintergrund der gemeinsamen, aber auch unterschiedlichen Erfahrungen, lassen sich für die Geldpolitik in solchen Volkswirtschaften laut Jordan drei Schlussfolgerungen ziehen.

Erstens sei eine eigenständige Geldpolitik auch für eine kleine offene Volkswirtschaft in der Nachbarschaft eines grossen Währungsraumes möglich. Eine eigenständige Geldpolitik erlaube es einer Zentralbank, landesspezifischen Bedürfnissen Rechnung zu tragen und mittelfristig die Preisstabilität sicherzustellen. Konventionelle und unkonventionelle geldpolitische Massnahmen hätten geholfen, die Schocks der Eurokrise zu absorbieren.

Unkonventionelle geldpolitische Massnahmen geben Spielraum

Zweitens könne in Zeiten grosser Krisen der übliche geldpolitische Spielraum rasch ausgeschöpft sein und die konventionelle Zinspolitik an ihre Grenzen stossen. Den Zentralbanken der vier Länder in der Nachbarschaft der Eurozone sei es gelungen, mit unkonventionellen geldpolitischen Massnahmen – Negativzinsen, Devisenmarktinterventionen und quantitativen Lockerungsprogrammen – einen gewissen Spielraum zurückzugewinnen.

Geldpolitik muss den kurzfristigen Nutzen gegen die langfristigen Kosten abwägen

Trotz der Erweiterung der Palette an Massnahmen seien drittens die Möglichkeiten der Geldpolitik nicht unbegrenzt. Zum einen könne die Wirkung von geldpolitischen Massnahmen mit der Dauer und der Dosis abnehmen, insbesondere dann, wenn die Lösung struktureller Probleme Anpassungen der Wirtschaftspolitik erfordern würden. Zum anderen müssten die Zentralbanken bei unkonventionellen Massnahmen immer den kurzfristigen Nutzen gegen die langfristigen Kosten abwägen und ihre Geldpolitik gegebenenfalls anpassen.

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