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Unabhängige Finanzintermediäre mischen den 3a-Fondsmarkt neu auf

Montag, 10.10.2016

Nur wenige Anbieter von 3a-Fonds-Produkten überzeugen. In einem Ranking schnitten Angebote von Banken besser ab als solche von Versicherern. Auch liegen «passive» Produkte weit vorne, weil aktiv verwaltete Fonds oft zu teuer sind. Dazu gibt es Alternativen.

Im 3a-Fonds-Markt tummeln sich viele Anbieter. Sie bieten sowohl aktiv gemanagte Fonds als auch passiv verwaltete Produkte an. Es gibt Produkte mit einem hohen Aktienanteil von 40% bis 50% und auch indexierte Lösungen. In einer Untersuchung von 3a-Fondsprodukten, welche die Universität Freiburg für die «Handelszeitung» erstellt hat, fällt jedoch auf, dass die Angebote der Banken tendenziell besser abschneiden als die Fonds-Lösungen der Versicherer. Ebenso liegen passive Produkte im Ranking weit vorne, während aktiv verwaltete Fonds wegen hoher Gebühren zurückfallen. Doch gerade die Gebühren schlagen über einen langen Zeithorizont des Investments zu Buche. Während diesem gelinge es aber kaum einem Fondsmanager, seinen Referenzindex zu schlagen. Die höheren Gebühren seien deshalb nicht gerechtfertigt. Stattdessen könnten Anleger mit den richtigen Produkten über die Jahrzehnte im Idealfall mehrere zehntausend Franken sparen, so das Fazit der Handelszeitung.

In einem Interview mit der Handelszeitung erklärt Thomas Schudel (CFA) von der Hochschule für Wirtschaft Freiburg (HEG-FR) und Projektleiter 3a den aktuellen 3a-Fondsmarkt näher. Seiner Meinung nach ist die Produktpalette in den letzten Jahren vielfältiger geworden. So gebe es neu Fonds mit einer Aktienquote von mehr als 50%. Diese seien in der Auswertung allerdings nicht enthalten, da ihr Track Record noch zu kurz sei. Auch gebe es passiv verwaltete Produkte, die wie Exchange Traded Funds Indices nachbildeten. Die Kosten dieser Produkte seien tiefer und die Produkte schnitten im Vergleich zu aktiv verwalteten Produkten sehr gut ab.

Produktauswahl für Kleinanleger ist bei Finanzintermediären attraktiv

Schudel gefällt auch, dass es inzwischen unabhängige Finanzintermediäre wie Liberty gibt, die Kleinanlegern eine breite Palette von Produkten unterschiedlicher Anbieter offerierten. Solche Produkte seien bis anhin nur institutionellen Anlegern vorbehalten gewesen.

Viele Kunden kennen das Angebot an Fonds-Lösungen zu wenig

Dennoch entscheidet sich der kleinere Anteil an Personen, der sich für das Sparen mit der Säule 3a entscheidet, für eine Fonds-Lösung. Schudel führt dies einerseits auf die Angst vor Wertschwankungen zurück. Andererseits würden viele Kunden die Anlageprodukte im Bereich 3a nicht kennen. Hinzu komme die Vertriebsstruktur der Anbieter, die dafür mitverantwortlich sei.

Finanzdienstleister bieten vor allem aktive Fonds an

Viele Sparer wissen etwa nicht, dass es auch indexierte Produkte gibt. Schudel nennt als Beispiel den BVG Mixta der Credit Suisse, in dem im aktiv verwalteten Fonds, mit 35% Aktien, Kundengelder in Höhe von rund 1,8 Milliarden Franken investiert seien, während im passiv verwalteten Fonds, mit ungefähr der gleichen Aktienquote, nur rund 170 Millionen. Dies obwohl der passiv verwaltete Fonds besser abschneide. Der passive Fonds liege erst seit 2010 auf, im Gegensatz zum aktiven, der 1974 lanciert worden sei, wie Schudel sagt. Dies könne teilweise erklären, weshalb der aktiv verwaltete Fonds noch so viel grösser sei.

Finanzinstitute bieten teils Produkte mit hohen Verwaltungsgebühren an

Es zeigt laut Schudel aber auch die Trägheit der Investoren, die kaum ihren 3a-Fonds wechseln. Für den Anbieter seien die aktiv verwalteten Produkte, auch wenn sie mehr Verwaltungskosten verursachten, finanziell attraktiver, da die Gebühren etwa ein halbes Prozent höher seien. Doch ein halbes Prozent mache auf 1,8 Milliarden Franken ganze 9 Millionen Franken Ertrag aus, wie Schudel betont.

Die meisten Finanzinstitute bieten nur eigene, oft eher durchschnittliche Produkte mit hohen Verwaltungsgebühren an, weiss Schudel. Gerade für die jüngeren 3a-Sparer, welche einen Anlagehorizont von einigen Jahrzehnten hätten, lohnten sich aber günstigere Fondsprodukte, wie passiv verwaltete Fonds mit höherer Aktienquote.

Anleger sollten auf Performance und Gebühren achten

Schudel empfiehlt Anlegern, zunächst ein Anlageprofil aufgrund ihrer Risikofähigkeit zu ermitteln. Darauf abgestimmt könnten sie die geeignete Anlagestrategie wählen. Da die Kosten langfristig einen grossen Teil der Performance zunichtemachten, sei ein Produkt mit tiefen Gebühren sicher vorzuziehen. Kämen dann ein paar attraktiv gepreiste Produkte in die engere Auswahl, könne auch ihr Produktevergleich als Entscheidungshilfe dienen.

Ein Wechsel zu unabhängigen Anbietern kann sich lohnen

Obwohl es mittlerweile unabhängige Anbieter wie Liberty gibt, die 3a-Lösungen anbieten, berücksichtigen doch die meisten Sparer ihre Hausbank. Entwickeln sich die Produkte der Hausbank aber schlecht und sind erst noch teuer, sollten Anleger einen Wechsel des Anbieters in Betracht ziehen, rät Schudel.

Dann führt er weitere Vorteile an, die unabhängige Anbieter mit einer grossen Produktepalette den Kunden bieten. Diese seien auch deshalb attraktiv, weil der Kunde rasch von einem Produkt in ein anderes wechseln könne. Das bedeute viel weniger Aufwand, als von einer Bank zu einer anderen zu wechseln. Allerdings gelte es zu beachten, dass bei den Unabhängigen neben den Fondsgebühren jährlich noch eine Grundgebühr zugunsten der unabhängigen Plattform anfalle.

Ein Wechsel muss nicht aufwendig sein

Um den Anbieter zu wechseln, muss eine neue 3a-Beziehung bei einem anderen Anbieter eröffnet und anschliessend die bisherige aufgelöst werden. Der neue Anbieter helfe in der Regel dabei, indem er die Formalitäten übernehme, wie Schudel erläutert. Allfällige 3a-Fonds würden dann verkauft und das Vorsorgevermögen an den neuen Anbieter überwiesen. Ein gewisser administrativer Aufwand sei schon damit verbunden, räumt Schudel ein. Einige Anbieter verrechneten zudem Transaktionsgebühren für den Verkauf der Wertschriften und Rücknahmegebühren. Doch sei man für diesen Aufwand rasch entschädigt, sofern die Produkte des neuen Anbieters besser performten.

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