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Swiss Life erklärt Milliardenübernahme von AWD angeblich für gescheitert

Donnerstag, 22.11.2012

Beim Finanzdienstleister AWD stehen laut Medienberichten grössere Reformen an: Der Name soll vom Markt verschwinden und die Kosten mittels Stellenabbau reduziert werden. Damit wäre das Engagement des Mutterkonzerns Swiss Life gescheitert.

«Der Finanzdienstleister AWD könnte bald Geschichte sein», schreibt «The Wall Street Journal Deutschland» in ihrer aktuellen Online-Ausgabe. Laut einer «mit dem Vorgang vertrauten Person» werde es AWD als Finanzberater mit Handelsvertretern in Zukunft nicht mehr geben. Die Swiss Life schweigt dazu, heisst es weiter.

Abschreibungen in Höhe mehrerer hundert Million Franken sind möglich

Der Vertrieb von Finanzprodukten ist in Deutschland und Österreich in zahlreiche Rechtsstreitigkeiten wegen angeblicher Falschberatung verwickelt, für die Rückstellungen gebildet werden mussten. Diese haben das Ergebnis erheblich belastet. So brach der AWD-Betriebsgewinn 2011 von 49,1 Millionen Euro im Vorjahr auf 7 Millionen Euro ein. Allein 56 Millionen Franken musste AWD für Rechtsfälle zurückstellen. Und das Geschäft harzt: Der Umsatzerlös ging in den ersten drei Quartalen 2012 um 13% auf 340,2 Millionen Euro (2011: 392,0 Mio.) zurück.

Swiss Life hat AWD per 19. März 2008 für rund 1,9 Milliarden Franken übernommen. Laut Geschäftsbericht 2008 der Swiss Life-Gruppe sollte die AWD Gruppe die Umsatzerlöse bis 2012 von rund 630 Millionen Euro auf rund 1 Milliarde Euro steigern und einen operativen Ertrag vor Steuern von 130 Millionen Euro erwirtschaften.

Laut Geschäftsbericht 2011 steht AWD noch mit rund 1,1 Milliarden Franken für den Goodwill (Differenz aus Buchwert und Kaufpreis) in den Büchern der Swiss Life. Goodwill-Abschreibungen in Höhe von 400-500 Millionen Franken über die nächsten zwei Jahre wären laut Analysten daher keine Überraschung.

Mehrere hundert Stellen sollen abgebaut werden

Die Konzernleitung soll Druck in Richtung Neustart ausgeübt haben, da sie sich um ihre Beteiligung sorge, berichteten verschiedene Medien in den letzten Monaten. Wie ein Versicherungsinsider etwa gegenüber der «SonntagsZeitung» geäussert haben soll, diene eine Neuausrichtung auch dazu, um Abschreiber auf dem AWD-Unternehmenswert besser zu rechtfertigen.

Laut Äusserungen des Firmeninsiders gegenüber «The Wall Street Journal Deutschland» soll die Swiss Life AWD nun einer «Komplettreform» unterziehen wollen, an deren Ende der Name AWD verschwunden sein wird. Die Swiss Life fasse ihre Aktivitäten in Deutschland unter einer Holding zusammen. Die AWD Holding solle mit der Swiss Life Deutschland zusammengelegt werden. Wo die bislang getrennten Abläufe überflüssig würden, werde es zu einem Stellenabbau kommen, der etwa im Back Office bis zu 500 Mitarbeitende treffen könne. Die Mitarbeitenden von AWD Deutschland sollten am 1. Dezember mit der Umstrukturierung konfrontiert werden.

Für Schweizer Geschäft ist Zusammenlegung geplant

In der Schweiz sollten die Töchter AWD Schweiz und Swiss Life Schweiz künftig unter dem Dach der Swiss Life Holding geführt werden, berichtet «The Wall Street Journal Deutschland» weiter. Swiss Life solle dann Anlagen von Drittanbietern vertreiben, während die Schweizer AWD unter dem Namen „Swiss Life Best Select“ mehr Produkte der Swiss Life verkaufen solle. Langfristig sei eine Zusammenlegung das Ziel, die drei bis fünf Jahre in Anspruch nehmen könne. Damit habe der Lebensversicherer Swiss Life die Milliardenübernahme des Finanzdienstleisters AWD für gescheitert erklärt, so der Insider.

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