Sie befinden sich hier: Startseite » Aktuelle Themen » Artikel

Swiss Life ändert ihre Strategie und schreibt AWD ab

Mittwoch, 28.11.2012

Die Übernahme von AWD führt aufgrund unerreichter Ziele 2012 zu Abschreibungen in Höhe von 576 Millionen Franken. 2012 wird nur noch ein bescheidener Reingewinn resultieren. Zusätzliche Restrukturierungen werden auch das Ergebnis 2013 belasten.

Anlässlich eines Investorentages gab Swiss Life heute ein neues Strategieprogramm namens «Swiss Life 2015» sowie neue Ziele bekannt. Die bisherigen Vorgaben werden dabei teilweise reduziert.

Finanzdienstleister AWD wird abgeschrieben

Auf den immateriellen Bilanzwerten erfolgt eine klare Wertberichtigung. So reduziere die Swiss Life die immateriellen Vermögenswerte auf AWD von 1,341 Milliarden Franken um 576 Millionen auf 765 Millionen Franken, wie Swiss Life-Chef Bruno Pfister erklärte. Laut Geschäftsbericht 2011 steht AWD noch mit rund 1,1 Milliarden Franken für den Goodwill (Differenz aus Buchwert und Kaufpreis) in den Büchern. Gemäss Swiss Life-Finanzchef Thomas Buess will die Swiss Life im 4. Quartal 2012 davon 386 Millionen Franken abschreiben. Nach Steuereffekten sollen die Abschreibungskosten insgesamt (Marke, Kundenbeziehungen und Goodwill) noch 528 Millionen Franken betragen.

Reingewinn wird durch Abschreibung geschmälert – Dividende bleibt gleich

Wie Buess weiter ausführte, werde die Anpassung des AWD Buchwertes auf den Reingewinn durchschlagen. Dieser werde für das Gesamtjahr 2012 in «bescheidenerem Umfang» ausfallen, sich aber immer noch in zweistelliger Millionenhöhe bewegen. Da die Abschreibung nicht Cash-wirksam sei, habe dies keinen Einfluss auf die Solvenz-Kennzahlen. Die Solvabilitätsquote 1 soll per Ende 2012 bei 238% liegen. Und auch beim Swiss Solvency Test (SST) liege man «im grünen Bereich».

Operativ stellt die Swiss Life für das Gesamtjahr 2012 einen Gewinn von 850 Millionen Franken in Aussicht. Analysten sind bisher von über 900 Millionen Franken ausgegangen. Die Dividende soll von der Wertberichtigung nicht beeinträchtigt werden; der Verwaltungsrat wird der Generalversammlung für 2012 die Ausschüttung einer unveränderten Dividende von 4.50 Franken pro Aktie vorschlagen.

Verwaltungs- und Vertriebskosten werden reduziert und 300-400 Stellen abgebaut

Mit der Neuausrichtung von AWD, die neu unter der Marke «Swiss Life Select» auftreten wird, sieht das Strategieprogramm «Swiss Life 2015» zusätzliche Kosteneinsparungen vor. Diese sollen insgesamt 130-160 Millionen Franken betragen, wovon alleine 90-110 Millionen Franken auf Einsparung operativer bzw. Verwaltungskosten entfallen. Das soll im Wesentlichen durch einen Abbau von 300-400 Stellen in Deutschland und in der Schweiz erfolgen, wofür die Nettoeinsparungen 60-70 Millionen Franken betragen sollen. Hinzu kommt eine Reduktion der Vertriebskosten um 40-50 Millionen Franken.

Restrukturierungskosten beeinflussen Ergebnisse 2012 + 2013

Die Kosteneinsparungen verursachten Aufwendungen bzw. Restrukturierungskosten in Höhe von 80-100 Millionen Franken, wie Buess erläuterte. Diese würden das Ergebnis 2012 mit etwa 35-40 Millionen Franken sowie jenes für 2013 mit etwa 45-50 Millionen Franken belasten.

Ziele werden angepasst

Weitere Ziele, die das Unternehmen bis 2015 erreichen will, betreffen etwa die Ertragsquellen bzw. das Gewinnaufkommen. So wurde die Vorgabe für das Sparergebnis auf unter 50% gesenkt (2011: 56%) und jene für das Risiko- und Kommissionsergebnis auf 60-70% angehoben (2011: 63%). Weiter sollen Effizienzmassnahmen zu einem «deutlich positiven Verwaltungskostenergebnis» beitragen.

Anpassungen gelten auch für die Eigenkapitalrendite, welche neu bei 8-10% (alt: 10-12%) angesetzt wird, sowie die Neugeschäftsmarge, welche neu bei über 1,5% (alt:>2.2%) liegen soll. Frühere Ziele waren aufgrund der gefallenen Zinsen nicht mehr realistisch.

Neuerungen betreffen auch das Asset Management- und Leben-Geschäft

Neu sollen alle Asset Management-Dienstleistungen der Swiss Life unter der Marke «Swiss Life Asset Managers» positioniert werden. Dabei will die Swiss Life auf «ausgewiesene Kompetenz und Erfahrung in der Vermögensverwaltung» bauen. So will das Unternehmen Produkte für institutionelle und private Anleger anbieten. Die Marktanteile in der Schweiz und in Frankreich sollen ausgebaut werden. Für externe Kunden in Deutschland soll eine Asset Management Organisation aufgebaut werden. Und in Grossbritannien und Skandinavien sollen bestehende Immobilienprodukte vertrieben werden.

Auf die Frage eines deutschen Journalisten, ob die Swiss Life künftig keine «klassischen Lebensversicherungen» mehr vertreiben wolle, antwortete Pfister, dass solche Produkte, mit Lebenszeiten von teilweise etlichen Jahrzehnten, gerade auch im Lichte heutiger Regulationen, nicht mehr zeitgemäss seien. Stattdessen müssten neue Garantieformen gefunden werden, seien diese zeitlich begrenzt, tiefer, nur noch am Ende oder eine Kombination davon.

Analysten werten Ankündigungen positiv

Laut Analysten etwa der Zürcher Kantonalbank wurden die heutigen Ankündigungen von der Börse zum Teil schon vorweggenommen. Sie werten sie insgesamt positiv und erwarten für die Aktie längerfristig weiteren Auftrieb. So auch Analysten von Helvea, welche vor allem den klaren Fokus auf das Asset Management Geschäft loben. Mit einer Ausrichtung auf moderne und Risikoprodukte liege die Swiss Life im Trend, welcher durch die neuen Regulierungen wie Solvency II und SST gefördert werde. Helvea empfiehlt die Aktie zum Kauf.

Anzeige
 
Twitterdel.icio.usgoogle.comLinkaARENAlive.comMister Wong
Copyright © 2011-2024 vorsorgeexperten.ch. Alle Rechte vorbehalten.