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So ist Ihre persönliche Finanzplanung fürs Alter erfolgreich

Donnerstag, 30.08.2018

Magere Renditen sind angesichts des Tiefzinsumfelds auch weiterhin Realität. Wer ansprechende Erträge erzielen will, muss Wertschwankungen auf den Anlagen in Kauf nehmen. Wichtig ist eine gute Bedürfnis- und Finanzplanung, sagen Experten.

Die Renditemöglichkeiten auf Sparkonten und Obligationen sind weiterhin als gering einzuschätzen und können somit nur bedingt zum Alterseinkommen beitragen, wie Markus Stierli, Leiter Vorsorgelösungen bei der Credit Suisse, im Gespräch mit der «Handelszeitung» erklärt. Dem stünden relativ tiefe Zinsen auf Verbindlichkeiten gegenüber, was den Altersguthaben von Wohneigentümern zugutekomme. Für Erwerbstätige stelle sich mit Blick auf die Verzinsung der Vorsorgegelder und die aktuellen Umwandlungssätze zudem häufig die Frage, ob zusätzliche Einkäufe in die Pensionskasse getätigt werden sollten. Denn: Die Negativzinsen stellten eine Zäsur dar, wie Stefan Hirter, Head of Sales, Fidelity International Switzerland, ergänzt. Zusammen mit der Teuerung wirkten sie negativ auf die Renditen und damit auf die Leistung bei der Pensionierung. Die Folge daraus sei, dass Anleger immer höhere Risiken eingehen müssten, um eine positive Rendite zu erzielen.

Wer höhere Erträge erwartet muss nach Alternativen suchen

Hong Phuc Pham von der Produktentwicklung Private Vorsorge der Pax pflichtet ihm bei: Im Niedrigzinsumfeld sei der Anreiz für klassisches Sparen auf dem Konto natürlich deutlich gesunken. Wer höhere Erträge von seinem Ersparten erwarte, der müsse sich auf die Suche nach Alternativen wie Aktien oder Anlagefonds machen. Im Bereich der Vorsorgeversicherung biete sich die anteilgebundene Lebensversicherung an, bei der die Sparprämie in einen oder mehrere Anlagefonds investiert werde.

Tiefe Zinsen verschärfen das Erfordernis eines frühen Sparprozesses

Die tiefen Zinsen verschärfen das Erfordernis, den Sparprozess fürs Alter frühzeitig zu planen und damit rechtzeitig zu beginnen, sagt auch Annette Behringer, Leiterin Beratungsdienstleistungen Privatkunden bei der Swiss Life Schweiz. Die risikofreien Renditen seien Geschichte. Wer weiterhin ansprechende Renditen erzielen wolle, müsse Wertschwankungen auf den Anlagen in Kauf nehmen Das wiederum bedinge einen längeren Anlagehorizont, damit sich die Wertschwankungen über die Zeit positiv auf die Anlagen auswirken könnten.

Es müssen auch Anlagen mit grösseren Kursschwankungen berücksichtigt werden

Doch ein langfristiger Vermögensaufbau lasse sich mit Investitionen in Anleihen oder Spareinlagen im aktuellen Zinsumfeld kaum effizient realisieren, gibt Andreas Habegger, Leiter Finanzplanung und Vorsorge bei der Zürcher Kantonalbank, zu bedenken. Auf der Suche nach Erträgen seien Anleger gezwungen, auch Anlagen mit grösseren Kursschwankungen zu berücksichtigen. Die Zürcher Kantonalbank halte daher Investitionen in Aktien, Immobilien und alternative Anlagen – aber aus Diversifikationsgründen auch in Anleihen – für den langfristigen Vermögensaufbau als sinnvoll. Aktien zu besitze zudem, in Produktionsfaktoren zu investieren und an der volkswirtschaftlichen Wertschöpfung zu partizipieren.

Vermögensziele richten sich nach bestehenden Vermögen und zukünftigen Einkommen

Die Struktur eines Vermögens orientiert sich am langfristigen Ziel (Erhalt versus Wachstum) und an Parametern wie Liquidität und Sicherheit. Für ein individuell passendes Risiko-Rendite-Verhältnis empfiehlt Werner E. Rutsch, Head Institutional Business von AXA IM Schweiz, daher eine möglichst breite Diversifikation. Deren Inhalt sei stark bestimmt von der Vermögensgrösse; so seien etwa Anlageklassen wie Private Equity bei kleineren Summen vor allem auch aus Kostenüberlegungen weniger sinnvoll.

Es braucht eine frühzeitige Auseinandersetzung mit den Bedürfnissen von morgen

Für Stierli is in jedem Fall unerlässlich, dass die gesamte Vermögenssituation betrachtet werde. Im Mittelpunkt stehe die frühzeitige Auseinandersetzung mit den persönlichen Bedürfnissen von morgen. So dann müsse man sich fragen, wie diese Ziele mit den bestehenden Vermögen und den zukünftigen Einkommen erreicht werden könnten und wie die Verbindlichkeiten zu berücksichtigen seien. Häufig stellten sich dabei Fragen in Zusammenhang mit der beruflichen Vorsorge, etwa welche Auswirkungen eine frühzeitige Pensionierung hätten oder ob eine Rente oder Kaptal bezogen werden solle. Pauschalrezepte gebe es aber nicht; massgebend sei immer die individuelle Situation, so Stierli.

Zuerst muss Klarheit über die zu erwartenden Sozialversicherungsbeiträge bestehen

Auch Rutsch weist darauf hin, dass zuerst Klarheit bestehen müsse über die zu erwartenden Beiträge aus den Sozialversicherungen der ersten und zweiten Säule, bevor die individuelle Finanzplanung erstelle werden könne. Dies beinhalte etwa die Fragen, ob man die volle AHV erhalte oder ob es noch möglich und sinnvoll sei, Beitragslücken in der Pensionskasse zu füllen. Seien diese Fragen geklärt, gelte es, die individuelle Planung mittels 3a-Sparen oder auch freiem Vermögensaufbau zu definieren. Wichtig sei auch der Einbezug von Schulden, etwa die potenzielle Amortisation von Hypotheken auf einen tiefen Stand oder gar auf null.

Hilfreich sind eine Liquiditätsplanung und die richtige Anlagestrategie

Sind die Verhältnisse klar, kann eine individuelle Finanzplanung erstellt werden. Dabei müssten die Ertragserwartungen in ein realistisches Verhältnis zu den eingesetzten Anlageinstrumenten und zum vorhandenen Anlagehorizont gesetzt werden, betont Habegger. Dazu gehört laut Behringer eine mehrjährige Liquiditätsplanung, um nebst der richtigen Strategie auch die passende Höhe und optimale Anlagedauer der Gelder zu bestimmen. Behringer rät, das Vermögen in Kategorien aufzuteilen: Zur ersten gehörten liquide Mittel, die in den nächsten fünf Jahren gebraucht würden. Das Vermögen der zweiten Kategorie werde in den nächsten fünf Jahren nicht gebraucht und könne angelegt werden. Die dritte Kategorie umfasse Gelder, die zehn Jahre oder länger nicht angetastet werden müssten. Diese Unterteilung ermögliche eine fristengerechte und renditeorientierte Anlagestrategie.

Der vollständige Beitrag wurde am 23. August 2018 in der Beilage «Vorsorge» der Handelszeitung publiziert.

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