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Schweizer Pensionskassen sollen künftig auch auf ausländische Unternehmen Druck ausüben

Freitag, 28.10.2016

Ethos und sechs Pensionskassen haben ein Programm lanciert, um mit im Ausland börsenkotierten Unternehmen in den Dialog zu treten. Sie sollen für Corporate Governance sowie Sozial- und Umweltverantwortung sensibilisiert werden.

Die Schweizerische Anlagestiftung für nachhaltige Entwicklung Ethos und sechs schweizerische Vorsorgeeinrichtungen haben den Ethos Engagement Pool International (EEP International), ein Dialogprogramm mit im Ausland börsenkotierten Unternehmen, gegründet. Nach dem Erfolg des Engagements mit in der Schweiz kotierten Unternehmen soll der Investorendialog neu auch auf internationaler Ebene geführt werden. Ziel des Zusammenschlusses ist es, die Unternehmen für die Anwendung der Best-Practice-Regeln in den Bereichen Corporate Governance sowie Sozial- und Umweltverantwortung zu sensibilisieren.

Pensionskassen sollen auf Unternehmen, in die sie investiert sind, Einfluss nehmen

Als langfristige Investoren liege es im Interesse der Vorsorgeeinrichtungen, Dialog mit den Unternehmen, in die sie investiert sind, zu führen, um diese auf die Best-Practice-Regeln der Corporate Governance sowie der Umwelt- und Sozialverantwortung zu verpflichten, wie Ethos erklärt. Dies verringere das Risiko von Fehlfunktionen in den Unternehmen und trage zu ihrer langfristigen Wertsteigerung bei.

Ethos führt im Rahmen des Ethos Engagement Pools (EEP) bereits seit zwölf Jahren mit in der Schweiz kotierten Unternehmen einen solchen Dialog. Der EEP zählt heute 130 Mitglieder-Institutionen.

Ethos will ihr Engagement auf das Ausland ausweiten

Um diesen Dialog auf die im Ausland kotierten Unternehmen auszuweiten, haben sich nun sechs Vorsorgeinstitutionen, die ein Gesamtvermögen von etwa 15 Milliarden Franken verwalten, mit Ethos zusammengeschlossen und den EEP International gegründet.

Mitglieder des EEP International (nach Reihenfolge ihres Beitritts):

  • Caisse Inter-Entreprises de Prévoyance Professionnelle (CIEPP), Genf
  • Pensionskasse Unia, Bern
  • CAP Prévoyance, Genf
  • Prosperita Stiftung für die berufliche Vorsorge, Münsingen
  • Abendrot Stiftung, Basel
  • Prévoyance.ne, La Chaux-de-Fonds

Dabei sollen zwei sich ergänzende gemeinsame Vorgehensweisen zum Einsatz kommen: Die Mitglieder sollen sich einerseits Engagement-Kollektivinitiativen anschliessen, die von institutionellen Investoren aus verschiedenen Ländern ins Leben gerufen worden sind. Andererseits will sich Ethos im Auftrag der Poolmitglieder bei wichtigen europäischen Unternehmen entsprechend des jeweiligen Dialogthemas direkt engagieren. In jedem Fall erreichten die institutionellen Investoren durch ihren Zusammenschluss eine kritische Grösse, die zu ihrer Anerkennung von den Unternehmen als seriöser Dialogpartner beitragen würde.

Pensionskassen können einzelner Titel umgewichten oder ausschliessen

Damit die Mitglieder des EEP International die Kohärenz zwischen ihren Anlagen und Engagement-Aktivitäten sicherstellen können, erhalten sie Zugriff auf die Umwelt-, Sozial-, und Governance (ESG)-Bewertungen von Ethos von mehr als 1'600 nicht-schweizerischen Unternehmen via der elektronischen Plattform von Ethos. Dazu gehören auch spezifische Informationen über schwerwiegende Kontroversen in den Bereichen Menschenrechte und Umwelt sowie die Exponierung der Titel gegenüber sensiblen Tätigkeitsbranchen (Rüstung, Nukleartechnologie, Expositionsrisiko bzgl. fossilen Energieträgern, Tabak, GMO,...).

Mit Hilfe dieser Informationen könne die Qualität der im Portfolio enthaltenen Wertschriften mit den Engagement-Aktivitäten in Einklang gebracht werden, und beispielsweise als Basis für Umgewichtungen einzelner Titel oder gar für den Ausschluss bestimmter Unternehmen aus dem Portfolio dienen, wie Ethos unterstreicht.

Über Ethos

Ethos nimmt seit vielen Jahren aktiv an internationalen Investorenzusammenschlüssen teil und verfügt in diesem Bereich über ein umfassendes Netzwerk. Infolge der Brandkatastrophe in einer Textilfabrik in Bangladesch zum Beispiel, die 2013 mehr als 1'100 Menschenleben forderte, trat die Ethos Stiftung einer Gruppe von 200 internationalen Investoren bei, welche die grossen Unternehmen der Textilbranche in mehreren Schreiben dazu aufforderten, Mindeststandards für die Achtung der Menschenrechte in ihrer Beschaffungskette einzuführen. Drei Jahre nach dem Unfall konnten Verbesserungen verzeichnet werden, und in den wichtigsten Fabriken wurden mehr als 1'600 Audits durchgeführt (http://www.iccr.org/iccrs-bangladesh-initiative). Eine ausführliche Liste der internationalen Engagement-Kollektivinitiativen, an denen Ethos teilnimmt, ist im Ethos-Jahresbericht veröffentlicht.

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