Sie befinden sich hier: Startseite » Aktuelle Themen » Artikel

Schweizer Haushalte bleiben die reichsten weltweit

Mittwoch, 30.09.2015

Schweizer sind immer noch die vermögendsten Menschen der Welt. Gleichzeitig tragen sie die höchste Schuldenlast im weltweiten Vergleich. Die Ungleichheit in der Vermögensverteilung hat zudem weiter zugenommen.

Das globale Netto-Geldvermögen der privaten Haushalte ist 2014 um 8.1% auf ein neues Rekordniveau von 100,6 Billionen Euro gestiegen. Die Schweiz führt die Rangliste mit einem durchschnittlichen Netto-Geldvermögen von 157'446 Euro (rund 171'600 Franken) weiterhin an. Gleichzeitig tragen Herr und Frau Schweizer mit rund 80'000 Euro (rund 87'000 Franken) pro Kopf auch die höchste Schuldenlast im weltweiten Vergleich. Die Ungleichheit in der Vermögensverteilung ist zudem weiter gestiegen, wie der aktuellen Ausgabe des Allianz «Global Wealth Report» zu entnehmen ist. Dieser enthält Analysen über die Vermögens- und Schuldenlage der privaten Haushalte in über 50 Ländern.

Das globale Vermögen von Privaten übertrifft sämtliche Staatsschulden weltweit

Das globale Vermögen der privaten Haushalte übertrifft laut Allianz Global Wealth Report mittlerweile den Wert aller weltweit an einer Börse gelisteten Unternehmen sowie sämtlicher Staatsschulden. Grund dafür sind trotz der niedrigen Zinsen und volatilen Finanzmärkte aus makroökonomischer Sicht vor allem die gestiegenen Sparanstrengungen der privaten Haushalte. 

Laut Allianz sollte diese jedoch nicht als Sparflut interpretiert werden, denn die hohe Gesamtsumme an privatem Geldvermögen dürfe nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Vermögen nach wie vor sehr ungleich verteilt sein, so die Autoren. Angesichts überschuldeter Staaten und alternder Gesellschaften sei jeder Einzelne dazu aufgerufen, eher mehr als weniger für seine eigene Zukunft vorzusorgen. Das gelte auch für ein reiches Land wie die Schweiz.

Trotz Spitzenposition bleibt Vermögensentwicklung in der Schweiz enttäuschend

In der Schweiz wuchs das Brutto-Geldvermögen im vergangenen Jahr um 5.6%, das Netto-Geldvermögen um 6.7%. Diese Werte liegen nicht nur über denen des Vorjahres, sondern auch über denen des Euroraums. Betrachtet man jedoch einen längeren Zeithorizont, ist die Entwicklung des schweizerischen Privatvermögens eher enttäuschend: Seit Ende 2000 stieg das Netto-Geldvermögen nur um durchschnittlich 2.3% pro Jahr. Nur Finnland, Italien und Griechenland weisen in Europa eine noch schwächere Entwicklung auf.

Am Spitzenplatz in der Rangliste der 20 reichsten Länder der Welt ändert dies aber nichts: Sowohl in der Netto- als auch in der Brutto-Betrachtung (EUR 157‘450 bzw. EUR 238‘310 oder rund CHF 171'600 bzw. CHF 259'400) steht die Schweiz hier seit dem Jahr 2000 ununterbrochen auf Platz 1.

Schweizer Haushalte weisen die höchste Verschuldung auf

Allerdings sind die schweizerischen Haushalte auch in einer anderen Beziehung Spitze, nämlich bei der Verschuldung: Auch wenn die Verbindlichkeiten in den letzten Jahren mit Raten zwischen 3% und 4% nicht sehr stark gestiegen sind, und vor allem auch langsamer als die Vermögen, bleibt die Schuldenstandquote (Verbindlichkeiten in Prozent des BIP) mit 122% unverändert hoch. Weltweit weisen nur die Dänen, Australier und Niederländer eine noch höhere Verschuldung auf. Zum Vergleich: In den Nachbarländern liegt diese Quote bei 55% (Deutschland) beziehungsweise 51% (Österreich).

Asien zeigt den rasantesten Vermögenszuwachs

Wie in den Vorjahren war auch 2014 das regionale Vermögenswachstum sehr unterschiedlich. Unangefochtener Wachstumsspitzenreiter blieb die Region Asien (ex Japan), in der das Netto-Geldvermögen 2014 mit 18.2% zulegte. Angetrieben wurde dieses Wachstum auch vom rasanten (und teilweise nicht nachhaltigen) Anstieg des Wertpapiervermögens, insbesondere in China.

Euroraum verbucht erstmals wieder ein höheres Wachstum als Nordamerika

In den beiden anderen aufstrebenden Regionen Lateinamerika und Osteuropa verlief die Entwicklung dagegen deutlich verhaltener: Das Netto-Geldvermögen erhöhte sich nur um 4.2% (Lateinamerika) bzw. um 8.6% (Osteuropa). Erfreulich aus europäischer Perspektive: 2014 konnte der Euroraum erstmals seit der Finanzkrise wieder ein höheres Wachstum als Nordamerika verbuchen. Das kräftige Plus von 6.2% (gegenüber 5.3% in Nordamerika) verdankte sich dabei hauptsächlich der fortgesetzten "Schuldendisziplin": In vielen Ländern setzte sich auch 2014 der Abbau der Schulden fort.

Auf die Region Asien entfielen 2014 gut 16% des globalen Geldvermögens

Das dauerhaft hohe Vermögenswachstum in Asien führt auch zu einer Verschiebung der Gewichte auf der Vermögensweltkarte. Auf die Region Asien (ex Japan) entfielen 2014 gut 16% des globalen Geldvermögens (sowohl in Brutto- wie Netto-Betrachtung). Dies bedeutet gegenüber 2013 ein Plus von 1.4 Prozentpunkten, seit dem Jahr 2000 hat sich der Anteil dieser Region mehr als verdreifacht. Im letzten Jahr wurde in diesem Aufholprozess zudem eine wichtige Wegmarke passiert: Das gesamte Brutto-Geldvermögen Chinas übertraf Ende 2014 erstmals dasjenige Japans. Eine Wachstumsverlangsamung, wie sie derzeit zu beobachten ist, erachtet die Allianz deshalb nicht als beunruhigend. Sie sieht den Aufholprozess Chinas keineswegs am Ende; China sei heute ein anderes, viel wohlhabenderes Land als noch vor fünf oder zehn Jahren. Die positiven Wachstumsimpulse, die von dort aus auf Wirtschaft und Finanzmärkte ausgingen, seien immer noch gewaltig.

Eine Milliarde Menschen hat 2014 über ein mittleres Vermögen verfügt

Die zunehmende Bedeutung Asiens wird gemäss Allianz auch in anderer Perspektive deutlich. Im letzten Jahr hat die Zahl der Menschen, die im globalen Massstab über ein mittleres Vermögen verfügen, erstmals die Marke von einer Milliarde überschritten. Seit 2000 sind nahezu 600 Millionen Menschen aus dem Bereich "Low Wealth" in die globale Vermögensmittelklasse aufgestiegen. Insgesamt hat sich die Zahl der Mitglieder dieser Klasse seit der Jahrtausendwende verdreifacht.

Zwei Drittel der globalen Vermögensmittelklasse stammen aus Asien – 85% aus China

Allerdings konzentriert sich diese Dynamik vornehmlich auf eine Region bzw. sogar hauptsächlich auf ein Land: China. Mittlerweile rekrutieren sich etwa zwei Drittel der globalen Vermögensmittelklasse aus Asien - und 85% davon stammen aus China. Seit dem Jahrtausendbeginn hat sich die Bevölkerung mit mittlerem Vermögen in Asien damit nahezu verzehnfacht.

Die Vermögen in der Schweiz sind immer ungleicher verteilt

Die Vermögensverteilung in den einzelnen Ländern stellt sich sehr heterogen dar. Dazu hat die Allianz erstmals für jedes Land einen Gini-Koeffizienten berechnet, und zwar jeweils für die Vergangenheit (Zeitraum um 2000) und heute. Dabei zeigt sich, dass die Zahl der Länder, in denen sich der Gini-Koeffizient eher "verbessert" hat (d.h. eine stärkere Gleichverteilung anzeigt) ungefähr derjenigen entspricht, in denen sich der Gini-Koeffizient eher verschlechtert hat. Gerade für die entwickelten Länder trifft dies allerdings nicht zu; die Mehrzahl der Länder erlebte hier in den vergangenen Jahren eine teils deutliche Zunahme der Ungleichverteilung.

An erster Stelle stehen dabei die USA; in keinem anderen Land hat die Ungleichheit im betrachteten Zeitraum so stark zugenommen. Die USA weisen mit 80.6 den höchsten Gini-Koeffizienten auf. Der Wert für die Schweiz liegt bei 61.2 – und damit unter dem Durchschnitt der entwickelten Länder (64.6) und auch deutlich unter dem Niveau der Nachbarländer (Deutschland: 73.3; Österreich: 73.6). Allerdings hat sich die Vermögensverteilung in der Schweiz in der letzten Dekade verschlechtert; der Gini-Koeffizient ist um drei Punkte gestiegen.

Anzeige
 
Twitterdel.icio.usgoogle.comLinkaARENAlive.comMister Wong
Copyright © 2011-2024 vorsorgeexperten.ch. Alle Rechte vorbehalten.