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Schlechte Anlageergebnisse trüben die Aussichten der Sozialwerke

Donnerstag, 11.02.2016

Die Fonds von AHV, IV und EO haben 2015 negative Anlagerenditen erzielt. Dabei könnte ein gutes Anlageergebnis ein schlechtes Umlageergebnis etwa in der AHV-Rechnung ausgleichen. Die Anlagestrategie lässt sich vorerst aber nicht ändern.

Das Gesamtvermögen der Fonds der Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV), der Invalidenversicherung (IV) sowie der Erwerbsersatzordnung (EO) belief sich per Ende 2015 auf rund 33,6 Milliarden Franken. Das ist etwas mehr als im Vorjahr (33.1 Mrd. Franken). Ohne Berücksichtigung der liquiden Mittel und nach Berücksichtigung der Absicherungs-Derivate resultierte aus der Anlagetätigkeit aber eine negative Rendite von 0.77%.

Die Nettorenditen der Vermögen der einzelnen Sozialwerke reflektieren die Entwicklung der Finanzmärkte sowie die spezifischen Vorgaben der jeweiligen Anlagepolitik: Während die AHV eine Nettorendite von -0.97% erzielte, beläuft sich das Nettoresultat der etwas konservativer anlegenden IV auf -0.70%.

2015 war ein schlechtes Anlagejahr für die Ausgleichsfonds

Als Gründe für die schlechten Renditen führt die Compenswiss, unter deren Label die Ausgleichsfonds AHV/IV/EO geführt werden, verschiedene Faktoren an. Dazu gehören die negativen Renditen auf den Zinspapieren, die rückläufigen Aktienmärkte und die durch die Währungsabsicherung viel höheren Kosten. Das Jahr 2015 stehe in keinem Vergleich zum positiven Finanzjahr 2014, in dem dank erfreulichen Anlagebedingungen eine Nettorendite von +7.1% erwirtschaftet worden sei, wie Compenswiss erklärt.

Anlageergebnis ist für die Sozialwerke zentral

Tatsächlich war es dem positiven Anlageergebnis mit einer Rendite von 2 Milliarden Franken zuzuschreiben, dass der Ausgleichsfonds das schlechte Umlageergebnis in der AHV-Rechnung auszugleichen vermochte. Zum ersten Mal seit 1999 fiel das Umlageergebnis negativ aus; die AHV hatte mehr ausgegeben, als sie eingenommen hatte, was zu einem Defizit von 320 Millionen Franken geführt hatte.

Anlagepolitik ist auf den hohen Liquiditätsbedarf abgestimmt

Wie Compenswiss denn auch erklärt, verfolge sie auftrags- und strategiegemäss eine konservative Anlagepolitik, die auf den hohen Liquiditätsbedarf der drei Ausgleichsfonds abgestimmt sei und insbesondere die Entwicklung der Umlageergebnisse der Sozialwerke berücksichtigen müsse. Dementsprechend sei der Anlagehorizont kurzfristig und das Risikoprofil vorsichtig.

Gerne würde man breiter diversifizieren, wie der abtretende Verwaltungsratspräsident Marco Netzer erklärt. Das Vermögen des Ausgleichsfonds werde aufgrund der alternden Bevölkerung in den nächsten Jahren jedoch stark schrumpfen (Netzer rechnet mit 10 Milliarden Franken in acht Jahren), weshalb man gezwungen sei, in sehr liquide Anlagen zu investieren.

Anlagebewirtschaftung ist eine Herausforderung

Entsprechend „akzeptabel“ empfindet Compenswiss die erzielten (negativen) Renditen, zumindest gemessen an den widrigen Marktverhältnissen und der definierten Anlagestrategie. Die Anlagebewirtschaftung sei durch den Wegfall der Kursuntergrenze des Frankens zum Euro sowie die Absenkung der Negativzinsen durch die Schweizerische Nationalbank zusätzlich erschwert worden.

Anlagemöglichkeiten der Ausgleichsfonds bleiben bis zu einer Reform eingeschränkt

Die positive Rendite aus dem Segment Direktanlagen Immobilien Schweiz fiel leider kaum ins Gewicht, da diese illiquide Anlageklasse mit aktuell 0.32% des Anlagevermögens aufgrund der aktuellen Risikoprofile der Sozialwerke sehr klein ist und auch in Zukunft, zumindest bis zur Stabilisierung der negativen Umlageergebnisse der AHV, relativ bescheiden bleiben wird, wie Netzer erläutert. Solange die Altersreform 2020 nicht beschlossen sei, blieben die Anlagemöglichkeiten des Ausgleichsfonds eingeschränkt. Netzer rechnet auch 2016 mit einem schwierigen Anlagejahr.

Die gesamten Betriebs- und Vermögensverwaltungskosten (inkl. Stempelsteuer) bewegen sich mit 0.17% auf weiterhin tiefem Niveau.

Teiltilgung der IV-Schuld zu Gunsten der AHV dürfte auch 2015 möglich sein

Basierend auf den noch provisorischen Abschlüssen dürfe dank des positiven Umlageergebnisses der IV auch für das Jahr 2015 eine weitere Tranche der Teiltilgung der IV-Schuld zu Gunsten der AHV in der Grössenordnung von über 600 Millionen Franken erfolgen, so Compenswiss weiter. Die heute etwa 12 Milliarden Franken betragende Schuld der IV soll bis 2018 auf rund 10 Milliarden Franken sinken.

Compenswiss soll eine neue rechtliche Struktur erhalten

Die Organe der Ausgleichsfonds haben weiter über das neue Ausgleichsfondsgesetz informiert. Der neue Verwaltungsratspräsident Manuel Leuthold wird die Institution in den nächsten Jahren in eine andere rechtliche Struktur führen. Dazu wurde 2015 eine Vernehmlassung zu einem neuen Bundesgesetz durchgeführt. Die Fonds sollen neu in einer öffentlich-rechtlichen Anstalt geführt werden; die neue Anstalt soll den Regeln des öffentlichen Beschaffungswesens unterstehen. Das Parlament dürfte das neue Ausgleichsfondsgesetz noch in diesem Jahr behandeln.

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