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Privat vorzusorgen ist wichtig, denn das Vertrauen in die 1. und 2. Säule ist gebrochen

Donnerstag, 03.03.2016

Mit der 3. Säule privat fürs Alter vorzusorgen ist für 40% der Bevölkerung in der Deutschschweiz kein Thema, wie eine Umfrage ergab. Gründe sind die Bequemlichkeit, die Komplexität der Materie oder eine Altersaversion.

Viele Menschen bekunden Mühe, sich mit der privaten Altersvorsorge (3. Säule) auseinanderzusetzen. Zins- und Spareffekte über einen langen Zeitraum zu beurteilen, fällt ihnen schwer. So werden langfristige Ziele wie die private Altersvorsorge zugunsten von kurzfristigen Bedürfnissen zurückgestellt. Die Renten aus der beruflichen Vorsorge könnten zukünftig jedoch sinken. Mehrere grosse Pensionskassen haben den Umwandlungssatz bereits auf unter fünf Prozent gesenkt. Das Sparen in der 3. Säule erhält gerade auch in Verbindung mit den geplanten Veränderungen durch die Reform Altersvorsorge 2020 eine höhere Bedeutung.

Desinteresse, Orientierungslosigkeit und Zuwarten verhindern private Vorsorge

Obschon ein Grossteil der Befragten motiviert ist, sich mit der Altersvorsorge zu beschäftigen, führen 41.5% den Entscheidungsprozess nicht erfolgreich zu Ende und werden somit als Desinteressierte (5.6%), Orientierungslose (22.7%) oder Zuwartende (13.2%) klassifiziert. Lediglich 58.5% der Befragten (Handelnde) erreichen ihr individuelles Vorsorgeziel. Dies ergab eine Studie der ZHAW School of Management and Law, für die sie im Auftrag des Zürcher Bankenverbands das Entscheidungsverhalten in der privaten Altersvorsorge von 1'004 Personen in der Deutschschweiz untersucht hat.

Steuerersparnis und Angst vor Einkommensverlust sprechen für private Vorsorge

Jene Befragten, die sich mit der privaten Altersvorsorge befassen, geben als häufigsten Grund die Steuerersparnis an (33%), gefolgt von der Befürchtung, dass die 1. und 2. Säule im Alter nicht zur Aufrechterhaltung des Lebensstandards ausreichen werden (29%).

Knapp 40% haben kaum oder kein Vertrauen in die 1. und 2. Säule

Gegen eine 3. Säule sprechen zu geringe finanzielle Mittel (55%), die Bewahrung der finanziellen Flexibilität (13%), der weite Planungshorizont (12%) sowie fehlendes Vertrauen in Banken und Versicherungen (5%). Das Vertrauen in die 1. und 2. Säule ist bei 38.5% kaum oder gar nicht vorhanden – je jünger die Befragten sind, desto kritischer urteilen sie.

Viele haben Wissenslücken im Bereich der 2. Säule

Dennoch halten die meisten Befragten ihre eigene Pensionskasse (71%) sowie die eigenen Bank- und Versicherungsberater (64%) für die wichtigsten Informationsquellen. Ob sie sich dort aber tatsächlich informieren, bleibt fraglich, da 23% angeben, weder von einer Bank noch von einer Versicherung auf die Altersvorsorge angesprochen worden zu sein.

Fragen zum Finanz- und Vorsorgewissen werden durchschnittlich zu 68% richtig beantwortet. «Es fällt auf, dass das Wissen mit dem Alter nicht ansteigt», sagt Co-Autor Pirmin Mussak von der ZHAW. «Die grösste Wissenslücke besteht im Bereich der zweiten Säule.» Weiter zeigt die Studie, dass sich Frauen tendenziell weniger als Männer mit der privaten Altersvorsorge beschäftigen.

Sicherheit der Vorsorgegelder steht für viele im Vordergrund

«Trotz tiefer Zinsen besteht nur eine geringe Bereitschaft zur Umschichtung der Vorsorgegelder in Wertschriften», sagt Pirmin Mussak. «Die Sicherheit ihrer Vorsorgegelder ist den Befragten wichtiger als Rendite oder Flexibilität.»

Bei Banken und Versicherungen besteht Handlungsbedarf

Insgesamt führt die Studie zur Erkenntnis, dass sich der Entscheidungsprozess in der privaten Altersvorsorge noch weiter optimieren lässt. Aus der Studie werden deshalb konkrete Handlungsempfehlungen für die Vorsorgeberatung von Banken und Versicherungen abgeleitet. Dabei geht es in erster Linie um Information, Emotionalisierung sowie den Einsatz von Hilfsmitteln wie Apps, Onlineportalen und Planungsinstrumenten.

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