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Haben 50plus-Jährige auf dem Arbeitsmarkt noch eine Chance?

Freitag, 14.07.2017

Um den Arbeitsmarkt einerseits zu flexibilisieren, ältere Erwerbstätige andererseits aber besser zu integrieren, sind neue und innovative Konzepte gefragt. Die UBS liefert solche Konzepte – Arbeitnehmende dürften Einschnitte auch beim BVG erfahren.

Ein längeres Erwerbsleben kann dem demografisch bedingten Fachkräftemangel und den steigenden Ausgaben der Sozialversicherungen entgegenwirken. Tatsächlich werden in der Schweiz in den kommenden zehn Jahren etwa 1,1 Millionen Personen das Alter 65 erreichen und damit gut 690 000 Erwerbstätige aus dem Arbeitsmarkt austreten. Ohne Einwanderung rücken jedoch nur etwa 480 000 Erwerbstätige nach. Wenn die Beschäftigung zudem weiter wächst, fehlen der Schweiz über die kommenden zehn Jahre 480 000 Vollzeit arbeitende Personen. Ein demografisch bedingter Fachkräftemangel ist die zwangsläufige Folge davon, wie die UBS in ihrer aktuellen Studie «UBS Outlook Schweiz – Generation Silber auf dem Arbeitsmarkt» vorrechnet.

Beschäftigungssituation älterer Arbeitnehmender gilt als problematisch

«Im Spannungsfeld dazu steht, dass die Beschäftigungssituation älterer Arbeitnehmender gemeinhin als problematisch gilt», sagt Veronica Weisser, Ökonomin vom UBS Chief Investment Office WM. Zwar steige die Erwerbsbeteiligung dieses Alterssegments seit den 1990er-Jahren. Wegen der Bevölkerungsstärke der Babyboomer sei diese Personengruppe jedoch deutlich gewachsen, sodass immer mehr Menschen über 50 von Arbeitslosigkeit und einer erschwerten Reintegration in den Arbeitsmarkt betroffen seien.

Innovative Konzepte sind gefordert

Aufgrund des sich abzeichnenden, demografisch bedingten Fachkräftemangels dürften Unternehmen in den kommenden Jahren aber wieder stärker auf ältere Mitarbeitende, auch solche im Rentenalter, angewiesen sein, warnt Weisser. Dazu müsse die Reintegration von älteren Arbeitnehmenden jedoch verbessert und die Erwerbsarbeit über das Pensionierungsalter hinaus attraktiver gestaltet werden. Neue, innovative Konzepte seien gefordert, die den Weg in Richtung eines flexibleren Arbeitsmarkts aufzeigten, der besser auf die Bedürfnisse älterer Erwerbstätiger ausgerichtet sei. 

Ältere Arbeitnehmende müssen Einschnitte hinnehmen

Die UBS zeigt in ihrer Studie verschiedene Möglichkeiten auf, wie neue Arbeitskonzepte für ältere Arbeitnehmende aussehen könnten:

  • An erster Stelle nennt Weisser die «Regenbogenkarriere», wo Lohn- und Verantwortungsbereiche flexibilisiert werden. Dies könne durch Teilzeitarbeit erreicht werden, oder durch einen tieferen Rang, was dann beides mit fortschreitendem Alter im Unternehmen zunehme.
  • Für einen reibungslosen Übergang und einen schrittweisen Wissenstransfer zwischen den Generationen bietet sich gemäss Weisser auch das Jobsharing eines älteren mit einem jüngeren Teilzeit-Mitarbeitenden an. 
  • Mit einer flexiblen Ausgestaltung der Arbeitsverträge könnten Unternehmen zudem besser auf die sich verändernden Bedürfnisse älterer Mitarbeitenden eingehen. Als Möglichkeiten sieht Weisser etwa die Verlängerung der Kündigungsfrist zugunsten des Arbeitnehmenden, gekoppelt an die Verlängerung des Erwerbslebens über 65 hinaus oder einen gestaffelten Ausstieg aus dem Berufsleben. Dies erhöhe die Planungssicherheit für Unternehmen.
  • Eine andere Möglichkeit sieht Weisser in der Integration der (Weiter-)Bildung in das Entlohnungssystem, beispielsweise anstatt zusätzlicher Ferien, Lohnerhöhungen oder Boni.
  • Auch die vertragliche Vereinbarung über den Bruttolohn statt über den Nettolohn bietet sich als Möglichkeit, sodass die Attraktivität des Mitarbeitenden für das Unternehmen trotz steigender Lohnnebenkosten erhalten bleibt.
  • Kein Tabu ist für Weisser die Möglichkeit, dass Arbeitnehmende den Arbeitgeberanteil der beruflichen Vorsorge zusätzlich zu ihrem Arbeitnehmeranteil übernehmen, bzw. das BVG ausgeklammert wird. Auch damit liessen sich die Kosten für ältere Arbeitnehmende senken.

Schweizer Wirtschaft und damit die Erwerbsquote sollte wieder zulegen

Voraussetzung für eine gute Beschäftigungslage ist aber das Wachstum der Wirtschaft. Dieses prognostizieren die UBS-Ökonomen für 2017 mit 1.4%, trotz eines verhaltenen Starts. 2018 sollte die Wirtschaft dann weiter zulegen und mit etwa 1.6% wachsen. Die Schweizer Exportwirtschaft sollte derweil von der soliden Nachfrage der Eurozone profitieren. In der inländischen Wirtschaft rechnen die Ökonomen hingegen mit einer verhaltenen Dynamik.

Geldpolitik und Zinsentwicklung stehen im Fokus der zweiten Jahreshälfte

In der zweiten Jahreshälfte steht die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) im Mittelpunkt. Die Ökonomen erwarten, dass die EZB im September 2017 ankündigt, dass sie im nächsten Jahr das Anleihen-Kaufprogramm auslaufen lässt.

Für die SNB dürfte in einer ersten Phase die Schwächung des nach wie vor überbewerteten Frankens im Vordergrund stehen. Die UBS rechnet für die kommenden Quartale mit keiner Anhebung der Leitzinsen durch die SNB, sondern mit einer deutlichen Abwertung des Frankens gegenüber dem Euro.

Der Euro-Franken-Kurs dürfte sich demnach innerhalb der nächsten 12 Monate Richtung 1.16 bewegen, während sich der Euro-Dollar-Kurs bei 1.20 einpendelt.

Einen ersten Zinsschritt der SNB hält die UBS im Juni 2018 für möglich – unter der Voraussetzung, dass sich der Franken bis zu diesem Zeitpunkt tatsächlich deutlich abgewertet hat.

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