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FINMA veröffentlicht Tätigkeitsbericht der beaufsichtigten Versicherungsunternehmen

Montag, 08.07.2013

Lebensversicherer in der Schweiz erzielten 2012 ein gutes wenn auch schwächeres Ergebnis als im Vorjahr. Dabei legte insbesondere das Ergebnis der beruflichen Vorsorge zu, während es in der privaten Vorsorge 3a und 3b zurückging. Die FINMA erklärt das mit den tiefen Zinsen.

Die gegenwärtige ökonomische Situation stellt die Lebensversicherer vor enorme Herausforderungen. Die von ihnen angebotenen Produkte verfügen im Allgemeinen über sehr lange Laufzeiten und Garantien. Besondere Erwähnung finden hier die Zinsgarantien. Im Gegenzug waren sichere Anlagemöglichkeiten 2012 rar. So sank die Rendite zehnjähriger Bundesobligationen bis auf 0,6%. Diese Entwicklung blieb nicht ohne Auswirkungen auf die SST-Quotienten, deren mittlerer Wert per 1. Januar 2012 auf 105% sank. Die Lebensversicherer erhöhten diesen Wert bis zum 1. Januar 2013 auf 146%. Diese Erhöhung führt die FINMA auf die verbesserten Marktbedingungen sowie den Umstand zurück, dass die Lebensversicherer in den Genuss von temporären Erleichterungen (FINMA-Rundschreiben 2013/2) kamen, wie sie im Bericht über den Direktversicherungsmarkt 2012 festhält.

Tiefe Zinsen haben das Ergebnis belastet

Das Geschäftsjahr 2012 war von einem historisch tiefen Zinsniveau geprägt. Nachdem der Zinssatz für zehnjährige Bundesobligationen der Eidgenossenschaft in den Jahren 2008 bis 2011 kontinuierlich von 3,04% Anfang 2008 auf 0,74% Anfang 2012 sank, verharrte er auf diesem tiefen Niveau und ging Ende 2012 mit 0,6% sogar noch 14 Basispunkte tiefer aus dem Handel. Erst gegen Mitte 2013 bewegte sich der Zinssatz wieder leicht nach oben (0,84% am 7. Juni 2013).

Prämieneinnahmen der Lebensversicherer sind gestiegen

Die Prämieneinnahmen der Lebensversicherer verzeichneten insgesamt einen Zuwachs von 724 Millionen Franken (Vorjahr: 109 Millionen Franken); das ist ein Plus von 2,2%. Dieser Zuwachs wurde vor allem von der Kollektivversicherung der beruflichen Vorsorge (Zunahme um 506 Millionen Franken) sowie von der an interne Anlagebestände gebundenen Lebensversicherung (Zunahme um 282 Millionen Franken) getragen.

Die versicherungstechnischen Erträge erfuhren einen moderaten Anstieg (um plus 2,2% auf 33,3 Milliarden Franken). Sie stammen im Wesentlichen aus den Prämieneinnahmen. Am meisten legte die anteilgebundene Lebensversicherung zu (plus 8,8%), den grössten absoluten Zuwachs verzeichnete die Kollektivversicherung der beruflichen Vorsorge (plus 514 Millionen).

Die Prämienvolumina der klassischen Einzellebensversicherung, der fondsanteilgebundenen Lebensversicherung und der Kapitalisationsgeschäfte verzeichneten dagegen Rückgänge; gegenüber dem Vorjahr fielen diese jedoch geringer aus.

Kollektivversicherung der beruflichen Vorsorge legte am meisten zu

Der Anteil der Kollektivversicherung der beruflichen Vorsorge am Prämienvolumen des Gesamtgeschäfts (2012 und 2011: 67,3%; 2010: 63,5%; 2009: 61,4%) blieb auf historisch hohem Niveau. Dies unterstreicht laut FINMA die grosse Bedeutung der zweiten Säule für die schweizerischen Lebensversicherer, aber auch für die KMU, die in der beruflichen Vorsorge risikoresistente Vollversicherungsmodelle nachfragen.

Kapital- und Rentenversicherungen verzeichneten nur einen geringen Zuwachs

In der klassischen Lebensversicherung führte das tiefe Zinsniveau nur zu einem geringen Ergebniszuwachs. Zu den bedeutendsten klassischen Lebensversicherungen zählen die Kapital- und die Rentenversicherungen. Bei Kapitalversicherungen garantiert der Lebensversicherer Kapital und Verzinsung bis zum Tod oder Vertragsablauf zu einem vertraglich vereinbarten Zinssatz. Bei Rentenversicherungen garantiert der Lebensversicherer die vertraglich vereinbarten Renten bis zum Tod.

Die privaten Vorsorgebereiche 3a und 3b gingen zurück

Der Vertrieb von Lebensversicherungen der privaten Vorsorge 3a und 3b ging 2012 massiv zurück – dies infolge des 2011 um fast 100 Basispunkte gesunkenen und seither tief gebliebenen Zinsniveaus, wie die FINMA schreibt. Die Lebensversicherer versuchten zwar, dieser Entwicklung mit innovativen Sparprodukten zu begegnen, könnten sich ihr aber kaum entziehen, weil die Sicherheit der anvertrauten Gelder im Zentrum stehe.

Zahlungen für Versicherungsfälle reduzierten sich

Reduziert haben sich auch die Zahlungen für Versicherungsfälle. Sie reduzierten sich 2012 um 6,3% auf 27,4 Milliarden Franken und damit auf das Niveau von 2010, nachdem sie 2011 angestiegen waren.

Gesamtes Deckungskapital hat wieder stärker zugenommen

Das gesamte Deckungskapital aller betriebenen Versicherungszweige verzeichnete 2012 ein Wachstum von 3,7% (Vorjahr: 1,4%). Das Deckungskapital ist eine pro versicherte Person individuell und mit vorsichtigen Rechnungsgrundlagen gerechnete Bewertung der Versicherungsverpflichtung. Es ist in der Bilanz und für die Bestellung des gebundenen Vermögens als Hauptbestandteil der versicherungstechnischen Verbindlichkeiten (2012: 270,9 Milliarden Franken; 2011: 260 Milliarden Franken) auszuweisen.

Im Zuge der 2012 wieder anziehenden Aktienbörsen nahm auch das Deckungskapital der bestehenden anteilgebundenen Lebensversicherungen zu. Aufgrund neu abgeschlossener Verträge (plus 5,9% bei den fondsanteilgebundenen Lebensversicherungen, plus 20,7% bei den an interne Anlagebestände gebundenen Lebensversicherungen) kam es zu einem Zuwachs. Die Kapitalisationsgeschäfte nahmen gar um über 40% zu. Die FINMA führt dies darauf zurück, dass die vermögende Privatkundschaft den Schutz von Versicherungslösungen suche.

Deckungskapital in der klassischen Einzellebensversicherung wurde verstärkt

Der Rückgang des Deckungskapitals in der klassischen Einzellebensversicherung (hauptsächlich Kapital-, Renten- und Invaliditätsversicherung) von rund einer Milliarde Franken (2011: 1,4 Milliarden Franken) geht laut FINMA auf den Ablauf älterer Bestände zurück. Die Zuführung neuer Gelder und damit der Zuwachs an Deckungskapital bleibt in der klassischen Einzellebensversicherung sehr bescheiden, solange das Zinsniveau weiterhin auf tiefem Niveau verharrt, ist die FINMA überzeugt.

Das Deckungskapital der Zweigniederlassungen im Ausland wurde zu fast 90% durch die Zweigniederlassung der Swiss Life in Deutschland gestellt, so die FINMA. Das noch vor zehn Jahren bedeutende, über Zweigniederlassungen abgewickelte Auslandgeschäft der Schweizer Lebensversicherer ist in der Zwischenzeit bis auf wenige Ausnahmen in juristisch selbstständige Tochterunternehmen verlagert worden.

Versicherungstechnische Rückstellungen nahmen massiv zu

Erheblich zugelegt gegenüber 2011 haben die versicherungstechnischen Rückstellungen (plus 12,2 Milliarden Franken). Wie schon in den Vorjahren entfällt der Hauptteil des Zuwachses (plus 8,8 Milliarden Franken) auf die Kollektivversicherung der beruflichen Vorsorge. Dies ist auf das starke Wachstum dieses Versicherungszweigs seit 2008 zurückzuführen.

Die Zunahme der technischen Rückstellungen in der klassischen Einzellebensversicherung rührt daher, dass bei bestehenden Verträgen die Deckungskapitalien verstärkt werden mussten – dies wegen der auf lange Frist einzuhaltenden Zinsgarantien verbunden mit dem sinkenden Zinsniveau. Ohne Berücksichtigung der vorgenommenen Verstärkungen nahm das Deckungskapital in der klassischen Einzellebensversicherung laut FINMA ab.

Kapitalanlageergebnis war 2012 besser als 2011

Das Kapitalanlageergebnis fiel im Jahr 2012 besser aus als 2011. Es betrug 11,6 Milliarden Franken, was einer Buchrendite auf den Kapitalanlagen (gehalten auf eigenes Risiko) von 3,62% (2011: 3,46%) entspricht. Die Buchrendite ist massgebend für die Überschussbeteiligung. Die Überschussbeteiligung kann nur auf jenen Policen erwartet werden, bei denen die garantierte technische Verzinsung unter der Buchrendite liegt.

Die Marktrendite betrug 5,94% (2011: 6,03%). Die Differenz zwischen Marktrendite und Buchrendite besteht im Wesentlichen aus der Veränderung der sogenannt stillen Reserven. Die stillen Reserven dienen der Sicherung der langfristigen Erfüllbarkeit der Lebensversicherungsverträge und der mit ihnen verbundenen Zinsgarantien. Die grössten Beiträge an die stillen Reserven stellen die Anlagekategorien der festverzinslichen Werte und der Immobilien.

Eigenkapitalbasis wurde verstärkt

Dank einem insgesamt guten Jahresergebnis 2012 haben die Lebensversicherer ihre Eigenkapitalbasis wie in den Vorjahren gestärkt (um kumuliert 945 Millionen Franken von 13,1 Milliarden Franken auf 14 Milliarden Franken). Damit haben sie die negative Wirkung des tiefen Zinsniveaus weiter abgedämpft. Die damit einhergehende Umschichtung in tiefer verzinsliche Anlagen wird sich ab 2012 jedoch eher bremsend auf die Jahresergebnisse auswirken, wie die FINMA schreibt.

Wachstum der sechs Marktführer war unterschiedlich

Im direkten Schweizer Geschäft erfolgte das Wachstum der sechs Marktführer AXA Leben, Swiss Life, Helvetia Leben, Basler Leben, Allianz Suisse Leben und Zürich Leben unterschiedlich. Drei unter ihnen (AXA Leben, Allianz Suisse Leben und Zürich Leben) konnten ihren Marktanteil um je rund einen halben Prozentpunkt ausbauen, einer (Swiss Life) konnte seinen Marktanteil knapp halten und die beiden anderen (Helvetia Leben und Basler Leben) verloren zusammen etwa anderthalb Prozentpunkte, sodass sich Zugewinne und Einbussen an Marktanteilen in etwa die Waage hielten. Die verbleibenden, nunmehr nur noch 16 kleineren Lebensversicherer teilten den Restanteil von 13% unter sich auf (2011: 13%; 2010: 17%).

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