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Finanzanalysten beurteilen die Schweizer Konjunkturlage nach dem Brexit-Entscheid negativer

Donnerstag, 21.07.2016

Finanzexperten rechnen nicht länger mit einer baldigen Verbesserung der Schweizer Konjunkturlage, wie eine Umfrage ergab. Das Brexit-Votum der Briten ist einer der Gründe für die erwartete konjunkturelle Eintrübung.

Der Credit Suisse ZEW Indikator, der die Erwartungen von Finanzanalysten für die Schweizer Konjunktur in den kommenden sechs Monaten misst, fiel im Juli um 13.5 Punkte und liegt neu bei 5.9 Zählern. Damit erwarten die befragten Finanzexperten nicht länger eine baldige Verbesserung der Konjunkturlage. Der Brexit-Entscheid dürfte mit ein Grund für die Eintrübung des Schweizer Konjunkturausblicks gewesen sein.

Konjunkturausblick für die Eurozone ist gesunken

Deutliche Spuren hat der Brexit-Entscheid in den Erwartungen hinsichtlich der künftigen Konjunkturentwicklung in der Eurozone hinterlassen: Der Ausblick für die Eurozone sank um 32.4 Punkte auf -22.0 Zähler. Die Erwartungen für die US-Wirtschaft blieben mit 25.0 Punkten derweil praktisch unverändert. 

Brexit-Entscheid beeinflusst kurzfristige Zinserwartungen

Rund 80% der Befragten erwarten weiterhin keine Änderung der kurzfristigen Zinsen in der Schweiz. Der Anteil derjenigen, die tiefere kurzfristige Zinsen erwarten, ist im Juli jedoch von 0% auf 20% gestiegen. Praktisch gleich ist das Verhältnis der Erwartungen für die kurzfristigen Zinsen in der Eurozone.

Die Zinserwartungen für die USA haben sich im Nachgang des Brexit-Entscheids noch deutlicher verändert als jene für Europa und die Schweiz: Während bei der Erhebung im Juni noch eine deutliche Mehrheit mit einem Anstieg der kurzfristigen Zinsen im kommenden halben Jahr gerechnet hat, gehen im Juli nur noch 39% von steigenden Zinsen aus. 55% der Befragten rechnen nun mit konstanten kurzfristigen Zinsen.

Analysten rechnen mit stärkerem US-Dollar

Der Schweizer Franken dürfte sich gegenüber dem Euro in den kommenden sechs Monaten tendenziell eher abschwächen. Der entsprechende Saldo steht bei -8.5 Zählern. 

Die Einschätzungen zur Entwicklung des Dollars zum Schweizer Franken fielen dagegen klar aus: Bei einem Saldo von -45.7 Punkten rechnen die Analysten mit einer Erstarkung des Dollars zum Franken. Diese Meinung hat sich im Juli verstärkt – im Vergleich zum Vormonat ist der Indikator um 16.6 Punkte gesunken.

Inflationserwartungen sind leicht gestiegen

Die Differenz zwischen dem Anteil der Analysten, die eine steigende Inflationsrate in der Schweiz erwarten, und jenen, die von einer sinkenden Inflationsrate ausgehen, ist ein Mass für die Inflationserwartungen der Finanzanalysten. Diese Differenz lag im Juli bei 45.5 Punkten und stieg damit gegenüber dem Vormonat leicht an. Insgesamt wird also eher mit einem Anstieg der Inflationsrate gegenüber derzeit -0.4% gerechnet.

Die Inflationserwartungen sind auch für die Eurozone und die USA leicht gestiegen und liegen im Juli bei jeweils 51.6 Punkten.

Aktienmarkterwartungen sind weiterhin positiv

Die Aktienmarkterwartungen zeigen im Juli ein gemischtes Bild: Die künftige Kursentwicklung für Schweizer und europäische Titel wurde mit 28.2 Punkten, bzw. mit 24.9 Punkten zwar weiterhin positiv bewertet, wird aber dennoch schlechter als noch im Juni eingeschätzt.

Die Erwartungen hinsichtlich der Aktienkurse in den USA haben sich jedoch auf 36.7 Punkte verbessert. Dabei dürften die gesunkenen Erwartungen eines Zinsanstiegs in den USA mit eine Rolle gespielt haben.

Wachstumsaussichten für 2017 liegen deutlich höher als für 2016

Im Juli erwarteten für das laufende Jahr etwa gleich viele Finanzanalysten ein Wirtschaftswachstum der Schweiz von 0.5% bis und mit 1.0% wie ein Wachstum von über 1.0%. Für das Jahr 2017 geht eine klare Mehrheit von einer Wachstumsrate zwischen 1.0% und 1.5% aus.

Inflationserwartungen für 2017 sind gestiegen

Während kaum mehr ein Analyst für das Jahr 2016 mit einer positiven Jahres-Inflationsrate rechnet, geht eine Mehrheit für 2017 von einer Inflationsrate zwischen 0% und 0.5% aus. Nur ein Drittel der Befragten erwartet für 2017 eine negative Jahresteuerung. Im April, als dieselbe Frage zuletzt gestellt wurde, gingen noch 58% von einer negativen Inflationsrate im Jahr 2017 aus.

CHF-3M-Libor wird in 12 Monaten bei -1% bis -0.5% erwartet

Im Juli wurden die Finanzanalysten darüber hinaus befragt, bei welchem Wert sie den Franken-Libor für drei Monate (CHF-3M-Libor) in 12 Monaten sehen. 71% der Befragten gaben Werte zwischen -1% und -0.5% an. Die Angaben haben sich gegenüber der April-Umfrage, als dieselbe Sonderfrage zuletzt gestellt wurde, nur leicht verändert. Diese Antworten lassen sich nicht direkt mit den Antworten aus der Standardfrage zu den kurzfristigen Zinsen in den kommenden sechs Monaten vergleichen, da die Sonderfrage von deutlich weniger Analysten beantwortet wurde.

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Die aktuelle Umfrage wurde zwischen dem 4. und 15. Juli durchgeführt, woran sich 35 Analysten beteiligten. Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim (ZEW) und die Credit Suisse führen den Finanzmarkttest Schweiz seit Juni 2006 monatlich durch.

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