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Die Zentralbanken versuchen Währungsturbulenzen nach Brexit-Entscheid zu schlichten

Freitag, 24.06.2016

Mit dem Entscheid Grossbritanniens, die Europäische Union verlassen zu wollen, setzten an den Finanzmärkten Turbulenzen ein. Pfund und Euro tauchten ab, Franken und US-Dollar werteten auf. Die Zentralbanken begannen am Markt zu intervenieren.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat nach dem Entscheid der Briten, aus der Europäischen Union austreten zu wollen, am Devisenmarkt interveniert. Der Franken war in der Nacht zum Freitag bis auf 1,0623 pro Euro gestiegen. Er hat dieses Niveau seit August 2015 nicht mehr erreicht. Auch gegenüber dem US-Dollar fiel der Franken bis auf 98,11 Rappen. Im Verlauf des Freitagmorgens schwächte sich der Franken dann aber wieder bis auf 1,0800 Euro ab. Der Franken hatte bereits in den Wochen vor der Brexit-Abstimmung deutlich an Wert zugelegt. Er gilt bei Investoren nach wie vor als Fluchtwährung.

SNB könnte die Zinsen weiter senken

Wie die SNB will auch weiterhin am Markt aktiv bleiben, wie sie gegenüber Medien erklärte. Dies dürfte insofern interessieren, als der Höhenflug des Franken über mehrere Tage oder Wochen anhalten könnte.

SNB-Präsident Thomas Jordan hatte bereits im Vorfeld der Brexit-Abstimmung angekündigt, am Devisenmarkt intervenieren zu wollen, sollte es zu Turbulenzen an den Finanzmärkten kommen. Dabei hatte er eine weitere Zinssenkung nicht ausgeschlossen. Der Leitzins in der Schweiz befindet sich mit -0.75% bereits auf einem Rekordtief. Darunter leiden vor allem institutionelle Investoren, wozu auch Pensionskassen zählen.

Das Pfund befindet sich im freien Fall

Die britische Währung fiel am Freitagmorgen auf den tiefsten Wert seit 1985: Das Pfund kostete zeitweise weniger als 1,33 Dollar. Damit war es rund 11% billiger als in der Abstimmungsnacht, als die britische Währung zeitweise noch etwas mehr als 1,50 Dollar gekostet hatte.

Durch den Kursverfall des Pfunds war Grossbritannien zeitweise nicht mehr die fünftgrösste Volkswirtschaft der Welt, wie die Denkfabrik «London Economics» ermittelt haben will. Sie wurde von Frankreich überholt.

Die britische Notenbank kündigte an, dass sie bereit stehe, das Funktionieren der Märkte zu garantieren, wie Mark Carney, Chef der Bank of England (BoE), am Freitag in London gegenüber Medien erklärte. Um die Finanzwirtschaft ausreichend mit Geld zu versorgen, stünden zusätzliche 250 Milliarden Pfund bereit. Sollte es nötig werden, könne auch erhebliche Liquidität in Fremdwährungen bereitgestellt werden. Die Bank of England will in den kommenden Wochen zudem weitere Schritte prüfen.

EZB steht für konzertierte Zentralbankinterventionen bereit

Die Verwerfungen an den Finanzmärkten haben auch die Europäische Zentralbank (EZB) auf den Plan gerufen. So steht die EZB bereit, falls nötig zusätzliche Liquidität in Euro und in Fremdwährungen bereitzustellen, wie sie am Freitag mitteilte. Ein Blick auf den Euro-Dollar-Kurs lässt denn auch vermuten, dass die EZB am Freitagvormittag am Markt interveniert hat.

Die EZB hat sich auf diesen Notfall in engem Kontakt mit den Banken, die sie überwacht, vorbereitet. Sie beobachtet die Finanzmärkte genau und steht in engem Kontakt mit anderen Zentralbanken. Dies dürfte auch die US-Zentralbank Fed miteinschliessen.

Auch US-Zentralbank ist bereit, am Devisenmarkt einzugreifen

Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat nach der SNB und der EZB ebenfalls angekündigt, notfalls am Devisenmarkt einzugreifen. Man beobachte die Märkte genau, liess die Zentralbank auf Twitter verlauten.

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