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«Die Weltwirtschaft startet durch»

Mittwoch, 07.12.2016

Die Privatbank Pictet schätzt die Entwicklung der Weltwirtschaft aus Anlegersicht für 2017 weniger pessimistisch ein als andere. Dennoch räumt sie ein, dass „politische Querschüsse“ zu vorübergehender Verunsicherung führen werden.

Das „Schwungrad“ der Weltwirtschaft werden 2017 China und die USA bilden, ist Pictet-Chefanalyst Alfred Roelli überzeugt. Alleine Chinas Beitrag zum Weltwirtschaftswachstum veranschlagt Pictet für 2017 mit 36.6%, während der Anteil der USA bei 14.7% liegen soll – womit sie zusammen 51.3% Wachstumsanteil liefern. Den Anteil der Eurozone beziffert Pictet dagegen lediglich mit 8.2%. «China befindet sich in einer gelingenden Übergangsphase hin zu einer reifen Industriegesellschaft mit hohem Dienstleistungsanteil», erklärt Roelli. Chinas Währung hält er für "relativ vernünftig" bewertet. Für die USA prognostiziert Pictet nach dem Sieg von Donald Trump unverändert ein Wachstum von 2% für 2017, was Roelli als „konservative Schätzung“ betrachtet.

Eurozone könnte politische Turbulenzen erleben

Etwas weniger optimistisch zeigt sich Roelli für Europa. Zwar würde der unterbewertete Euro helfen, wovon insbesondere die Exportindustrie profitiere, und halte die Wirtschaft in Gang. Politische Querschüsse, etwa das italienische Referendum, die französischen Wahlen oder ein harter Brexit, würden aber immer wieder zu vorübergehender Verunsicherung bei den Anlegern führen.

Schwache Rohstoffpreise zeigen positive Effekte

Roelli erachtet die Wahrnehmung der Anleger bezüglich der Entwicklung der Weltwirtschaft insgesamt als zu vorsichtig. Beim Einfluss der niedrigeren Rohstoffpreise auf die Weltwirtschaft gelte es, zwischen kurz- und langfristigen Effekten zu unterscheiden: Niedrige Rohstoffpreise würden kurzfristig in vielen Sektoren zwar zu Einbrüchen bei Anlageinvestitionen und zu schwächerem Wachstum führen. Nach etwa 2 Jahren schwacher Rohstoffpreise würden die positiven Effekte aber beginnen zu überwiegen.

Zyklische Aktien versprechen gute Renditen

Als ein „entscheidendes Thema für Anleger“ sieht Roelli 2017 das verbesserte Gewinnwachstum bei Unternehmen weltweit. So hält Pictet ein zweistelliges Gewinnwachstum in den USA und in Europa für wahrscheinlich. Abnehmende Risiken, steigende Gewinnprognosen und die Aussicht auf stärkeren fiskalischen Rückenwind nach dem Wahlsieg von Donald Trump hätten Pictet veranlasst, die Aktienpositionen in defensiven Werten zu reduzieren und Portfolios mehr auf „Wertaktien“ zu verlegen, so Roelli. Dazu gehörten neben zyklischen Werten auch Finanztitel, wobei Pictet insbesondere Technologie-Aktien favorisiert. Im Übrigen hält Pictet bis zu 3% Inflation für Aktien ungefährlich. 

US-Fed dürfte die Zinsen um insgesamt 0.75% anheben

Pictet rechnet mit einer Anhebung der amerikanischen Leitzinsen um 25 Basispunkte noch in diesem Dezember; 2017 dürften zwei weitere Erhöhungen gleichen Ausmasses durch die US-Zentralbank (Fed) folgen. Die Europäische Zentralbank (EZB) ihrerseits werde das QE-Programm (Anleihenkaufprogramm) wohl um 6 Monate verlängern. Diese Konstellation dürfte dem US-Dollar weiterhin soliden Auftrieb verleihen.

Rückkehr der Inflation ist negativ für Festverzinsliche

Die Festverzinslichen sind nach Ansicht von Pictet ausgereizt und stehen unter Druck. Das Ziel der Regierungen und der Notenbanken sei die Re-Inflationierung der Weltwirtschaft. Diese werde auch kommen. Analog zu den 1970er Jahren würde es aber einige Jahre dauern, bis die „Glaubwürdigkeit“ der Notenbanken in diesem Punkt etabliert sei. «Festverzinsliche haben somit kaum Potenzial und ihr Risiko wird zum jetzigen Zeitpunkt von der Mehrheit der Anleger unterschätzt», warnt Roelli. Vor diesem Hintergrund habe Pictet die Duration im Festverzinslichen-Portefeuille verkürzt, und habe Hochzinsanleihen sowie einen Teil der Staatsanleihen durch Floating Rate Notes ersetzt.

Realwerte bilden den Kern eines diversifizierten Portefeuilles

Realwerte wie Aktien, Private Equity oder Immobilien bilden für Pictet den Kern eines diversifizierten Privatkunden-Portefeuilles. Um den Einfluss vorübergehender Korrekturen abzufedern, verwendet Pictet in allen Portefeuille-Typen vermehrt Absicherungsstrategien.

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