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Die Versicherungsbranche ist weiterhin auf Wachstumskurs

Freitag, 07.02.2014

Die Schweizer Privatassekuranz blickt auf ein erfolgreiches Jahr 2013 zurück. Sie rechnet trotz anspruchsvoller Rahmenbedingungen und einem anhaltenden Tiefzinsumfeld mit weiterem Wachstum. Gleichzeitig mahnt sie vor Überregulierung.

Die Schweizer Privatversicherer haben dank stabilem Prämienwachstum, soliden Finanzergebnissen, durchschnittlicher Schadenentwicklung und Verbesserungen in der Kosteneffizienz ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2013 hinter sich gebracht. Sie sehen sich denn auch als «treibende Kraft der Schweizer Volkswirtschaft», die ihren Beitrag an eine prosperierende Schweiz leiste.

Mit einer Brutto-Wertschöpfung von 20 Milliarden Franken oder einem Anteil von 4% an der Gesamtwirtschaft zählen sie zu den 8 bedeutendsten Branchen des Landes, wie Urs Berger, Präsident des Schweizerischen Versicherungsverbandes SVV, an der Jahresmedienkonferenz betonte. Bei der Produktivität liege die Branche sogar an der Spitze.

Lebengeschäft legt weiter kräftig zu

Besonders gross ist das Wachstum im gesamten Geschäft mit Lebensversicherungen, was gemäss SVV 2013 um etwa 5,4% zugelegt hat. Dies trotz anhaltend tiefem Zinsniveau und einem anspruchsvollen regulatorischen Umfeld, wie der SVV betonte. Der Verband schreibt die positive Entwicklung insbesondere dem Erfolg im Kollektivleben-Geschäft zu, wo die Prämieneinnahmen mit plus 7,9% besonders stark gewachsen sind.

Das deutliche Plus von 12% bei den Einmalprämien spiegle die ungebrochen starke Nachfrage nach dem Vollversicherungsmodell, was Sicherheiten biete, wie sie nur die Privatversicherer anbieten könnten, so Urs Berger. Diese ökonomische Realität sei in der anstehenden politischen Debatte um die Reform «Altersvorsorge 2020» nicht ausser Acht zu lassen.

Bei den periodischen Prämien haben eine höhere Quote der Erwerbstätigen und Lohnerhöhungen zu einem Zuwachs von 2,6% geführt.

SVV fordert Abschaffung der Stempelsteuer auf Einmalprämien

Das Prämienvolumen in der Einzel-Lebensversicherung ist wie in den Vorjahren erneut geschrumpft. Für 2013 erwartet der SVV einen Verlust von 1,2%. Sollte das Niveau bei den periodischen Prämien mit einem Minus von 0,1% gehalten worden sein, wären die Einnahmen bei den Einmalprämien mit 3,8% rückläufig, so der SVV. Um diesen Trend umzukehren und die Attraktivität von Einzelleben-Versicherungen mit Einmalprämien wieder zu erhöhen, fordert der SVV, die Stempelsteuer von 2,5% auf diesen Produkten abzuschaffen.

Sachgeschäft wächst nur noch geringfügig

Weit weniger stark präsentiert sich das Wachstum in der Schadenversicherung. Der SVV rechnet für 2013 mit einem Zuwachs des Prämienvolumens um 1,6% über alle Gesellschaften und Sparten hinweg. Damit bewege sich das Wachstum im Rahmen der Vorjahre und liege nur geringfügig unter der Entwicklung des Brutto-Inlandprodukts, so der Verband.

Zum Wachstum beigetragen haben insbesondere die volumenstarken Motorfahrzeug- und Feuerversicherungen. In der Motorfahrzeugversicherung stieg das Prämienvolumen um 2,1%. Zu einem Wachstum von 2% in der Feuer-, Elementar- und Schadenversicherung haben laut SVV die nach wie vor rege Wohn- und Umbautätigkeit geführt.

Prämienvolumen in der Kranken- und Unfallversicherung ist nahezu stagniert

In der Kranken- und Unfallversicherung hat sich das Prämienvolumen mit 1% leicht positiv entwickelt. Dazu haben die Prämieneinnahmen in der Krankenzusatzversicherung mit einem geschätzten Plus von 1,8% beigetragen. In der Unfallversicherung ist die Entwicklung wie in den vergangenen Jahren rückläufig: Der Rückgang von 1,3% ist gemäss SVV eine Folge der Tarifliberalisierung und des verstärkten Wettbewerbs sowie der rückläufigen Anzahl von IV-Fällen.

SVV plädiert für eine schweizweite Regulierungsstrategie

SVV-Präsident Urs Berger machte einmal mehr auf die vielfältigen Regulierungsansprüche an die Versicherer aus unterschiedlichen Bereichen wie Steuern, Konsumentenschutz, Finanzstabilität, Aufsichtsrecht oder sogar Genderthemen aufmerksamt. Er beklagte auch die Kosten für die Regulierung. Eine Studie des Schweizerischen Gewerbeverbandes und von KPMG habe gezeigt, dass alleine beim Arbeitsrecht, den Sozialversicherungen und in der Lebensmittelhygiene jährlich Regulierungskosten von 4 Milliarden Franken anfielen. Die staatliche Regulierung insgesamt verursache Kosten von rund 50 Milliarden Franken oder 10% des Bruttoinlandprodukts.

Die Regulierungsansprüche würden zudem zu zahlreichen und teilweise unkoordinierten Regulierungen diverser Amtsstellen führen. Die Folgen seien Ineffizienzen und Einschränkungen, welche der Innovationsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit der Versicherer schadeten. Um dies zu verhindern, brauche die Schweiz eine Regulierungsstrategie, die klare Ziele und praktikable Regulierungsgrundsätze definiere.

Dialog mit der FINMA soll verbessert werden

Ein für die Branche besonders wichtiges Regulierungsbestreben ist die Verschärfung der Eigenmittelvorgaben. Ende 2012 betrugen die anrechenbaren Eigenmittel sämtlicher schweizerischer Versicherungsgesellschaften mehr als 90 Milliarden Franken, bei einer gesamten Bilanzsumme von knapp 600 Milliarden Franken. Risikobasiert nach dem modernen Schweizer Solvenztest SST hat die Branche laut Urs Berger eine Bedeckung von rund 190% erreicht, was um das Doppelte über den heute gültigen Interventionsschwellen liegt.

Diese Kennzahl ragt gemäss Stefan Loacker, CEO der Helvetia Gruppe und Vorstandsmitglied des SVV, gerade im europäischen Kontext heraus. Dort will man nach jahrelangen Verzögerungen per 2016 das ähnlich gelagerte Konzept von Solvabilität II (Solvency II) einführen; dies jedoch mit Übergangsfristen von bis zu 16 Jahren.

Dabei seien die Regelwerke SST und Solvency II in der Philosophie der Aufsicht ähnlich, wie Stefan Loacker erklärte. Bei der konkreten Kalibrierung würden sie sich jedoch massgeblich voneinander unterscheiden: so seien die Kapitalanforderungen in der Schweiz – insbesondere in der Lebensversicherung – wesentlich strenger als in der EU. Mit Blick auf die Kapitalkosten schweizerischer Gruppen mit Leben-Tochtergesellschaften in der EU sei das ein Problem.

Tatsächlich haben Schweizer Versicherer 2012 in der EU über 64 Milliarden Franken an Prämien eingenommen. Dagegen lagen die gesamten Prämien der Erstversicherer in der Schweiz nur bei 57 Milliarden Franken.

SVV fordert Anpassung der Aufsichtsbedingungen

Ein «Swiss Finish» bei den Eigenmittelvorschriften des SST sei für die einheimische Assekuranz stark wettbewerbsverzerrend und damit schädlich, so Urs Berger. Die Aufsichtsbedingungen müssten entsprechend angepasst werden. Und auch Stefan Loacker unterstrich, dass prozessuale Effizienz und materielle Angleichung (Schweizer- an EU-Recht) für Schweizer Versicherer sehr wichtig seien. Mit den strengen Eigenkapitalvorschriften und Ausführungserlassen der Finanzmarktaufsicht FINMA bestimme sie den Erfolg der Assekuranz massgeblich mit.

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