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Die UBS verfehlt die Markterwartungen bei weitem – der Aktienkurs bricht ein

Mittwoch, 04.05.2016

Die Schweizer Grossbank UBS vermeldet für das 1. Quartal 2016 einen massiven Gewinneinbruch von 64% verglichen zum Vorjahreszeitraum. Konkrete Lösungen kann sie nicht aufzeigen. Der Aktienkurs sackt vorübergehend ab.

Die UBS hat im ersten Quartal 2016 einen Ertrag von 6,833 Milliarden Franken erwirtschaftet; das sind knapp 23% weniger als im selben Zeitraum 2015. Der Gewinn fiel gar um 64% von 1,977 Milliarden auf 707 Millionen Franken zurück. Damit hat die UBS die bereits tiefen Erwartungen der Analysten deutlich verfehlt; der Aktienkurs sackte zeitweise um 8% ab.

Transaktionsvolumen fielen im 1. Quartal ungewöhnlich tief aus

Wie die UBS erklärt, habe die erhöhte wirtschaftliche und geopolitische Unsicherheit sowie die Volatilität an den globalen Märkten im ersten Quartal 2016 bei Bankkunden zu einer verstärkten Risikoaversion geführt. Als Folge davon seien die Transaktionsvolumen der Banken für ein erstes Quartal ungewöhnlich tief ausgefallen. Das habe sich auch bei der UBS gezeigt, besonders im Vergleich zum ersten Quartal 2015, in dem die Bank aussergewöhnlich gut abgeschnitten habe. Sergio P. Ermotti, Group Chief Executive Officer, gibt sich dennoch zuversichtlich: «Wir erzielten ein robustes Ergebnis in einem schwierigen Marktumfeld. Wir blieben diszipliniert und fokussiert und profitierten von unserem diversifizierten Geschäftsmodell.»

UBS verzeichnet einen weltweiten Zufluss an Kunden-Neugeldern

Tatsächlich hat die UBS den Markt mit einem hohen Zufluss an Kunden-Neugeldern überrascht. Das weltweit ausgerichtete Wealth Management konnte 15,5 Milliarden Franken Nettoneugelder gewinnen; der Markt war von etwa 3,8 Milliarden Franken ausgegangen. Der Zufluss bei Wealth Management Americas belief sich auf 13,6 Milliarden Franken; dort waren 5,4 Milliarden Franken erwartet worden.

Kosteneinsparungen stehen im Vordergrund

Angesichts der ausserordentlich verhaltenen Kundenaktivitäten will UBS-Chef Ermotti die Ressourcen weiter effektiv einsetzen; auch hat die UBS Fortschritte auf der Kostenseite gemacht. Diese stehen für Analyst Andreas Brun von der Zürcher Kantonalbank (ZKB) im Vordergrund, zumal Ertragssteigerungen im aktuellen Umfeld nur schwer zu realisieren seien. Nachdem die UBS ihr bisheriges Kostensparziel per Ende 2015 verfehlt hatte, konnte sie im Corporate Center die Einsparungen in den ersten drei Monaten 2016 um 100 Millionen auf insgesamt 1,2 Milliarden Franken erhöhen. «Damit kommt sie dem per Mitte 2016 angestrebten Ziel von total 1,4 Milliarden Franken nahe und ist zuversichtlich, dieses zu erreichen», so Brun.

Brun begrüsst den Fokus der UBS auf ihre bisherigen Sparziele. Nach Ansicht der ZKB muss die UBS jedoch zuerst den Beweis erbringen, ihre bestehenden Ziele erreichen zu können, vor allem weil die Bank in den vergangenen vier Quartalen diesbezüglich nur sehr geringe Fortschritte erzielen konnte. Im Corporate Center will die UBS bis Mitte 2016 weitere rund 200 Millionen Franken (knapp 4% des Vorsteuergewinns 2015) und bis Ende 2017 zusätzliche rund 900 Millionen Franken (16% des Vorsteuergewinns 2015) einsparen, u.a. auch mit einer Reorganisation im Mid- und Backoffice des Wealth Managements. Entgegen den Spekulationen in den Medien sei jedoch kein zusätzliches Kostensparprogramm angekündigt worden, was den Markt enttäuscht habe, wie Brun anmerkt.

Kapitalquoten fallen tiefer als vom Markt erwartet aus

Nach Ansicht der UBS behält sie ihre «solide Kapitalposition» bei. Ihre harte Kernkapitalquote (CET1) auf Basis einer vollständigen Umsetzung belief sich auf 14.0% (Konsenserwartung: 14.4%), die vollständig umgesetzte Leverage Ratio für systemrelevante Schweizer Banken (SRB) auf 5.4%. Im März emittierte die UBS als erstes Finanzinstitut in diesem Jahr erfolgreich zusätzliches Kernkapital in Form von Wandlungskapital (AT1 Contingent Capital) in Höhe von 1,4 Milliarden Franken sowie als TLAC anrechenbare verlustabsorbierende Schuldtitel in Höhe von insgesamt 1,3 Milliarden Franken. «Die UBS ist nach wie vor in einer guten Position, um die vorgeschlagenen neuen Anforderungen für systemrelevante Schweizer Banken zu erfüllen», wie das Bankinstitut erklärt.

Markt dürfte Reingewinn- sowie Dividendenerwartungen senken

ZKB-Analyst Brun sieht das anders: «Die Kapitalquoten fallen stärker rückläufig aus als erwartet, was wenig Gutes verheisst für die Dividendenerwartungen». Der negative operative Trend in Kombination mit der auf 14.0% stark gesunkenen CET1-Kapitalquote wird seines Erachtens dazu führen, dass der Markt die Reingewinn- sowie die Dividendenerwartungen für die kommenden drei Jahre um schätzungsweise 10% senkt.

Aktienbeurteilung fällt für die UBS negativ aus

Positiv bewertet Brun das überraschend starke Wachstum des Nettoneugeldes sowie die beruhigenden Aussagen der UBS zu den Rückstellungen für Ausleihungen an die Ölindustrie. Dennoch – sie vermochten die negativen Trends des ersten Quartals nicht aufzuwiegen. Aufgrund der schwachen operativen Leistung, der negativen Kapitalentwicklung und der ausgebliebenen zusätzlichen Kostensparmassnahmen erwartet die ZKB, dass der Markt das Ergebnis negativ aufnimmt. Sie stuft die UBS-Aktie weiterhin nur mit «Marktgewichten» ein. Der Kurs der UBS-Aktie brach im Verlauf des Tages zeitweise um 8% ein.

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