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Die Schweizer Bankiers hoffen auf mehr Markt und weniger Regulierung

Donnerstag, 15.09.2016

Die Bankiervereinigung verströmt Optimismus. Ein neuer Verwaltungsratspräsident, eine Reorganisation des Verbandes und neue, stärker businessorientierte Schwerpunkte sollen helfen, die Herausforderungen zu meistern.

Die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) hat einen neuen Präsidenten. Herbert J. Scheidt übernimmt per 16. September 2016 das Amt des Verwaltungsratspräsidenten. Er ist seit 2011 Verwaltungsratspräsident der Vontobel Holding AG. Von 2002 bis 2011 leitete er die Bank Vontobel als CEO. Scheidt tritt sein Amt in herausfordernden Zeiten an; dabei vollzog der Finanzplatz Schweiz bereits während der Amtszeit seines Vorgängers Patrick Odier einen Paradigmenwechsel und den Wandel hin zum automatischen Informationsaustausch.

In seiner Abschiedsrede an der heutigen Generalversammlung der SBVg betonte Patrick Odier denn auch, wie stolz er auf den Finanzplatz Schweiz sei, und wie erfolgreich dieser den Paradigmenwechsel auf dem Gebiet der Steuerkonformität vollzogen habe. Dabei nähmen die Banken ihre Rolle als Motor der Schweizer Wirtschaft wahr, böten attraktive Ausbildungs- und Arbeitsplätze und erwirtschaften etwa 6% der Schweizer Wertschöpfung. Seine international führende Stellung als Nummer 1 in der grenzüberschreitenden Vermögensverwaltung habe der Finanzplatz Schweiz weiterhin erfolgreich inne.

Kennzahlen zum Finanzplatz liefern Warnsignale

Die jüngsten Kennzahlen zum Finanzplatz liefern indessen auch Warnsignale: Schweizer Banken bauen im Ausland mehr Stellen auf als im Inland, es gibt immer weniger Banken (insb. Auslandbanken) in der Schweiz, die verwalteten Vermögen waren im letzten Jahr aufgrund des starken Frankens leicht rückläufig und die konjunkturelle Situation der wichtigsten Auslandsmärkte ist äusserst herausfordernd.

Die Banken sind in diesem Umfeld gefordert, an ihrer Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit zu arbeiten. Dazu seien sie auf optimale Rahmenbedingungen angewiesen, zu deren Gestaltung Politik und Behörden entscheidend beitragen müssten, erklärte Claude-Alain Margelisch, CEO der SBVg. Mit Blick auf anstehende politische Geschäfte heisse das, wichtige anstehende Beratungen wie etwa zu FIDLEG/FINIG nicht ohne Not zu verschleppen oder Banken mit der Matter-Initiative oder dem Gegenvorschlag dem Risiko auszusetzen, zum verlängerten Arm der Steuerbehörden zu werden.

Banken fordern EU-Marktzugang und bessere Regulierung

Die wohl dringendsten offenen Dossiers sind laut SBVg eine bessere Regulierung und der Zugang zu wichtigen Auslandsmärkten. «Der traditionell sehr internationale Finanzplatz muss auch im Ausland wachsen können. Dazu brauchen die Banken Marktzugang», forderte Claude-Alain Margelisch. Wichtigster Ansatzpunkt sei dabei das Verhältnis der Schweiz zur EU, das es dringend zu verbessern und zu stabilisieren gelte.

Ausserdem verliere die Schweiz aufgrund steigender und kostenintensiver Regulierungsvorgaben an Standortattraktivität. Wolle sie im globalen Standortwettbewerb nicht zurückfallen, müsse sie das Problem der steigenden Regulierungskosten angehen. Mit dem "Konzept für eine gute Regulierungspolitik" steuert die SBVg zu dieser Diskussion einen ausgearbeiteten Lösungsvorschlag bei, der laut eigenen Angaben Lösungswege über alle Regulierungsstufen hinweg einbeziehe. Diese umfassten namentlich eine unabhängige Regulierungsprüfstelle und ein Preisschild für Regulierungen.

Verband setzt neue, stärker businessorientierte Schwerpunkte

Verwaltungsrat und Geschäftsleitung der SBVg haben im vergangenen Jahr eine Reorganisation des Verbands vorgenommen und neue, stärker businessorientierte Schwerpunkte gesetzt. Dies soll zu Effizienzsteigerungen, klaren Verantwortlichkeiten und mehr Businessorientierung im Verband beitragen.

An der diesjährigen Generalversammlung wurden ausserdem zwei neue Verwaltungsräte gewählt: Marco J. Netzer, Präsident des Verwaltungsrats der Banque Cramer & Cie SA, und Dr. Heinrich Henckel, CEO der LGT Bank (Schweiz) AG.

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