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Die negativen Renditen treiben Pensionskassen in risikoreichere Investments

Freitag, 17.06.2016

Schweizer Pensionskassen halten die Obligationenquote zwar konstant, engagieren sich angesichts negativer Renditen aber zunehmend in Unternehmensanleihen, Senior Loans und Global High Yield zulasten von Staatsanleihen. Eine gute Entwicklung?

Europäische Pensionspläne investieren weiter verstärkt in alternative Anlageklassen. Diese machen inzwischen 16% des durchschnittlichen Anlagevolumens aus (+2% gegenüber 2015). Die Aktienquote ist dagegen um einen Prozentpunkt auf 21% gefallen. Zu diesem Ergebnis kommt das «Mercer European Asset Allocation Survey 2016», das mehr als 1‘100 europäische betriebliche Altersversorgungseinrichtungen mit einem Anlagevolumen von über 930 Milliarden Euro berücksichtigt.

Institutionelle Anleger investieren langfristig in die Emerging Markets

Institutionelle Investoren bleiben den Schwellenländern trotz enttäuschender Performance seit 2013 treu. So sind durchschnittlich 6% der Gesamtanlagen in den Emerging Markets investiert. Dies entspricht dem Wert aus dem Vorjahr. Dabei bilden sowohl Emerging Market Debt als auch Aktien wichtige Komponenten der Investmentstrategie.

Laut Herwig Kinzler, Leiter des Bereichs Investments bei Mercer in Deutschland, Österreich und der Schweiz, betrachten die institutionellen Anleger Investitionen in den Emerging Markets als langfristiges Investment. Dies steht im Gegensatz zu Privatanlegern, die nach Auslaufen des Anleihekaufprogramms der US-Regierung „fast schon panisch geflüchtet sind“.

Schweizer Pensionskassen müssen mindestens 3% Rendite erzielen

Auch Schweizer Investoren reduzieren ihr Exposure gegenüber Emerging Markets nicht. «Im Gegenteil, sie halten daran fest und erhöhen es zum Teil noch», weiss auch Philippe Lüthy, Leiter Investments bei Mercer Schweiz.

Die Obligationenquote blieb in der Schweiz zwar fast unverändert verglichen zum Vorjahr. Die Pensionskassen haben den Anteil von Staatsanleihen aber zugunsten von Unternehmensanleihen, Senior Loans und Global High Yield deutlich reduziert.

Pensionskassen investieren vermehrt in obligationenähnliche Segmente

«Die typische Schweizer Pensionskasse muss eine Rendite von rund 3% und mehr erzielen. Dies führt zu einer verständlichen Flucht aus Obligationen in Schweizer Franken, welche zurzeit, nach Kosten, um die 0% – wenn nicht gar darunter – abwerfen», wie Lüthy erklärt. Mercer stellt deshalb eine Bewegung in obligationenähnliche Segmente, wie Senior Loans, Insurance Linked Securities, aber auch Infrastruktur, Private Debt, liquide und marktneutrale Hedge-Fund-Strategien und Global High Yield fest.

Europäische Pensionspläne mit negativem Cashflow nehmen zu

Der Anteil an Pensionsplänen mit negativem Cashflow, wo die monatlichen Rentenzahlungen also höher sind als die monatlichen Beiträge, ist von 37% auf 42% angestiegen. Dies führt zu einer erhöhten Nachfrage nach Anlagen, die laufende Erträge generieren, sogenannte Cashflow-Driven-Financing-Strategien. Diese schliessen auch die Anpassung des Anlageportfolios an die prognostizierten Verpflichtungszahlungen bei gleichzeitiger Stabilisierung des Deckungsgrades (LDI) mit ein.

Kreditzyklus könnte bald enden – Risikomanagement ist wichtig

Viele Märkte leiden unter verringerter Liquidität, die zu erhöhter Volatilität führt, wie Carl-Heinrich Kehr, Investments-Experte bei Mercer, erklärt. Investoren sollten Chancen, die sich daraus ergeben könnten, genau im Blick behalten und sich so darauf einstellen, dass sie am Ende davon profitierten. «Einige der jüngsten Entwicklungen an den Kreditmärkten, etwa die erhöhte Leverage, schlechtere Bonitäten und erhöhte M&A-Aktivität, deuten auf ein nahendes Ende des Kreditzyklus hin», so Kehr. Wichtig seien deshalb jetzt ein robustes Risikomanagement, das auch die Absicherung von Langzeitrisiken mit einschliesse, sowie eine Offenheit für Chancen, die sich aus notleidenden Krediten ergäben.

Erträge aus traditionellen Kapitalmarktanlagen sind schwer zu erzielen

Aufgrund der derzeitigen Bewertungen der meisten grösseren Märkte sind Erträge aus traditionellen Kapitalmarktanlagen (Easy Beta) nur schwer zu erzielen, fügt Kehr an. Anleger sollten daher eine stärkere Gewichtung von Renditen, die durch aktives Management erzielt werden (Alpha) in Betracht ziehen.

Langfristige Verpflichtungen erfordern langfristiges Denken

Investoren mit langfristigen Verpflichtungen sollten auch auf der Asset-Seite langfristig denken, rät Kehr: «Viele verfolgen zwar eine langfristige Strategie, versäumen es aber, tatsächlich alle damit verbundenen Vorteile zu nutzen». Als Beispiel nennt er langfristig ausgerichtete Anleger, die von attraktiven Renditen aus Privatmarktanlagen mit der typischen Illiquiditätsprämie profitieren. Solche Anleger sollten in der Lage sein, sich bei Verwerfungen an den Kapitalmärkten antizyklisch zu verhalten.

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