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Die KOF erwartet für die Schweizer Wirtschaft 2016 weniger Wachstum

Mittwoch, 23.03.2016

Die Konjunkturforschungsstelle KOF korrigiert ihre Wachstumsprognose für die Schweizer Wirtschaft nach unten; statt mit 1.1% Wachstum für 2016 rechnet sie höchstens noch mit 1%.

Nach einem schwierigen Jahr 2015 hellen sich die Wachstumsaussichten für die Schweizer Wirtschaft nun etwas auf. Das Bruttoinlandprodukt dürfte dieses Jahr allerdings nur um 1% zunehmen. Dies wegen der schwachen internationalen Konjunktur und den durch die Frankenaufwertung notwendigen Strukturanpassungen. Die Arbeitslosigkeit dürfte 2016 auf 3.5% leicht steigen. Die Preise sinken jedoch weiter. 

Internationale Entwicklungen bremsten die Weltkonjunktur

Nach einem starken ersten Halbjahr verlor die Weltkonjunktur im weiteren Halbjahr 2015 an Schwung. Die negativen ökonomischen und politischen Nachrichten haben sich in den vergangenen Monaten gehäuft, was auf die Stimmung und die Aussichten drückt. Hinzu kommen die wirtschaftliche Abschwächung in China und ein erneuter Rückgang der Rohstoffpreise, was die Krise in den rohstoffexportierenden Schwellenländern verschärft.

Europa dürfte erst Ende 2016 an Schwung zulegen

Die europäische Konjunktur dürfte sich erst gegen Ende dieses Jahres wieder dynamischer entwickeln. Die Verlangsamung in China wird sich wohl fortsetzen. In den USA dürfte die Konjunktur nach einem schwachen Jahresende im ersten Halbjahr 2016 an Tempo zulegen.

Schweizer Konjunktur dürfte 2016 wieder Tritt fassen

Die schwache internationale Entwicklung zum Jahresende 2015 hin hat die Absatzmöglichkeiten der Schweizer Exportwirtschaft gedämpft. Mit der allmählichen Festigung der konjunkturellen Lage bei den Handelspartnern dürfte auch die Schweizer Wirtschaft wieder Tritt fassen. Dabei kämpfte sie im letzten Jahr mit der Aufwertung des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro. Die Aufhebung des Mindestkurses setzte der Exportwirtschaft klar zu.

Gewinnmargen stehen nach wie vor unter Druck

In einigen exportorientierten Branchen sind die Gewinnmargen immer noch sehr tief oder gar negativ. Dennoch präsentiert sich die Situation für die Schweizer Exportwirtschaft nicht mehr so düster wie noch vor einem Jahr. Grund ist die leichte Abwertung des Frankens, verglichen mit der Situation nach der Aufhebung des Mindestkurses. Aus dem Ausland dürften allerdings nur schwache Impulse für die Schweizer Exporteure zu verzeichnen sein; die Lage bleibt angespannt. Dies dürfte sich mit der langsamen Erholung der Konjunktur in Europa in der zweiten Jahreshälfte allmählich ändern. Die Ökonomen der KOF rechnen für 2016 mit einer Zunahme der Exporte um 2.1% , und für 2017 mit 2.9%.

Importe von ausländischen Geschäftsdienstleistungen sollten abnehmen

Obwohl die Preise für Importgüter aufgrund der Aufwertung des Frankens gesunken sind, drücken die gedämpften Exportaussichten auch auf die Wareneinfuhren. Die verhaltenen Exportaussichten prägen die Entwicklung der Warenimporte weiterhin. Dagegen entwickeln sich die Importe von ausländischen Dienstleistungen robust. Insbesondere die Tourismusdienstleistungen, zu welchen auch der grenznahe Einkauf gezählt wird, verzeichneten im letzten Jahr einen weiteren Schub. Die Importe von ausländischen Geschäftsdienstleistungen stiegen kräftig. Für das laufende Jahr rechnet die KOF mit einer Abschwächung dieser Dynamik. Die gesamten Importe dürften 2016 um 3.4% zunehmen und das Plus verringert sich 2017 auf 2.8%.

Entwicklung der Bau- und Ausrüstungsinvestitionen ist von Sonderfaktoren geprägt

Der jüngste Bauboom klingt zwar langsam ab; starke Rückgänge erwartet die KOF aber nicht. Vielmehr dürften neue Finanzierungsquellen (z.B. Finanzierung und Ausbau der Bahninfrastruktur) dem Tiefbau Impulse geben. Aufgrund von Kapazitätsengpässen ist ausserdem damit zu rechnen, dass diese Impulse für einige Jahre zu einer hohen Kapazitätsauslastung führen werden. 

Laut KOF sollen die Bauinvestitionen 2016 um 1.2% und 2017 um 0.6% steigen. Sonderfaktoren wie der Import von Flugzeugen und Schienenfahrzeugen führen dazu, dass die Ausrüstungsinvestitionen in diesem und im nächsten Jahr etwas zunehmen werden (2016: +1.2%, 2017:+0.6%).

Preise sinken weiter – Lohnerhöhungen fallen geringer aus als früher

Die Preise sinken mittlerweile nicht nur bei den Importgütern, sondern auch bei Waren aus dem Inland, wenn auch in geringerem Ausmass als im Aussenhandel. Das Preisniveau wird gemäss der KOF zunächst weiter rückläufig bleiben (2016: -0.7%, 2017: 0.1%).

Die Anpassungen an den veränderten Wechselkurs des Frankens dürften zurzeit über die Weitergabe von Produktivitätsgewinnen in Form von Preissenkungen erfolgen. Die Arbeitnehmer werden von den laufenden Produktivitätsgewinnen in weitaus geringerem Ausmass (in Form von Lohnerhöhungen) profitieren als in der Vergangenheit. Nominal dürften die Löhne in diesem und im nächsten Jahr um 0.4% steigen. Real sieht die Situation allerdings günstiger aus: Die Arbeitnehmer profitieren von den sinkenden Preisen. Die KOF rechnet mit realen Lohnzuwächsen von 1.1% im laufenden Jahr.

Privatkonsum wächst mässig – Sparquote stagniert

Vor dem Hintergrund dieser Lohnzuwächse und der sich weiter abschwächenden Arbeitsmarktsituation erhalten die Ausgaben der privaten Verbraucher keinen grossen Auftrieb. Der private Konsum steigt 2016 mit 1.5% und 2017 mit 1.6% an. Die Sparquote wird, nach vielen Jahren mit Zuwächsen, stagnieren.

Arbeitslosenquote dürfte ansteigen

Weil einige Firmen mit diesem nominal fast eingefrorenen Lohnniveau noch immer nicht ihre variablen Kosten decken können, sind weitere Rationalisierungsinvestitionen oder Entlassungen von Arbeitskräften zu erwarten. Die Arbeitslosenquote dürfte darum bis ins nächste Jahr hinein weiter leicht ansteigen. Die KOF erwartet (gemäss Seco) eine Arbeitslosenquote von 3.5% in diesem und von 3.6% im nächsten Jahr.

Die Arbeitslosenquote gemäss der International Labour Organization (ILO) verläuft auf höherem Niveau ähnlich und dürfte 2016 sowie 2017 rund 4.8% betragen. Die Zahl der Beschäftigten (in Vollzeitäquivalenten) steigt 2016 um 0.4% und 2017 um 0.8%.

Wirtschaft kehrt zu positivem, aber bescheidenerem Wachstum zurück

Der Wechselkurs des Frankens zum Euro beträgt zurzeit etwa 1.10. Dies entspricht einer Aufwertung von etwas weniger als 10% gegenüber dem Wert Anfang 2015. Sofern es in naher Zukunft nicht zu einem erneuten Aufwertungsschub kommt, könnten die Auswirkungen geringer bleiben als zunächst befürchtet.

Die bisher erfolgte Strukturveränderung mit Rationalisierungen, Verlagerungen ins Ausland oder der ersatzlosen Stilllegung von Produktionsstandorten in der Schweiz, wird allerdings nicht rückgängig gemacht, sondern setzt sich in der nächsten Zeit fort. Auf den ersten Schock erfolgt somit eine graduelle Erosion des Produktionsstandortes für exportorientierte Branchen.

Das Wachstum des Bruttoinlandprodukts von Ende 2014 auf Ende 2015 entsprach mit 0.3% nahezu einer Stagnation. In den kommenden Quartalen erwartet die KOF jedoch eine Rückkehr zu einem positiven, wenn auch bescheidenen Wachstum. Insgesamt wird das BIP 2016 um 1% steigen und 2017 mit der zunehmenden internationalen Erholung um 2%.

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