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Die KOF erwartet für 2016 ein verhaltenes Wachstum

Freitag, 18.12.2015

Die Schweizer Wirtschaft hat den Frankenschock noch nicht verdaut. Dieser Zustand wird mindestens noch bis in die zweite Jahreshälfte 2016 anhalten und bremst Investitionen. Trotz robustem Konsum soll die Wirtschaft 2016 nur um 1.1% wachsen.

Für die Schweizer Wirtschaft stand das Jahr 2015 im Zeichen der Aufhebung des Franken-Euro-Mindestkurses, was zu einem tieferen Wirtschaftswachstum (0.7%) geführt hat. 2016 soll die Produktion voraussichtlich mit 1.1% wieder etwas stärker ansteigen. Insbesondere die Exporte sollen das moderate Wachstum stützen. Die Aussichten für den Schweizer Arbeitsmarkt haben sich allerdings eingetrübt: Die Beschäftigung nimmt kaum zu und die Arbeitslosenquote dürfte im Laufe des kommenden Jahres auf durchschnittlich 3.6% ansteigen, wie die Konjunkturforscher der ETH Zürich (KOF) erklären.

Globale Konjunktur wird durch Abschwung in den Schwellenländern belastet

Die globale Konjunktur hat sich jüngst abgeschwächt, was in den Augen der KOF in erster Linie den Schwellenländern geschuldet ist. Die brasilianische wie auch die russische Volkswirtschaft leiden unter einer wirtschaftlichen Abkühlung unter anderem aufgrund des tiefen Ölpreises. Im Fall von Russland sind es auch die internationalen Sanktionen die zu einer Abkühlung geführt haben.

In China schwächt sich das Wirtschaftswachstum bereits seit einigen Jahren kontinuierlich ab. Der Börsencrash dürfte einen zusätzlichen Belastungsfaktor dargestellt haben. Die US-Wirtschaft ist zwar nicht immun gegenüber der schwachen Schwellenländerkonjunktur, jedoch sind die USA vor allem von der eigenen Binnennachfrage abhängig.

USA und Europa erholen sich

Zuletzt verlangsamte sich insbesondere der Zuwachs beim privaten Konsum – der mit Abstand wichtigsten Nachfragekomponente – gegenüber dem Sommerhalbjahr deutlich. Dennoch setzt sich der Aufschwung in den USA gemäss Einschätzung der KOF mit Wachstumsraten fort, die zunächst noch etwas oberhalb des Potenzialwachstums von circa 2.2% liegen, aber spätestens 2017 auf den Potenzialpfad einschwenken dürften. Damit wurde es für die US-Notenbank (Fed) Zeit, die Leitzinswende einzuleiten, was sie nun getan hat. Positive Signale für die Schweizer Wirtschaft kommen auch aus dem Euroraum, dessen Wirtschaft allmählich wieder wächst.

Schweizer Wirtschaft dürfte Frankenschock frühestens Mitte 2016 verkraftet haben

Die Auswirkungen der Aufhebung des Franken-Euro-Mindestkurses zu Jahresbeginn waren und sind für die Schweizer Wirtschaft beträchtlich, wie die KOF betont; zwar fielen sie insgesamt weniger stark aus als anfänglich befürchtet. Dennoch stagnierten die nominellen Warenexporte im 3. Quartal dieses Jahres, nach deutlichen Rückgängen in der ersten Jahreshälfte. Die Exporteure senkten dabei wiederholt ihre Preise.

Schweizer BIP dürfte 2016 bei 1.1% liegen

Für 2016 rechnet die KOF mit einem robusten, aber verhaltenen Zuwachs der Exporte (2.9%), der positiv zum Wachstum des Bruttoinlandprodukts (BIP) von 1.1% beiträgt. Der durch die Aufhebung der Wechselkursuntergrenze ausgelöste Dämpfer wird erst ab Mitte 2016 mehr oder weniger verkraftet sein. Die Wachstumsrate für 2017 dürfte bei 2% liegen.

Tiefer Ölpreis soll Konjunktur weltweit ankurbeln

Auch wenn einzelne Förderländer aufgrund des tiefen Ölpreises Rückschläge verzeichnen, wird dieser die Konjunktur weltweit insgesamt ankurbeln, ist die KOF überzeugt, wovon die schweizerische Wirtschaft indirekt profitieren sollte. Die leicht anziehende Exportwirtschaft und ein weiterhin starker Franken lassen die Importe im kommenden Jahr etwas ansteigen.

Anpassungsprobleme durch Frankenschock bremst Investitionen

Die anfänglich starke Aufwertung des Frankens gegenüber dem Euro war ein Schock für Unternehmen, die Güter in den Euroraum verkaufen oder mit Produzenten aus dem Euroraum im Inland und Ausland konkurrieren. Trotz einer derzeit weniger starken höheren Bewertung sind die damit verbundenen Anpassungsprobleme geblieben.

Da Verlagerungen von Produktionsstätten und ein Abbau von Arbeitsplätzen weiterhin zu erwarten sind, werden sich die Unternehmen mit Investitionen in der Schweiz zurückhalten. Die Ausrüstungsinvestitionen Lieferungen von Schienen- und Luftfahrzeugen – bleiben die Wachstumsraten der Ausrüstungsinvestitionen aber positiv.

Arbeitslosigkeit dürfte zunehmen

In diesem Jahr ist die Arbeitslosigkeit leicht gestiegen. Im Jahresdurchschnitt 2016 wird sie auf 3.6% gemäss Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) und auf 4.7% gemäss International Labour Organization (ILO) steigen.

Bauwirtschaft entwickelt sich verhalten

In der Bauwirtschaft dürfte die jahrelange Expansion mit einem Rückgang von 0.7% in diesem Jahr zum Stillstand gekommen sein. Das bereits hohe Niveau, die neuen Zweitwohnungsbeschränkungen sowie die zu erwartende Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative hinterlassen ihre Spuren. Die KOF erwartet daher eine leicht rückläufige Entwicklung der Wohnbauinvestitionen, die nur teilweise durch eine höhere Aktivität in anderen Segmenten kompensiert wird. 2016 wird mit 0.9% ein leichter Zuwachs des Baus insgesamt zu verzeichnen sein.

Privater Konsum dürfte weiter zulegen

Aufgrund einer wachsenden Bevölkerungs- und Beschäftigtenzahl sowie steigender Arbeitseinkommen legt der private Konsum weiter zu (2016: 1.6%). Zwar haben die Detailhändler die Aufwertung des Frankens ebenfalls zu spüren bekommen, sie konnten dank reduzierter Beschaffungskosten die Margen jedoch mehrheitlich halten.

Gesundheits- und Sozialwesen dürften expandieren

Im Gegensatz zur Industrie und zum Beherbergungsgewerbe sind die Preisnachlässe hier gering ausgefallen. In den übrigen binnenwirtschaftlich ausgerichteten Wirtschaftszweigen rechnet die KOF mit einem stetigen Anstieg, auch wenn die zu erwartende Stagnation der Steuererträge bei der staatlichen Aktivität Spuren hinterlassen wird. Die demografische Entwicklung, aber auch die Zunahme der Flüchtlinge werden dem entgegenwirken und vor allem im Gesundheits- und Sozialwesen für eine weitere Expansion sorgen.

Preise entwickeln sich weiter rückläufig

Die Konsumentenpreise sind schon seit einigen Jahren rückläufig. Die durch die Aufwertung und die Erdölpreisentwicklung verursachte Vergünstigung der eingeführten Güter trägt dazu bei, aber auch die Binnenteuerung ist negativ.

Der Rückgang des Preisniveaus der inländischen Wertschöpfung ist mit rund 1% pro Jahr erheblich und wurde vorwiegend von der Exportwirtschaft verursacht, deren Margen stark geschrumpft oder negativ geworden sind. Eine Rückkehr zu anziehenden Preisen ist in die Ferne gerückt (2016: -0.5%), erst 2017 kann ein schwacher Anstieg von 0.2% erwartet werden.

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