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Die Frankenstärke sorgt in der Exportindustrie für ein Rekord-Stimmungstief

Donnerstag, 09.07.2015

Fast drei Viertel der Schweizer KMU erwarten, dass sie wegen der Frankenstärke weiter an Exportvolumen verlieren werden. Damit erreicht die Exportstimmung für das dritte Quartal 2015 ein Rekordtief.

Aufgrund der weltwirtschaftlichen Entwicklung hat die ausländische Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen grundsätzlich zugenommen. Als Folge der Wechselkurssituation kommt sie bei den Schweizer KMU allerdings nur abgeschwächt an. Allein gestützt auf ausländische Nachfragefaktoren sollte das Exportwachstum derzeit etwa 5 Prozentpunkte höher sein, als es tatsächlich ist, wie das Credit Suisse Exportbarometer zeigt. Die exportorientierten KMU blicken jedoch pessimistisch ins kommende Quartal.

Analog zur weltweiten Nachfrage müsste Schweizer Exportwachstum höher liegen

Das Credit Suisse Exportbarometer, das die ausländische Nachfrage nach Schweizer Produkten abbildet, steht zurzeit bei einem Wert von 1.04. Es liegt damit – wie bereits in den beiden Vorquartalen – in der Nähe des langjährigen Schnitts von 1.00, was ein durchschnittliches Exportwachstum erwarten liesse.

Ebenso wie in den Vorquartalen wird das Wachstum von den USA angetrieben. Im Zuge der beschleunigten wirtschaftlichen Erholung wird aber auch Europa in den nächsten Monaten zunehmend für positive Impulse sorgen. Angesichts des geringen Anteils der Schweizer Exporte nach Griechenland, gemessen an den gesamten Schweizer Ausfuhren, der nur bei 0.4% liegt, dürfte die dortige Krise keine direkten Auswirkungen auf die Schweizer Exportwirtschaft haben, wie Bettina Rutschi, Senior Economist bei der Credit Suisse, erklärt.

Das Credit Suisse Exportbarometer stellt allerdings ausschliesslich auf die ausländische Nachfrage ab und berücksichtigt die Wechselkursentwicklung nicht. Obschon sich also die Konjunktur reihum erholt und die internationale Nachfrage im langjährigen Mittel wächst, ist nicht darauf zu schliessen, dass sich dies in ebenso stark steigenden Exporten niederschlagen wird.

Exportperspektiven zeigen tiefsten Wert seit 2010

Im Gegenteil: Die Exportstimmung unter den Schweizer KMU erreicht für das kommende Quartal ein Rekordtief. Dies zeigt die Quartalsumfrage von Switzerland Global Enterprise (S-GE) bei über 200 exportierenden Schweizer KMU. Danach liegen die Exportperspektiven auf dem tiefsten Wert seit Beginn der Befragung 2010. Fast drei Viertel der befragten KMU geben an, durch die Frankenstärke an Exportvolumen zu verlieren.

«Die Situation der exportierenden Schweizer KMU hat sich fast ein halbes Jahr nach der Entscheidung der Schweizerischen Nationalbank, die EUR/CHF-Wechselkursuntergrenze aufzuheben, nicht verbessert», sagt Alberto Silini, Leiter Beratung bei S-GE. «Im Gegenteil, der Wert der S-GE-Exportperspektiven liegt mit 43.3 so niedrig und so deutlich unter der Wachstumsschwelle von 50 wie noch nie seit Beginn der Befragung im 2010.» Der Wert errechnet sich aus der Exportstimmung der befragten Schweizer KMU für das 3. Quartal 2015 sowie den effektiven Exporten im Vorquartal.

Zahl der KMU mit sinkendem Exportvolumen steigt

Die Zahl der KMU, die angeben, der starke Franken habe einen negativen Einfluss auf ihr Exportvolumen, hat sich verglichen zum Vorquartal von 67% auf 74% erhöht. Als vordringlichste Massnahme gegen den starken Franken erachten die Unternehmen laut Silini noch immer die Optimierung des Beschaffungswesens, gefolgt von der Senkung der Produktionskosten sowie Preiserhöhungen. Weniger KMU als noch im Vorquartal wollten jedoch die Lohnkosten reduzieren.

Erschliessung neuer Exportmärkte schafft Wachstum

Die Befragung hat weiter ergeben, dass 24% der Schweizer KMU neue Märkte angehen wollen; im Vorquartal waren es 20% gewesen. Dass findet bei Silini Unterstützung; denn so notwendig das Kostensenken auch sei, die Erschliessung neuer Exportmärkte schaffe langfristig Wachstum, wie er betont.

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