Sie befinden sich hier: Startseite » Aktuelle Themen » Artikel

Die Finanzmarktverluste lassen Pensionskassenvermögen vorübergehend schmelzen

Mittwoch, 10.02.2016

Die Turbulenzen an den Finanzmärkten werfen auch auf die Pensionskassen ihre Schatten. Das Gesetz erlaubt den Kassen, 50% des Gesamtvermögens in Aktien anzulegen; viele halten zwar weniger, leiden aber unter den Kursverlusten.

Globale Aktien stehen um fast 20% unter ihrem 2015-Hoch. Alleine an der Schweizer Leitbörse SMI haben Aktien zwischen dem 5. Januar und dem 10. Februar 2016 knapp 12% an Wert verloren. Das geht auch an den Pensionskassen nicht spurlos vorbei. Gemäss BVV2-Richtlinien ist es ihnen erlaubt, 50% des Gesamtvermögens in Aktien zu investieren. Gemäss aktuellem Credit Suisse Schweizer Pensionskassen Index hatten Pensionskassen, die bei der Credit Suisse ein Global Custody unterhalten, etwa im vierten Quartal 2015 13.75% in Schweizer Aktien und 17.30% in Aktien Ausland investiert, zusammen also rund 31% ihres Vermögens. 

Pensionskassenvermögen sind um Milliarden gesunken

Bei einem Aktienanteil von 25% erlitten die Vermögen von Pensionskassen seit Anfang Jahr bis Ende letzter Woche gemäss den täglich von der Bank Pictet berechneten BVG-Indizes einen Wertverlust von 1.4%, wie der «Tages-Anzeiger» errechnet hat. Bei einem Aktienanteil von 40% waren es gar 3%. Bei insgesamt rund 800 Milliarden Franken Pensionskassengeldern würde der Wertverlust also etwa 24 Milliarden Franken betragen.

Renditen der Pensionskassen sind im langjährigen Kontext zu sehen

Diese Zahl sei jedoch im Kontext einer längerfristigen Entwicklung zu betrachten, wie Iwan Deplazes, Leiter Asset Management bei der Zürcher Kantonalbank, gegenüber dem Tages-Anzeiger relativiert. Er verweist auf die Renditen der Vorjahre. So habe eine durchschnittliche Pensionskasse letztes Jahr auf ihren Anlagen eine Rendite zwischen 1% und 2% erzielt und in den beiden Jahren davor sogar eine von je 6.5% bis 7.5%. Die aktuelle Talfahrt an den Aktienmärkten gehe an den Pensionskassen zwar nicht spurlos vorbei, in Panik ausbrechen müsse aber niemand. Die Pensionskassen seien darauf ausgerichtet, mit Schwankungen an den Märkten umgehen zu können.

Anlagestrategien sind langfristig ausgelegt

Der Tages-Anzeiger hat auch Lukas Riesen, Partner beim Pensionskassenberatungsunternehmen PPC Metrics, zu den aktuellen Marktentwicklungen befragt. Er sieht in den kurzfristigen Verwerfungen an den Börsen offenbar nicht die grosse Herausforderung. Die Anlagestrategien der Pensionskassen seien langfristig ausgelegt, weshalb es falsch wäre, bisherige Anlagekonzepte nun zu verwerfen. Die Kursverluste an den Börsen hätten die Pensionskassen zwar Deckungsgrade gekostet. Mindestens genauso gravierend seien aber die gesunkenen Zinsen.

Pensionskassen müssten Leistungen kürzen

Im gegenwärtigen Tiefzinsumfeld werde es für die Pensionskassen langfristig immer schwieriger, ihren Verpflichtungen nachzukommen. Dies bedeute letztlich, dass die Vorsorgeeinrichtungen ihre Verpflichtungen der gegenwärtigen Zinsrealität anpassen müssten. Es könne nicht sein, dass angesichts des momentanen Tiefzinsumfelds zur Deckung zukünftiger Verpflichtungen eine Rendite von 4% erzielt werden müsse.

Also müssten die Leistungen verkleinert werden, indem etwa der Umwandlungssatz, mit dem bei der Pensionierung die Höhe der Rente berechnet werde, gesenkt werde, ebenso wie der Satz zur Verzinsung der Pensionskassenvermögen. Laut Tages-Anzeiger glaubt Riesen deshalb, dass die gegenwärtigen Verluste auf den Aktienanlagen allenfalls den Druck erhöhten, die nötigen Anpassungen nun auch wirklich in Angriff zu nehmen.

Anzeige
 
Twitterdel.icio.usgoogle.comLinkaARENAlive.comMister Wong
Copyright © 2011-2024 vorsorgeexperten.ch. Alle Rechte vorbehalten.