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Die EZB sorgt sich um eine drohende Deflation in Europa

Montag, 25.08.2014

EZB-Chef Mario Draghi äusserte jüngst sehr deutlich die Sorge um eine drohende Deflation in der Eurozone. Entsprechend entschlossen will die EZB dagegen vorgehen – falls nötig auch mit einem Anleihenankaufprogramm. Der Euro schwächte sich ab.

Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) Mario Draghi nahm vergangenes Wochenende ebenfalls am Treffen der Zentralbanker in Jackson Hole teil. Seine Rede fiel laut Beobachtern aber wesentlich spektakulärer als jene von Janet Yellen aus. Seine grösste Sorge galt dabei der drohenden Deflation in Europa; denn je länger die Phase nur sehr schwach steigender Preise in der Währungsunion andaure, desto grösser werde das Risiko für die Preisstabilität, mahnte er. Er liess keinen Zweifel offen, dass der EZB-Rat auf eine Spirale sinkender Preise entschlossen und mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln reagieren werde. Am Montagmorgen geriet der Euro als Reaktion darauf unter Druck. Der Euro sank gegenüber dem Dollar vorübergehend auf unter 1.32 Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit fast einem Jahr.

Konjunktur der Eurozone gerät ins Stocken

Hauptgrund für die Euro-Schwäche ist laut Beobachtern allerdings die unterschiedliche konjunkturelle Entwicklung der Volkswirtschaften der USA und der Eurozone. Während die wirtschaftliche Erholung in den USA voranschreitet, steht eine Konjunkturaufhellung in der Eurozone in Frage. Die grossen, strukturell schwachen Volkswirtschaften Frankreich und Italien treten an Ort, und auch für Deutschland sind die Konjunkturaussichten für das zweite Halbjahr gedämpfter als noch vor ein paar Monaten. Hinzu kommen geopolitische Entwicklungen wie die Ukraine-Krise, welche die Märkte zusätzlich verunsichern.

Politiker sollen Nachfrage ankurbeln

Draghi appellierte in seiner Rede an die europäischen Politiker, in der Finanzpolitik „ein bisschen amerikanischer“ zu werden. Sie sollten nicht so sehr auf Staatsschulden und laufende Defizite achten, sondern mehr auf das benötigte Wirtschaftswachstum, indem sie mit öffentlichen Geldern für mehr gesamtwirtschaftliche Nachfrage sorgten. Dies wäre laut Analysten etwa der Zürcher Kantonalbank indes eine Abkehr von der Reform- und Konsolidierungspolitik, welche die EZB bis anhin postulierte.

Anleihen-Ankäufe scheinen möglich

Zur Geldpolitik sagte Draghi hingegen wenig Neues. Die Leitzinsen dürften bis auf weiteres nahe bei 0% bleiben. Die EZB scheint ausserdem bereit, im Kampf gegen das zunehmende Deflationsrisiko über jegliche Art der monetären Stimulierung nachzudenken – ein Quantitatives Easing bzw. Ankauf von Staatsanleihen eingeschlossen. Draghi äusserte zudem, dass die zweckgebundenen Langfristkredite für Banken (TLTROs) auf gutem Weg seien und die Banken bereits «signifikantes Interesse» daran signalisiert hätten. Darüber hinaus begrüsste Draghi explizit die Abwertung des Euro.

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