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Die Europäische Zentralbank lässt die Geldschleusen weit offen

Donnerstag, 08.12.2016

Die EZB belässt den Leitzins auf Rekordtief. Das Anleihenkaufprogramm bleibt bis März 2017 bei monatlich 80 Milliarden Euro. Ab April soll es auf 60 Milliarden Euro gesenkt werden. Der EZB-Chef hält eine Rückkehr zu 80 Milliarden aber für möglich.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat heute entschieden, den Leitzins für die Eurozone unverändert bei 0.00% zu belassen. Der Einlagezins für Banken bleibt ebenfalls unverändert bei minus 0.4%. Das Anleihenkaufprogramm soll zwar bis und mit März 2017 bei monatlich 80 Milliarden Euro bleiben. Ab April 2017 will die EZB es aber vorerst auf monatlich 60 Milliarden Euro senken. 

Ein Tapering ist nicht in Sicht

Marktbeobachter werten die Reduktion des monatlichen Anleihenkaufvolumens indes nicht als Ausstieg aus der quantitativen Lockerung. Sie sehen darin vielmehr eine Rücknahme der Erhöhung von monatlich 60 auf 80 Milliarden Euro per April 2016. Fällig werdende Wertpapiere sollen zudem reinvestiert werden, so dass das monatliche Kaufvolumen ab April 2017 letztlich über 60 Milliarden Euro betragen dürfte. Die Mindestlaufzeit beim Kauf von Anleihen sinkt auf ein Jahr (vorher zwei Jahre).

Auch EZB-Chef Mario Draghi stellte vor den Medien klar, dass die Zentralbank zu einem späteren Zeitpunkt wieder zum monatlichen Anleihenkauf in Höhe von 80 Milliarden Euro zurückkehren könnte. Ein Tapering sei also nicht in Sicht, wie er anmerkte.

EZB kauft nun auch Anleihen mit hoher Minusrendite

Die EZB dreht jedoch nicht nur an der Laufzeit des Anleihenkaufprogramms. Sie durfte bisher auch keine Anleihen mit einer negativen Rendite kaufen, die über dem Einlagezins für Banken (minus 0.4%) lag. Das hat geändert – laut Draghi darf die EZB nun auch Anleihen mit höherer Negativrendite ankaufen.

Inflationsziel dürfte frühestens 2019 erreicht sein

Laut eigenen Prognosen wird sich die EZB erst in drei Jahren wieder ihrem Inflationsziel annähern. Sie erwartet für die Eurozone 2019 eine Teuerungsrate von 1.7%. Die EZB erachtet die Preise erst ab einem Inflationswert von 2% als stabil. Für 2016 rechnet die EZB mit einer Inflationsrate von lediglich 0.2%, für 2017 mit 1.3% und für 2018 mit 1.5%. Damit wurden die September-Prognosen weitgehend bestätigt. Laut Draghi gibt es Hinweise, dass sich die weltweite Konjunktur belebt. Der Mangel an Reformen dürfte den Aufschwung in der Eurozone allerdings bremsen.

EZB zeigt sich zu Grossbritannien, Italien und den USA abwartend

Fragen bezüglich Erwartungen für die Eurozone aufgrund des anstehenden Machtwechsels in den USA beantwortete Draghi vorsichtig. So liessen sich die Folgen derzeit noch nicht abschätzen. Gleiches gelte für den Brexit und das Nein der Italiener zur Verfassungsänderung. Die Märkte hätten sich in allen drei Fällen als widerstandsfähiger wie erwartet erwiesen, so Draghi mit Blick auf die steigenden Kurse an den Aktienmärkten. Vor allem der Brexit, aber auch die politischen Veränderungen in den USA könnten mittel- bis langfristig ihre Wirkung entfalten. Derzeit sei man aber noch in einer „frühen Phase“, so Draghi.

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